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Apple iPhone SE (2022) im Test: Hightech-Retro-Handy

Mit 519 Euro ist das iPhone SE das günstigste Handy, das Apple aktuell verkauft. Für wen sich das iPhone lohnt – und wer darauf verzichten sollte.

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Apple iPhone SE (2022) im Test: Hightech-Retro-Handy
Apple iPhone SE (2022) im Test: Hightech-Retro-Handy
Heute

Apple hat am 8. März neue Hardware gezeigt. Darunter war ein aufgemotztes iPhone SE. Das Handy erhält eine bessere Kamera (vor allem aber auch Software-Seite), einen besseren Akku, 5G und den A15-Chip, der auch in den teureren iPhones steckt. Optisch sieht das Handy noch immer gleich aus wie das iPhone 8 – von 2017. Was für das SE spricht? Es ist Apples günstigstes iPhone im Angebot. "Heute" hat das neue Apple-Smartphone ausführlich getestet. Es ist ein etwas kurioser Mix aus beinahe langweiligem Retro-Design und schneller Top-Technik im Inneren. Klingt komisch, ist es zum Teil auch.

Bei vielen Smartphones ist der Akku auch 2022 noch die Achillesferse, auch beim iPhone SE. Die Batterie ist aber nicht schlecht und die Laufzeit wurde im Vergleich zum Vorgänger verbessert. In unserem Test sah ein typischer Tag so aus: Um neun Uhr am Morgen hatte der Akku 99 Prozent, war also voll geladen. Dann wurde das Handy 1,5 Stunden im Zug genutzt: Chrome, ein wenig Twitter – nichts Besonderes. Über den Tag verteilt dann iMessages, zwei kurze Telefonate. Am Abend wieder 1,5 Stunden im Zug zurück, eine Stunde Musik im Ohr, ab Streamingdienst. Eine halbe Stunde Tiktok. 

Überraschend gute Kamera verbaut

Um 18.15 Uhr zu Hause. Da zeigte der Akku noch sieben Prozent an. Insgesamt betrug die Screen-on-Zeit rund 4,5 Stunden. Im Alltag kommen die meisten mit dem iPhone SE wohl durch den Tag, spätestens am Abend muss es aber an die Steckdose. Fazit: Mit Musik, Tiktok, Twitter und Chrome geht es über den Tag, doch von 9 bis 18 Uhr fiel der Akku von 99 auf 7 Prozent. Das ist zwar eine deutliche Verbesserung zum SE der zweiten Generation, von ausgezeichneten Werten sind wir aber auch beim neuen Apple-Smartphone noch deutlich entfernt. Preislich ist die Akkuleistung, wie man sie erwarten würde.

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    Apple hat am 8. März <a href="https://www.heute.at/s/apple-ueberrascht-mit-neuem-und-guenstigem-iphone-100194658">neue Hardware gezeigt</a>. Darunter war ein aufgemotztes iPhone SE. Das Handy erhält eine bessere Kamera (vor allem aber auch Software-Seite), ...
    Apple hat am 8. März neue Hardware gezeigt. Darunter war ein aufgemotztes iPhone SE. Das Handy erhält eine bessere Kamera (vor allem aber auch Software-Seite), ...
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    Das iPhone SE kann nun auch technische Tricks, die sonst nur die teureren Modelle können. Am Tag liefert es gute bis sehr gute Ergebnisse. Sobald das Licht weg ist, wird es aber schwierig. Einen Nightmode, wie es etwa das iPhone 13 hat, kennt das SE nicht. Sprich, in der Nacht besteht die Gefahr, dass die Bilder verschwommen sind. Vor allem, wenn sich das Sujet schnell bewegt. Auch von Zoom-Aufnahmen sollte man lieber die Finger lassen, passt das Licht, liefert das Gerät aber tolle Bilder, auch Panorama- und Makro-Aufnahmen. Wie gut die Kamera abschneidet, zeigen wir dir oben in der Bildstrecke.

    Beim Speicher war Apple knausrig

    Das iPhone SE ist im Design-Leistungs-Vergleich ein alter VW Käfer mit der Kraft eines Teslas: Mit dem A15-Chip, der eigentlich im Apple iPhone 13 zum Einsatz kommt, läuft alles flüssig und für verhältnismäßig wenig Geld bekommt man hier die Leistung, wie sie in Apples Top-End-Smartphones steckt. Vorteil: Mit dem neuen A15-Chip wird das iPhone SE bestimmt für die nächsten fünf Jahre noch mit Updates versorgt werden. Praktisch ist auch, dass nun das günstigste iPhone mit 5G funken kann. So ist das Gerät gerüstet für die Zukunft. 

    Beim Speicherplatz war Apple knausrig: 64 GB beim SE reichen aus für das Nötigste. 128 GB sind ein wenig besser, dann muss man aber 50 Euro drauflegen. Die 256-GB-Speicherversion kostet dann bereits 689 Euro. Man kommt insgesamt nicht umhin, die kuriosen Gegensätze zu bewundern. Im Inneren des neue iPhones gibt es moderne und für den Preis überraschend gute Technik, äußerlich ist das Gerät mehr Retro denn je. Moderne Nutzer stören vor allem die dicken Balken ober und unter dem Bildschirm. Die glänzende Rückseite benötigt zudem zwingend eine Smartphone-Schutzhülle.

