Wirtschaft

Rekord-Arbeitslosigkeit – das sagt AMS-Chef dazu

Heute Redaktion
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Die Corona-Krise beschert Österreich trotz Kurzarbeit eine so hohe Arbeitslosigkeit wie schon lange nicht mehr. AMS-Chef Johannes Kopf nahm in der "ZiB2" zu dem traurigen Rekord Stellung.

Mit Ende März 2020 sind 504.345 Personen beim AMS arbeitslos vorgemerkt – eine historisch hohe Arbeitslosenquote von 12,5 Prozent! Das gab es in der Geschichte der Zweiten Republik noch nie.

Gleichzeitig wurden 250.000 Beschäftigte quer durch alle Branchen in Kurzarbeit geschickt worden. Selbst der ORF musste Teile seiner 3.000 Mitarbeiter für das vom AMS gestützte Arbeitsmodell in Anspruch nehmen. Zu der außergewöhnlichen Situation war Mittwochabend AMS-Vorstand Johannes Kopf via Live-Schaltung Gast im "ZiB2"-Studio.

"In den letzten 10 Jahren hatten wir niemals mehr als zweistellige Zahlen an Unternehmen die Kurzarbeit angemeldet haben", schildert der AMS-Chef. Selbst zur letzten Wirtschaftskrise seien es nur 250 Anträge gewesen. Seit die Regierung das Modell aber radikal umgekrempelt hat, hat es massiv an Attraktivität gewonnen.

Mittlerweile sind 13.000 Anträge auf Kurzarbeit bisher beim Arbeitsmarktservice eingegangen. Eine "Herkules-Aufgabe", wie Kopf gegenüber Armin Wolf zugeben muss. "Wir haben das Problem, dass wahnsinnig viele Anträge mangelhaft sind". Das sei aber nicht zwingend die Schuld der Unternehmen, die Situation sei für alle schwierig. Auf Seiten des AMS wurde von 20 auf 500 Mitarbeiter, die sich nur mit Kurzarbeit beschäftigen, aufgestockt.

"Es gibt keine Blaupause für so eine Krise"

Unternehmen, die nun wie auf heißen Kohlen auf eine Bewilligung warten, bittet Kopf um "ein bisschen Geduld". Auf die Dauer angesprochen: "Ich kann ihnen keine genaue Frist sagen, aber jetzt geht es los. Wir werden jeden Tag eine größere Zahl an Anträgen bewilligen." Am Dienstag habe das AMS bereits 1.500 Bewilligungen ausgeschickt.

"Wir tun wirklich alles Menschenmögliche, um rasch zu helfen", so Kopf. Und: "Es gibt keine Blaupause für so eine Krise".

Ob bei der Kurzarbeit noch nachgebessert werden könne? Viele Unternehmen, die jetzt Anträge stellen würden, hätten Liquiditätsprobleme. Hier bräuchte es womöglich ein Kreditmodell, erklärt der Arbeitsexperte. In Richtung der Politik appelliert er aber, das aktuelle Kurzarbeitmodell nicht noch einmal zu verändern. Kopf rechnet auch in den nächsten Wochen mit zahlreichen weiteren Anträgen.

Gleichzeitig warnt der AMS-Chef auch vor einem Missbrauch: "Wir reden hier nicht nur von einer Rückzahlung der Förderung, sondern auch von einer Gefängnisstrafe." Kurzarbeitsünder und Förderbetrug wolle man mit Stichproben, Checks vor Ort und anhand Arbeitszeitaufzeichnungen auf die Schliche kommen.

Arbeitslose: Wie kommt es zur Rekordzahl?

Mehr als eine Halbe Million Arbeitslose ist ein harter Brocken für dieses Land. Kopf relativiert aber etwas: Viele der aktuell gemeldeten Jobsuchenden seien nicht erst in den letzten Tagen gekündigt oder entlassen worden. Ein Grosz der Arbeitslosen falle auf jene Menschen, die nun wegen der Krise nicht ihren saisonal bedingten Job etwa im Baugewerbe antreten konnten.

Der Rekordwert wird nun in naher Zukunft wohl laufend gebrochen werden. Die Arbeitslosigkeit wird im April weiterwachsen, so die bittere Prognose des AMS-Vorstands. Wie hoch kann das noch gehen? Das vermag Kopf nicht zu schätzen. Die weitere Entwicklung hänge stark mit dem Erfolg bei der Bekämpfung des Coronavirus zusammen.

Nachwehen der Krise

Er richtet einen Appell an alle Arbeitswilligen: In Landwirtschaft, Post, Pflege würden jetzt dringend Kräfte gesucht. Jeder, der jetzt in diesen Bereichen zu arbeiten beginne, der "hat nicht nur einen Job, sondern hilft auch der Allgemeinheit", so der oberste Arbeitsvermittler.

Doch auch wenn die Corona-Pandemie durchgestanden ist, werden die rosigen Zeiten für die Wirtschaft noch länger auf sich warten lassen, dämpft Kopf die Erwartungen. Zwar werde die Arbeitslosigkeit merkbar sinken, doch die Quote der Jobsuchende wird allgemein höher bleiben als sie es vor Beginn der Krise war. "Hoffen wir, dass die Betriebe und Lokale bald wieder aufsperren. Dann gelingt es, die Arbeitslosigkeit zu senken", so Kopf abschließend.

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