Seit 1999 arbeitet das deutsche Kunst-Duo, Karin Kasböck und Christoph Maria Leitner, unter dem Namen "bankleer" zusammen und bringt Kunst in den öffentlichen Raum. Das Besondere dabei: Ihre Werke sind eine Kombination aus Skulptur, Performance, Text und Video.
Ihr neuestes Projekt kann man am Wiener Graben bestaunen. Dort steht eine "Wolken"-Skulptur. Einmal wöchentlich wird diese für 15 Minuten zum Zentrum theatraler Bespielung. Im Gespräch miteinander und mit der Wolke denken die Schauspieler laut über die Leiden der Gegenwart, die Spaltung der Gesellschaft, über Kriege und die Herrschaft des Kapitalismus nach.
bankleers Skulptur "Umwölkt" bezieht sich inhaltlich und formal auf die Pestsäule (Dreifaltigkeitssäule), die unweit am Graben an die Überwindung der Pestepidemie von 1679 erinnert. Die Säule bezieht sich auf theologische und politische, göttliche und irdische Aspekte: die Überwindung der Pest, die Verherrlichung der göttlichen Dreifaltigkeit, die Abwehr der Türkenbelagerung und die Einheit der habsburgischen Länder. Dem "schwarzen Tod", der großen Pestepidemie von Wien fielen vermutlich rund 12.000 Menschen zum Opfer.
Anlass für die Errichtung des Denkmals war ein Gelübde Kaiser Leopold I. (1640-1705), geleistet aus Dankbarkeit über das Ende der Pest. An der Pestsäule haben einige Bildhauer mitgewirkt: Die Entwürfe fertigte Matthias Rauchmüller. Von Johann Bernhard Fischer stammt das architektonische Konzept. Der "Wolkenobelisk" geht auf einen Entwurf von Lodovico Ottavio Burnacini zurück. Er stellt eine aus Wolken aufsteigende Pyramide mit Engeln dar.
Das Künstler-Duo greift die Form der Wolkenpyramide, deren dramatisches Bildprogramm und den künstlerischen Nährboden Burnacini auf und holen beides mit einer theatralen Bespielung ins Heute. Die nächsten Performances bei der Wolken-Skulptur am Graben finden am 26. September und am 3., 10., 17., 24. und 31. Oktober, jeweils um 18 Uhr statt. "Umwölkt wird von KÖR - Kunst im öffentlichen Raum Wien gefördert.
bankleer möchte mit der Skulptur und dem Programm auf den aktuelle Zustand der Welt reagieren: "Bietet die Verlassenheit von allem Göttlichen nicht auch eine Chance, die irrelevant gewordenen Kräfte der Spiritualität und mystischen Gefühle mit tiefen Resonanzen als Ressource für die Bewältigung der Krise zu nutzen und unsere Denkweise zu ändern?", fragen die Künstler.