Oberösterreich

"Haben Sie keine Manieren?" – Richterin platzt Kragen

In Linz lief am Mittwoch ein Prozess beinahe aus dem Ruder: Ein Angeklagter schrie lauthals im Saal herum. Die Richterin drohte mit dem Rauswurf.

Eine 34-Jährige und ein 36-Jähriger saßen am Mittwoch im großen Schwurgerichtssaal am Linzer Landesgericht wegen Raubes auf der Anklagebank.
Eine 34-Jährige und ein 36-Jähriger saßen am Mittwoch im großen Schwurgerichtssaal am Linzer Landesgericht wegen Raubes auf der Anklagebank.
Heute

Der Afghane (36) saß gemeinsam mit seiner Freundin (34) wegen Raub, Urkundenunterdrückung und Entfremdung unbarer Zahlungsmittel auf der Anklagebank. Bereits vor Prozessbeginn war er aufgebracht.

Als seine Partnerin dann aussagte, gingen mit ihm die Nerven durch. Er schrie Kommentare dazwischen. Die Richterin erklärte ihm zunächst noch ruhig, er dürfe erst dann sprechen, wenn er auf der Anklagebank sitzt.

Der Mann ließ sich aber nicht bändigen. Immer wieder tat er von den Zuschauerrängen aus lauthals seine Meinung kund. Langsam schwand auch das Verständnis der Richterin. "Haben Sie keine Manieren? Sie sitzen hier in einem Gerichtssaal", sagte sie.

Bei seiner eigenen Aussage redete er sich dann so in Rage, dass ihm die Vorsitzende mit dem Rauswurf drohte. "Beruhigen Sie sich, ich werfe Sie sonst aus dem Saal. Ich kann den Prozess auch ohne Sie führen", merkte sie an. Der Mann kam schließlich zu Vernunft und mäßigte seinen Ton.

Zum Fall: Am 12. Juni 2022 sollen die beiden Angeklagten mit einem Bekannten vor dem Linzer Hauptbahnhof zunächst verbal in Streit geraten sein. Der Mann habe den Afghanen rassistisch beschimpft und ihm eine Packung Zigaretten aus der Hand geschlagen. Danach trat er darauf.  

ÖBB-Überwachungsvideo

Der Zwist verlagerte sich dann in das Innere des Bahnhofs und wurde immer hitziger. Schließlich flogen die Fäuste. Auf einem ÖBB-Überwachungsvideo ist eine brutale Schlägerei zu sehen. Die Kontrahenten traten und schlugen aufeinander ein. 

Der 36-Jährige bekannte sich nicht schuldig. Er behauptete vor Gericht vehement, sich nur gewehrt zu haben. Auf dem Video ist allerdings zu sehen, dass er auch dann noch auf das Opfer einschlug, als dieses bereits fliehen wollte.

Auch Frau schlug auf ihn ein, nahm Geldbörse

Aber auch die 34-Jährige schaute nicht nur zu. Sie schlug ebenfalls und trat laut Anklage auf den Mann ein. Als er dann am Boden lag, soll sie ihm das Geldbörserl aus der Hosentasche geraubt und fünf Euro genommen haben.

Das bestritt sie zunächst. Die Geldtasche habe am Boden gelegen. "Ich wollte nur den Preis der Zigaretten ersetzt haben", versuchte sie zu erklären. Man könnte der 34-Jährigen glauben, wären da nicht die Video-Aufnahmen. Darauf ist deutlich zu sehen, dass sie dem Opfer in die Tasche greift und etwas herauszieht. 

Die Richterin fragte mehrmals nach: "War das eine Geldtasche, was Sie da herausgezogen haben?". Die Frau gab den Vorfall schließlich zu, verweigerte dann aber die Aussage. Auch der Hund der Frau musste die Eskalation miterleben.

Die beiden sind keine Unbekannten. Die Frau ist dem Drogenmillieu zuzuordnen, hat zwei Vorstrafen und saß bereits im Gefängnis. Der Afghane ist einmal wegen Körperverletzung vorbestraft, war aber noch nie in Haft. Auf die Tat stehen zwischen einem und 15 Jahren Haft. Für beide gilt die Unschuldsvermutung.

Mittlerweile gibt es ein Urteil: Der Raubvorwurf hielt nicht. Die Richterin verurteilte die beiden hingegen wegen versuchter schwerer Körperverletzung – den Mann zu neun Monaten bedingter und die Frau zu elf Monaten bedingter Haft. Lassen sie sich in den nächsten drei Jahren nichts zuschulden kommen, verfällt die Strafe. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Halsstich nach Deutsch-Kurs in Wien: 14 Jahre Haft

In Wien ist am Montag ein Syrer (22) auf der Anklagebank gesessen. Er stach wegen einer Hänselei nach einem Deutschkurs seinem Landsmann in den Hals.

Er habe ihn nicht töten wollen, behauptete der Verdächtige. Das Urteil: 14 Jahre Haft wegen Mordversuchs – nicht rechtskräftig. "Heute" berichtete.

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