Fussball

Arnautovic: "Ich habe noch das Große-Bruder-Gefühl"

Marko Arnautovic setzt seine Teamkarriere fort. Gut gelaunt sprach der 33-Jährige in Bad Tatzmannsdorf über Rangnick, das Alter und Dragovic.

Erich Elsigan
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Marko Arnautovic im ÖFB-Camp in Bad Tatzmannsdorf
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GEPA

In Badeschlapfen und mit einem breiten Grinsen im Gesicht betrat Marko Arnautovic am Mittwoch den Kultursaal von Bad Tatzmannsdorf. "Servus, wie geht es euch, alles gut mit euren Familien, alle gesund", fragte er die anwesenden Journalisten. Erstmals seit Pandemie-Beginn bat der 33-Jährige nicht zur virtuellen Pressekonferenz, sondern sprach von Angesicht zu Angesicht. "Heute" hat die besten Sager.

"Ich habe noch den Reiz, jetzt ist eine neue Ära", erklärt Arnautovic, warum ein im März angedeutetes Karriereende im Nationalteam kein Thema mehr ist. "Es sind familiäre Entscheidungen, das hat mit Sport wenig zu tun. Wir haben dann gemeinsam entschieden, dass ich noch weiter mache. Mal sehen, wie lange."

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    Champions-League-Sieger David Alaba ist beim ÖFB-Team eingetroffen
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    99 Länderspiele hat Arnautovic am Buckel. "Der 100er ist mir egal", sagt er. "Aber ich habe immer noch dieses Großer-Bruder-Gefühl. Ich versuche, der Mannschaft zu helfen, sie mitzunehmen. Und natürlich meine Leistung zu bringen. Ich bin mit meinem Körper noch lange nicht am Ende."

    "Muss Team nicht Red-Bull-Nationalteam nennen"

    Als Ralf Rangnick vor wenigen Wochen zum Teamchef bestellt wurde, kam rasch die Frage auf: Kann Arnautovic Red-Bull-Fußball? Der Bologna-Legionär liefert die Antwort: "Arnautovic bleibt immer Arnautovic."

    Danach geht er ins Detail. "Ich respektiere dieses System, die Philosophie hört sich gut an. Hut ab, was Salzburg und Leipzig in den letzten Jahren zeigen, auch international. Die werden immer besser. Das ist für uns eine Bereicherung. Wir haben viele Spieler, die das durchgegangen sind. Das heißt aber nicht, dass man das Nationalteam jetzt Red-Bull-Nationalteam nennen muss."

    Wird aus Trickser Arnautovic also sogar noch ein Pressing-Monster? "Ich bin das, was der Trainer von mir verlangt. Ich hab natürlich auch meinen Spielstil. Ich habe mich mit dem Trainer zusammengesetzt und mit ihm geredet, was er erwartet. Ich bin kein Spieler, der tut, was er will. Ich versuche das zu tun, was er von mir verlangt. Wir müssen alle an einem Strang ziehen."

    "Jeder gibt mehr, als er eigentlich muss"

    Die ersten Trainingstage unter Rangnick beschreibt der Routinier wie folgt: "Bei einem neuen Trainer will jeder alles geben, jeder gibt mehr, als er eigentlich muss. Der Trainer hat gesagt, wir sollen es nicht übertreiben. Man muss wissen, wann man presst, wann man nach vorne geht, wann man tiefer steht. Aber es ist nicht alles Pressing. Wir sind eine Mannschaft, die eher den Ball haben will, als ihm nachzulaufen."

    Die Trainingseinheiten bezeichneten die Spieler in den letzten Tagen als "knackig". Arnautovic: "Es geht in die Muskeln, die Beine und die Knochen. Man spürt es natürlich. Aber das Training wurde gut balanciert. Die Nachmittags-Einheiten gestern und heute fanden nicht statt, weil wir in der Früh schon mehr getan haben."

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      Marko Arnautovic verzückt Bologna – die besten Bilder
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      Vier Nations-League-Partien stehen in den kommenden Tagen am Programm. "Es ist brutal. Nach einer langen Saison ist man vom Kopf her schon müde. Aber wir sind alle motiviert."

      "Dann beeilen wir uns halt"

      Angesprochen auf sein fortgeschrittenes Fußballer-Alter von 33 Jahren entkommt dem Stürmer ein Schmunzeln. "Mir kommt vor, je älter die Spieler werden, umso besser werden sie." Als Beispiel nennt er positionsgetreu Karim Benzema, der mit 34 bei Real die Saison seines Lebens spielte. "Er war immer im Schatten von Ronaldo, jetzt ist er Kandidat für den Ballon d'Or."

      Auch in der Serie A erkennt er diesen Trend. "Wenn du die Liste der Topscorer ansiehst, sind viele über 30. Das ist gerade modern. Immobile ist über 30, Giroud ist über 30, Zlatan ist 40, ich bin über 30." 14 Tore hat Arnautovic für Bologna heuer erzielt. "Und acht Stangenschüsse", hält er fest.

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        Die ÖFB-Stars bereiten sich in Bad Tatzmannsdorf auf die Nations League vor. Hier gibt's die besten Trainingsbilder:
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        Das Alter von Arnautovic machte bereits Rangnick bei seiner Antrittsrede am Sonntag zum Thema. "Wenn er noch was gewinnen will mit dem Nationalteam, muss er sich beeilen", meinte der Deutsche. Der Konter des ÖFB-Stars: "Dann beeilen wir uns halt."

        Für Aleksandar Dragovic ist das Kapitel Nationalteam vorerst beendet. Rangnick verzichtet auf die Dienste des Innenverteidigers. "Das tut mir weh", sagt Arnautovic, der ein langjähriger Freund des Belgrad-Legionärs ist. "Er wird sehr vermisst. Ich habe mit ihm gesprochen. Er hat einen guten Satz gesagt: Das Leben geht weiter."

        Zu einem möglichen Transfer sagt Arnautovic: "Kein Kommentar." Nur eine Liga schließt er aus: "In Spanien ist es mir glaub ich zu heiß."

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