Wien

Alleinerziehende Pflegerin bekommt keinen Job

Im Pflegebereich wird händeringend nach Personal gesucht, dennoch will niemand eine alleinerziehende Pflegeassistentin einstellen.

Amra Duric
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Obwohl im Pflegebereich dringend Personal gesucht wird, bekommt eine Pflegerin aus Wien keinen Job. "Es scheitert an den Arbeitszeiten", so die Frau.
Obwohl im Pflegebereich dringend Personal gesucht wird, bekommt eine Pflegerin aus Wien keinen Job. "Es scheitert an den Arbeitszeiten", so die Frau.
iStock, privat

Seit über zehn Jahren arbeitet eine Wienerin im Pflegebereich. 2016 bekam die 36-Jährige dann ihre Tochter. "Als ich aus der Karenz zurückgekommen bin, haben die Probleme angefangen", berichtet sie im Gespräch mit "Heute". Jahrelang arbeitete die Pflegerin für das gleiche Unternehmen. "Als mein Kündigungsschutz erloschen ist, wurde ich gekündigt. Ich konnte keine Feiertage, Wochenenden oder Nachtdienste mehr arbeiten." 

"Ich kann mein Kind wegen eines Jobs nicht zur Adoption freigeben."

"Ich kann nur von Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr arbeiten"

Grund dafür war und ist das Betreuungsproblem der Mutter. "Ich bin alleinerziehend und habe keine Familie in der Nähe, die sich um mein Kind kümmern könnte. Ich kann nur von Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr arbeiten. Vor dem Dienst muss ich mein Kind in den Kindergarten und im Herbst dann in die Schule bringen und es dann auch wieder abholen. Kochen und den Haushalt schmeißen muss ich auch noch."

"Wir müssen Umdenken. Ich bin nicht die einzige Mutter und selbst mit Partner ist es nicht leicht. Mir wurde von Arbeitgebern schon gesagt, ich solle mir doch einen Partner suchen, damit es leichter wird."

Seit über einem Jahr ist die Wienerin nun schon auf Jobsuche. "Ich habe in der Zwischenzeit auch eine Ausbildung für Medizinische Assistenzberufe gemacht." Zwar wird die 36-Jährige zu Bewerbungsgesprächen eingeladen, jedoch hagelt es danach immer Absagen. "Es heißt dann immer, ob ich nicht doch einmal am Wochenende arbeiten oder einen Nachtdienst übernehmen könnte. Das geht bei mir einfach nicht. Ich kann mein Kind wegen eines Jobs nicht zur Adoption freigeben."

Flexible Arbeitszeiten gefordert

Von Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen würde sich die Betroffene mehr Flexibilität wünschen. "Wir müssen Umdenken. Ich bin nicht die einzige Mutter und selbst mit Partner ist es nicht leicht. Mir wurde von Arbeitgebern schon gesagt, ich solle mir doch einen Partner suchen, damit es leichter wird." Unterstützung bei der Kinderbetreuung wäre laut der Wienerin durch zusätzliche Kindergärten möglich. "Wenn es mehr Betriebskindergärten gäbe, wo eben auch die Bring- und Holzeiten angepasst wären, würde das ebenfalls vielen Eltern in der Pflege weiter helfen. Davon gibt es noch viel zu wenige."

"Wenn es mehr Betriebskindergärten gäbe, wo eben auch die Bring- und Holzeiten angepasst wären, würde das ebenfalls vielen Eltern in der Pflege weiter helfen. Davon gibt es noch viel zu wenige."

Arbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen wurde durch die Pandemie zusätzlich erschwert. Viele Mütter sind durch die Coronakrise zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung hin- und hergerissen. Vergangenen Oktober löste Managerin Kaitlyn WonJung Chang unter dem Hashtag #MomToo eine Debatte über die Nachteile von Müttern im Job aus. Chang hatte mit ihrem Auftritt beim Forward Festival in Wien für Furore gesorgt. Sie hielt einen Vortrag, ihre sechs Monate alte Tochter schlief derweil in einem Tragetuch an ihrer Brust. Den Vortrag der 41-Jährigen sahen über 3,5 Millionen Menschen und berichteten auf LinkedIn in den Kommentaren über ihr Leben zwischen Arbeitswelt und Mutterschaft. Auch Chang fordert mehr Flexibilität und eine hybride Arbeitskultur.

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