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AMS zwingt Wiener Doktor als Rezeptionist zu arbeiten

Trotz akademischen Doktortitel soll ein Leser, wenn es nach dem AMS geht, einen Job als Rezeptionist annehmen, wofür er jedoch überqualifiziert ist.

Rhea Schlager
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Der Leser soll einen Job annehmen, für den er Überqualifiziert ist.
Der Leser soll einen Job annehmen, für den er Überqualifiziert ist.
Leserreporter/apa/picturdesk.com

Arbeitslosigkeit trifft die österreichische Bevölkerung vor allem in Zeiten von Corona sehr stark, denn die Suche nach Arbeit kann sich besonders jetzt als mühsam und schwierig herausstellen. Damit hat auch ein "Heute"-Leser zu kämpfen, der trotz akademischem Doktortitel nun eine Stelle als Rezeptionist annehmen soll, wenn es nach dem Wiener Arbeitsmarkservice geht.

"Als Akademiker mit einem Doktortitel in Physik ist es nicht sehr leicht, eine geeignete Arbeitsstelle in Wien zu bekommen", erzählt der Leser, der anonym bleiben möchte, im Gespräch mit "Heute". "Ich habe selbstständig immer nach Arbeit gesucht und mich bei unzähligen Stellen beworben, aber leider immer eine Absage bekommen."

Für vorgeschlagene Jobs überqualifiziert

Nach dem ersten Lockdown am Anfang des Jahres, empfand der Leser die Kontrolltermine beim AMS als besonders belastend. "Mir ist es so vorgekommen, als würde man mich nun so schnell wie möglich loswerden wollen", erzählt er. "Ich hab einen Jobvorschlag als Rezeptionist bei einem Hotel und auch bei einer Verwaltungsstelle bekommen, wo ich Briefe einsortieren sollte. Dafür bin ich aber überqualifiziert."

Trotzdem sollte sich der Leser innerhalb von acht Tagen bewerben, ansonsten würde das AMS ihm alle Leistungen streichen. "Mein Betreuer meinte nur, dass ich alles annehmen muss, was mir vorgeschlagen wird", berichtet er gegenüber "Heute". "Sie haben mir aber nur Vorschläge geschickt, die auf Maturanten zugeschnitten sind. Deshalb hab ich mich nicht auf die Stellen beworben, sondern eine E-Mail geschrieben, dass diese Jobangebote für mich als Akademiker nicht geeignet seien." Darauf soll der Betreuer allerdings nicht eingegangen sein, womit die Leistungen seit August gestrichen wurden.

Kein Berufsschutz bei Notstandshilfe

"Wir haben dem Herrn Dr. seit einiger Zeit Stellen aus allen Bereichen des Arbeitsmarkts vermittelt und es im vorliegenden Fall als passend erachtet, ihm einen Job, der gutes Auftreten, Weltgewandtheit und Eloquenz erfordert, anzubieten", erklärt Sebastian Paulick, Pressesprecher des Arbeitsmarktservice Wien. "Selbstverständlich wäre er verpflichtet gewesen, sich auch für diese Stellen zu bewerben. Als er das nicht getan hat, haben wir ihn aufgefordert, zur Abklärung zu einem Gespräch zu seiner AMS-Geschäftsstelle zu kommen. Auch das hat er nicht getan."

"Wir wissen aber, dass durch die Corona-Vorsichtsmaßnahmen im Kontakt zwischen unseren Kunden und uns derzeit vieles schwieriger geworden ist." Aus Rücksicht auf diese ungewöhnlichen Zeiten würde das AMS Wien die zurückgehaltenen Geldleistungen nun auszahlen wollen, so Paulick. "Allerdings müsste der Leser Kontakt zu seiner AMS-Geschäftsstelle aufnehmen, sodass wir alles Nötige abklären und ihn weiter in Richtung Jobvermittlung betreuen können. Ich bitte nochmals um Verständnis dafür, dass das auch ein Job außerhalb seines akademischen Arbeitsbereichs sein kann."

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