Wirtschaft

AMS-Chef will, dass Arbeitslosengeld höher beginnt

Im Interview mit der "Presse" skizziert AMS-Boss Kopf, wie das Arbeitslosengeld künftig aussehen könnte.

Leo Stempfl
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Bei der Integrierung der Ukrainer in den Arbeitsmarkt ist AMS-Chef Johannes Kopf zuversichtlich.
Bei der Integrierung der Ukrainer in den Arbeitsmarkt ist AMS-Chef Johannes Kopf zuversichtlich.
apa/picturedesk

Am Arbeitsmarkt tut sich gerade so einiges. Mit der Corona-Pandemie hat dieser gerade die größte Krise seit 80 Jahren hinter sich, wegen dem ständigen Auf-und-Zu bei den Maßnahmen gab es große Unsicherheiten, viele Saisonarbeiter blieben aus. Nun läuft er langsam wieder an.

"Mit 336.650 Personen, die entweder beim AMS arbeitslos gemeldet sind oder an Schulungen teilnehmen, verzeichnen wir aktuell den niedrigsten Stand seit 2011", zog Arbeitsminister Martin Kocher am Dienstag zufrieden Bilanz. Der Ukraine-Krieg könnte diese Entwicklung aber wieder abbremsen.

Zehntausende Ukrainer

Andererseits ergeben sich daraus auch viele Chancen, wie AMS-Chef Johannes Kopf im Interview mit der "Presse" sagt. Ukrainer bekommen vollen Zugang zum Arbeitsmarkt, einige zehntausend werden wohl beim AMS aufschlagen.

Dass diese leichter in den Arbeitsmarkt integrierbar seien hänge damit zusammen, dass man nun viel mehr Erfahrung habe als 2015. "Wir wissen, wie man Deutschkurse aufsetzt, wie viel Sprachkenntnis es für welche Berufe braucht. Wir wissen, wie man Kompetenzen erhebt und überregionale Vermittlung organisiert."

Zudem sei der Bildungsstand deutlich höher, der Akademikeranteil größer als in Österreich. "Daher erwarte ich, dass viele qualifizierte Leute kommen", so Kopf. Das alleine sei aber nicht die Lösung für den Fachkräftemangel, der aktuell rund 120.000 offene Stellen umfasst. Wegen den Kindern und mangelnden Deutschkenntnissen könnte es Probleme geben.

"Ich sage es provokant"

Vor Herausforderungen werden sich auch die Verhandlungen über eine Reformierung des Arbeitslosengeldes stellen. Immer wieder geistern Pläne und Andeutungen herum, dass dieses nach dem degressiven Modell ausgestaltet werden soll. Heißt: Mit der Zeit wird es immer weniger.

"Ich sage es provokant", so AMS-Chef Johannes Kopf, "gesucht wird ein System, das den Arbeitsanreiz erhöht, bei gleichzeitig besserer sozialer Absicherung, die Arbeitskräfte in Mangelbereiche lenkt und dabei auch noch billiger ist oder zumindest nicht teurer als das aktuelle." Diese Ziele würden sich aber widersprechen.

Erst höher, dann niedriger

"Ich wünsche mir, dass das Arbeitslosengeld höher beginnt und es nach zwei, drei Monaten eine Stufe gibt." Es könnte also zu Beginn 70 Prozent betragen, nach einigen Monaten dann zurück auf 55 sinken und im weiteren Verlauf, etwa nach einem Jahr, statt auf 52 Prozent noch weiter nach unten gehen.

SPÖ, ÖGK und AK fordern hingegen eine Erhöhung für die gesamte Dauer, um Armut zu verhindern. In den Ländern Skandinaviens ist das bereits Realität. "Dagegen spricht, dass man, wenn man mehr Arbeitslosengeld auszahlt, irgendwo das Geld dafür hernehmen muss. In Schweden und Dänemark läuft es nach einer Weile aus. Dadurch sind die Kosten insgesamt niedriger", sagt hingegen Kopf.

    Die AK fordert eine Erhöhung auf zwei Euro pro Person und Tag.
    Die AK fordert eine Erhöhung auf zwei Euro pro Person und Tag.
    AK OÖ
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