    Das Display ist nicht allzu überragend

    Vorteil wiederum ist, dass das Smartphone gut mit nur einer Hand bedient werden kann, sich allerdings durch die glatte Rückseite etwas rutschig anfühlt. Wer allerdings größere Bildschirme als den 4,7-Zoll LCD-Schirm des SE gewohnt ist, wird sich schwer tun. Die Farben sind etwas matt, die Helligkeit nicht allzu hoch und die virtuellen Tasten etwas klein ausgefallen. Dazu kommen im Test auch noch einige Verzögerungen beim Fingerabdruckscanner, den Apple im Home-Button verbaut hat. Outdoor-Fans dürfen sich übrigens freuen, denn das neue Apple-Handy ist wasser- und staubdicht.

    Beim Design ein alter VW Käfer, bei der Leistung ein moderner Tesla: Das neue iPhone SE ist ein Hightech-Retro-Handy.
    Beim Design ein alter VW Käfer, bei der Leistung ein moderner Tesla: Das neue iPhone SE ist ein Hightech-Retro-Handy.
    20M/Marco Zangger

    Wer bisher bereits den SE-Vorgänger genutzt hat, der darf eventuell erworbenes Zubehör wie Hüllen auch beim neuen Modell nutzen. Ebenfalls top: Beim neuen iPhone SE können auch eSIMs genutzt werden. Beim Laden geht es wiederum schneller als beim Vorgänger zu, eine komplette Ladung dauert aber noch immer eine Stunde und 45 Minuten. Ein Kabel liefert Apple übrigens mit, ein Netzteil nicht. Bei der Kamera gibt es wiederum fast alle Highend-Funktionen wie Deep Fusion oder auch Smart HDR. Mit diesen Möglichkeiten gibt es auch die Komfort-Funktionen, die man von Apple bereits kennt.

    Alter, aber trotzdem bessere Kamera

    Bonus im iOS-System: Live Photos. Bei einer Aufnahme mit der Kamera speichert Apple gleich mehrere Szenen und ein kurzes, zwei- bis dreisekündiges Video mit ab. Der Nutzer darf dann das beste Bild aus der Serie aufgreifen oder hat gleich ein passendes Kurzvideo für die Social-Media-Kanäle mit nur einem Auslösen der Kamera gespeichert. Wer Angst hat, dass das zu sehr auf den Speicher schlägt, kann diese Funktion aber auch einfach abschalten. Perfekt sind die Live Photos aber, wenn der fotografierte Mensch oder das geknipste Tier gerade blinzelt oder wackelt – und es trotzdem super Bilder gibt.

    Bleiben wir noch ganz kurz bei der Kamera: Zwar verrät Apple bei seinen Smartphones traditionell nicht viele technische Details – jene, die bekannt sind, deuten aber darauf hin, dass es sich fast um dieselbe Kamera wie im Vorgänger-SE handelt. Warum die Bilder dann trotzdem so viel besser ausfallen? Das dürfte vor allem an der Power des A15 Bionic-Chips und einer besseren Bildverarbeitung liegen. Auch das ist ein Kuriosum, denn während die Kamera-Ausstattung offenbar fast ident geblieben ist, wurde der Prozessor auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

    Für wen ist das Gerät also gedacht?

    Das neue Apple iPhone SE (2022) ist für Leute, die einfach ein Telefon wollen – ohne viel Schnickschnack. Leute, die es mit einer Hand bedienen wollen – und sich nicht an großen Rändern um den Bildschirm stören. Leute, die damit telefonieren, Nachrichten schreiben und ab und an auch mal ein Foto (bei Tageslicht) machen. Foto-Fans, die ihr Handy primär als Kamera, die auch telefonieren kann, bezeichnen, sollten zu den Modellen iPhone 13 oder 13 Pro greifen – oder im Android-Gärtchen Ausschau halten. Weiter ist das iPhone SE auch für Leute, die keinesfalls den Home-Knopf aufgeben wollen.

    Fette Display-Ränder, Home-Button und handliches Format: Viele Nutzer suchen wohl genau nach so einem Handy.
    Fette Display-Ränder, Home-Button und handliches Format: Viele Nutzer suchen wohl genau nach so einem Handy.
    20M/Marco Zangger

    Es ist nämlich das letzte iPhone-Modell, das diesen noch hat. Fällt man also in eine dieser Kategorien, lohnt sich die Anschaffung des neuen Apple iPhone SE. Wer allerdings bisher größere Displays genutzt hat, dem wird der Umstieg auf den kleinen Bildschirm des SE wohl etwas schwer fallen. Vor allem beim Tippen. Insgesamt bietet das neue Apple-Smartphone ein unaufgeregtes (fast langweiliges) Retro-Design und zeigt Abstriche bei Akku, Kamera und Display, punktet dafür aber umso mehr mit Pro-Funktionen, einer wahnsinnig guten Leistung und einem sehr attraktiven Preis.