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App macht aus deinen Selfies perfekte Bewerbungsfotos

Ein ETH-Student und ein Start-up bieten je einen Service für professionelle Porträtfotos. Dieser entsteht durch Künstliche Intelligenz.

Ein ETH-Student und ein Start-up kreieren KI-Modelle, die Bewerbungsfotos erstellen.
Ein ETH-Student und ein Start-up kreieren KI-Modelle, die Bewerbungsfotos erstellen.
Alexander Eichhorn / Generiert durch KI

Ein paar Selfies mit dem Smartphone knipsen, darauf achten, dass es verschieden belichtete Szenen sind, und schon kann die Künstliche Intelligenz hochprofessionelle Porträtfotos zusammenstellen. KI nimmt seit der Geburt von Tools zur Bildgenerierung einen neuen Stellenwert in der Fotowelt ein. Ein solches Bild gewann im April sogar einen renommierten Sony-Fotopreis. KI-generierte Bilder sind Tag für Tag weniger von echten zu unterscheiden.

Ein ETH-Student und ein Start-up haben die bildgenerierenden Modelle von OpenAI genommen und nun auf professionelle Fotos trainiert. Jetzt bieten sie auf ihren Websites einen Service, mit dem man mit mehreren einfachen Selfies das perfekte Foto für das Bewerbungsschreiben für Linkedin oder andere soziale Netzwerke erstellen kann.

Alexander Eichhorn (24), ETH-Student
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    Alexander verbrachte mehr Zeit mit der App-Entwicklung als mit dem Studium, so der 24-Jährige.
    Alexander verbrachte mehr Zeit mit der App-Entwicklung als mit dem Studium, so der 24-Jährige.
    Alexander Eichhorn

    Alexander hatte schon seit seinen Teenager-Tagen ein Flair für die Informatik und App-Entwicklung. Mit 14 Jahren hatte er bereits eine App entwickelt, die andere ungewünschte Applikationen auf dem iPhone versteckt. Jetzt hat der ETH-Student mit realfakephotos.com eine Webseite und eine iPhone-App entwickelt, die auf bildgenerierender KI basiert.

    "Künstliche Intelligenz hat mich schon immer interessiert", sagt Eichhorn, "die Idee, dass eine App professionelle Fotos erstellen kann, hat mich dann so begeistert, dass ich den Großteil meiner Freizeit neben den Vorlesungen mit dem Entwickeln verbracht habe". Dabei habe er in dieser Periode fast mehr Zeit mit der App als mit dem Studium verbracht.

    So saß er mit zwei anderen Mitstudenten zusammen und trainierte über mehrere Wochen ein KI-Modell. Bisher haben bereits über 8.000 Nutzer die Webseite verwendet. "Eine ziemlich gute Einkommensquelle für nebenher", sagt Alexander. Der Dienst kostet pro Person rund zehn Euro.

    Auf die Frage, ob damit Fotografen nicht Arbeit verlieren, sagt er: "Ich denke, die meisten Fotografen arbeiten nicht nur mit Porträts und machen viele andere Settings. Für ein schönes Erinnerungsfoto kann unsere App ja nicht dienen."

    Tobias Meister (30), IT-Consultant
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      So sieht Tobias Meister auf seinem Bewerbungsfoto aus – erstellt durch Künstliche Intelligenz.
      So sieht Tobias Meister auf seinem Bewerbungsfoto aus – erstellt durch Künstliche Intelligenz.
      Tobias Meister / generiert durch KI

      Tobias studierte an der HSG. Der Bieler ist derzeit in einer IT-Consulting-Firma tätig und hatte ebenfalls die Idee für eine solche App. "Wir wollten die Idee der Bildgenerierung kommerziell nutzen", so Meister, "das Ziel war es, teure Fotoshootings für professionelle Settings wie in Firmen oder für den Lebenslauf zu ersetzen". Aus diesem Grund entwickelte er mit seinem Partner Cyril Imhof (29) die Webseite Formalframe.com. Ihnen wurde klar, dass eine Nachfrage nach günstigen und schnell erstellten Businessfotos besteht.

      Und so funktioniert es: Die Fotos oder Selfies werden hochgeladen und das Modell wird damit trainiert. Es analysiert das Gesicht und erzeugt daraus im festgelegten Business-Shooting-Kontext neue Fotos. Je mehr eingespeist wird, umso genauer wird die KI. Das Freizeitprojekt haben die beiden in wenigen Wochen auf die Beine gestellt.

      Zum Thema, Fotografen die Arbeit wegzunehmen, sagt Tobias: "Porträtfotos sind ein kleiner Teil der Arbeit von Fotografen. Wir können hochemotionale Anlässe wie Hochzeiten nicht generieren. Anders sieht es bei bereits gestellten Foto-Situationen aus, wie Werbekampagnen oder eben für professionelle Shootings. Da wird sowieso alles mit Photoshop nachbearbeitet."

      Doch die Leute wüssten noch wenig über das Thema: "Es braucht noch etwas Aufklärung, da diese Technologie neu ist", meint der 30-Jährige. "An die breite Masse kommt es erst später, das Ganze braucht noch etwas Zeit." Die Technologie entwickle sich aber extrem schnell. Die Entwickler der App schätzen, dass die KI-Modelle in bereits einem halben Jahr rasante Fortschritte in der Bildgenerierung machen werden.