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Alarmierende Warnung vor "Keinen Bock mehr"-Haltung

Simulationsforscher Niki Popper von der TU Wien sieht eine "heiße Phase" in der Corona-Pandemie gekommen. Fehler dürfte nun keine mehr passieren.

Rene Findenig
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Eine Ausreisekontrolle der Polizei am Montag, 15. März 2021, am Hauptbahnhof in Wiener Neustadt. Experte Popper spricht sich weiter für regionale Maßnahmen aus.
Eine Ausreisekontrolle der Polizei am Montag, 15. März 2021, am Hauptbahnhof in Wiener Neustadt. Experte Popper spricht sich weiter für regionale Maßnahmen aus.
ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com

Das "Starren auf Zahlen", also auf die täglichen Corona-Neuinfektionen, hält der Simulationsforscher Popper nicht für sinnvoll – das sei etwas, das sich "wie die Epidemie ausgebreitet" habe. Wichtig sei, dass die Zahlen stimmen würden und man Zusammenhänge verstehe. Eine breitflächige Gastronomie-Öffnung etwa sei so nicht möglich: "Wir können Fakten nicht negieren, wir können mit dem Virus nicht verhandeln."

Generell warnte Popper im Ö1-"Morgenjournal": "Wir können nicht sagen, wir sperren jetzt auf, weil wir keinen Bock mehr haben, weil der Virus ist noch da. Sondern wir müssen uns überlegen, wie können wir das tun." Dazu müsse man die "richtigen" Menschen impfen, so der Experte, und das wären jene Personen die zwischen 60 und 80 seien, und nicht die jungen. "Wir sind in einer heißen Phase, wir dürfen jetzt keine Fehler machen", so Popper.

"Wie hoch soll es gehen?"

Generell sieht Popper in Österreich derzeit kein extrem schnelles Wachstum des Virus. Das sei auch der Grund, warum sich die Politik schwer tue, über Öffnungen oder Verschärfungen zu entscheiden. Popper sieht dabei zwei Szenarien. Einerseits könne man versuchen, die Öffnungsschritte beizubehalten und versuchen, die Kontrolle zu behalten. Man müsse dabei entscheiden, "wie hoch soll es gehen", also bei welcher Inzidenz oder Spitälerauslastung man reagiere. Andererseits gäbe es den internationalen Weg, zu verschärfen und die Zahlen runterzuschrauben.

Dabei regional nach Bezirken oder Bundesländern zu entscheiden, unterstützt Popper. Bisher habe das oft gut und schnell funktioniert, nur manchmal sei man zu langsam gewesen, "dann hinkt man der Situation hinterher". Politisch sei aber nicht immer eine regionale Vorgehensweise möglich, so Popper: Zwei Wiener Bezirke könne man wohl kaum voneinander trennen. Was aber auch nicht funktioniere: "Wenn jeder Bezirk jetzt schreit, wir wollen auch geimpft werden, dann wird das die Politik nicht mehr hinbekommen." Nicht berechnet habe Popper, was der Ausfall von AstraZeneca für Österreich bedeuten würde. "Das "ständige Hin und Her" sei kaum mehr zu erfassen, weder mathematisch, noch emotional. Es brauche nun klare Ansagen, so Popper. 

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    Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) äußerte sich zur Impf-Situation in Österreich und übte dabei scharfe Kritik an der Europäischen Union.
    Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) äußerte sich zur Impf-Situation in Österreich und übte dabei scharfe Kritik an der Europäischen Union.
    ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com