Ukraine

Anfang vom Ende? Ukrainer-Rückzug aus Teilen Bachmuts

Seit Monaten toben die Kämpfe um Bachmut. Die scheinbar nie endende Saga wird nun um eine weitere Episode reicher – könnte es die letzte sein?

Die Kämpfe um Bachmut spitzen sich weiter zu. Erstmals ziehen sich ukrainische Truppen aus Stellungen zurück.
Die Kämpfe um Bachmut spitzen sich weiter zu. Erstmals ziehen sich ukrainische Truppen aus Stellungen zurück.
REUTERS

Am Donnerstag vermeldete das russische Verteidigungsministerium erneut, die ukrainischen Verteidiger umzingelt zu haben. Dies würde einen Rückzug verunmöglichen und ein Ende des ukrainischen Festhaltens an der symbolisch und eventuell strategisch wichtigen Stadt bedeuten. Doch die Meldung scheint verfrüht gewesen zu sein. Erst am Freitag ziehen sich erstmals ukrainische Truppen aus einem Teil der Stadt zurück. 

Laut britischem Geheimdienst befinden sich die westlichen Bezirke noch in der Hand der ukrainischen Verteidigung. Russland habe seinen Angriff auf die Stadt in der Region Donezk wieder verstärkt, wie das britische Verteidigungsministerium im täglichen Lagebericht des Geheimdienstes am Freitag mitteilte. Ursache für den Erfolg sei nicht zuletzt eine verbesserte Zusammenarbeit der regulären russischen Truppen mit jenen der Wagner-Gruppe. 

"Erhebliche Nachschubprobleme"

Wegen der russischen Omnipräsenz an den Frontlinien stünden die ukrainischen Streitkräfte "vor erheblichen Nachschubproblemen." Deswegen seien sie nun gezwungen, sich aus bestimmten Stellungen zurückzuziehen, um nicht ins offene Messer zu laufen. "Die ukrainische Verteidigung hält immer noch die westlichen Bezirke der Stadt, war aber in den vergangenen 48 Stunden besonders intensivem russischem Artilleriefeuer ausgesetzt."

Das russische Vorgehen bedeute aktuell, dass die Wagner-Truppen sich auf das Zentrum konzentrieren würden. Unterdessen werden sie von regulären Fallschirmjägern bei Angriffen auf die Ränder der Stadt unterstützt. Die Nord- und Südflanken der Operation würden durch russische Luftlandetruppen (VDV) gesichert, heißt es im britischen Lagebericht. 

Russische Geländegewinne 

Früher lebten in Bachmut 70.000 Menschen, mittlerweile harren in der heftig umkämpften Stadt nur mehr wenige Tausende aus. Die Lage vor Ort hat sich in den letzten paar Tagen nach Angaben beider Kriegsparteien erneut zugespitzt. Obwohl die russischen Truppen wegen kürzlicher Geländegewinne bereits 80 Prozent der Stadt kontrollieren, wollen die Ukrainer nicht klein bei geben. Man will die russischen Angreifer zu hohen Verlusten zwingen, um die Truppen sukzessive abzunutzen.

Nun bleibt abzuwarten, inwiefern der Teil-Rückzug nur ein Rückschlag oder gar ein Vorbote für das Ende der ukrainischen Bemühungen in Bachmut sein wird.

1/6
Gehe zur Galerie
    Nach seinem kürzlichen Besuch in der Nähe von Bachmut besucht Wolodimir Selenski am Montag erneut Armeestellungen an der Front, diesmal in Saporischschja.
    Nach seinem kürzlichen Besuch in der Nähe von Bachmut besucht Wolodimir Selenski am Montag erneut Armeestellungen an der Front, diesmal in Saporischschja.
    via REUTERS