Niederösterreich

Angst vor Kauf! Jetzt werden Mietwohnungen Mangelware

Weil immer mehr Menschen, die sich gerne eine Wohnung kaufen möchten, abwarten, wie sich der Markt entwickelt, kommt es zum Mangel an Mietobjekten.

Isabella Nittner
Immer mehr Menschen mieten, anstatt zu kaufen, obwohl das nötige Kapital vorhanden wäre.
Immer mehr Menschen mieten, anstatt zu kaufen, obwohl das nötige Kapital vorhanden wäre.
Getty Images/iStockphoto

Der Immobilienmarkt in Österreich befindet sich derzeit in einer Art Vakuum. Strengere Kreditvergabe-Richtlinien und hohe Zinsen lassen den Traum vom Eigenheim für viele Menschen platzen. Die hohe Inflationsrate gepaart mit gesteigerten Lebenserhaltungskosten tut ihr Übriges – die Marktsituation ist also explosiv wie Spiritus.

"Abwartende Haltung"

"Besonders für private Kaufinteressierte herrschen aktuell erschwerte Rahmenbedingungen, um Wohneigentum zu schaffen. Dies zeigt sich deutlich in einer abwartenden Haltung vieler potentieller Käuferinnen und Käufer", berichten die Experten der Immobilienvermittlungs-Firma IMMOcontract in einer Aussendung.

Auch Menschen, die das Geld teilweise oder sogar zur Gänze auf der hohen Kante hätten, zögern beim Immobilienkauf. Der Grund ist ein großes, fundamentales Fragezeichen, das in den Köpfen von vermutlich vielen Österreicherinnen und Österreichern umherschwirrt: Wie geht es weiter? Und: Kann ich mir einen Kredit überhaupt leisten? Kann ich meine Fixkosten bei den derzeitigen Energiepreisen dann decken? Was, wenn die Preise sinken? Was, wenn ich in einem Jahr günstiger kaufen kann?

Laut IMMOcontract würden deshalb auch viele "bonitätsstarke Interessenten" Mietobjekte anfragen, etwa als Zwischenlösung bis zum Kauf.

In Konsequenz entwickelt sich langsam ein Mangel an verfügbaren Mietwohnungen oder auch -häusern.

IMMOcontract geht davon aus, dass sich die Situation rund um Zinsen und Inflation frühestens ab der zweiten Jahreshälfte wieder stabilisiert. Erst dann dürfte auch der Immobilienmarkt wieder etwas zur Ruhe kommen.

"Aktuell ist der Markt von einer gewissen Zögerlichkeit geprägt, die auf das starke Inflationsgeschehen zurückzuführen ist."

"Am Land ist der Wunsch nach einem Einfamilienhaus ungebrochen, der Hausbau ist aufgrund hoher Baukosten und der aktuellen Finanzierungspolitik aber für viele nicht mehr leistbar. In einigen Regionen Niederösterreichs und Oberösterreichs bietet der Markt aber attraktive Bestandsobjekte, deren Werte mitsamt Grundstücken als Neubauten heute nicht mehr realisierbar sind. Im Bereich der Einfamilienhäuser rechnen wir daher auch 2023 mit einer ungebrochen hohen Nachfrage", so IMMOcontract-Manager Sascha Haimovici.

Seine Prognose: In beliebten Gegenden wird weiterhin gekauft. Ein zusätzliches Plus sind gut geschnittene Häuser und eine energieeffiziente Bauweise.

Der prognostizierte Preisabfall durch hohes Angebot aber niedriger Nachfrage – ganz nach der Lehre der freien Marktwirtschaft nach Adam Smith – sei nach Einschätzungen der Experten eine "kurzweilige Reaktion auf die Turbulenzen des vergangenen Jahres".

"Aktuell ist der Markt von einer gewissen Zögerlichkeit geprägt, die auf das starke Inflationsgeschehen zurückzuführen ist. Doch gerade in solch unsicheren Zeiten sind Immobilien eine der stabilsten Anlageformen. Mit einem gröberen und langfristigen Preiseinbruch ist derzeit – auch in Hinblick auf die hohen Baukosten im Neubau – nicht zu rechnen", so Haimovici.

Wie mehrmals berichtet, müssen zahlreiche Häuslbauer ihren Traum zumindest vorerst auf Eis legen. Seit 1. August gelten verschärfte Kreditvergabe-Richtlinien, 20 Prozent des Kreditvolumens müssen als Eigenmittel vorhanden sein, zudem darf die monatliche Kreditrate 40 Prozent des Netto-Haushaltseinkommens nicht übersteigen. Gepaart mit immer weiter steigenden Zinssätzen macht das vielen Projekten den Garaus.

Das Land NÖ kritisierte die Verschärfung heftig, machte sich deshalb für eine Haftungsübernahme von 5 Prozent stark. Damit müssten "nur mehr" Eigenmittel in der Höhe von 15 Prozent vorgewiesen werden. Die Finanzmarkt-Aufsicht prüft den Vorschlag gerade.

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