Politik

Arnie, seine Eier, Kurz und eine Grießnockerlsuppe

Heute Redaktion
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Beim Dinner im Kanzleramt schüttete Arnold Schwarzenegger Montag Abend sein Herz aus. Warum er vorm Schnitzel flüchtete und was sonst noch so alles passierte.

Ehe ich erzähle, was sich gestern Abend alles im Kanzleramt zugetragen hat, muss ich etwas vorausschicken: Arnold Schwarzenegger und ich kennen uns und das schon länger, wir waren nämlich schon einmal miteinander frühstücken. Genau genommen kennen sich unsere Rücken besser, seiner ist ja etwas breiter als meiner, aber ich leide nicht besonders darunter.

Jedenfalls war ich auf Urlaub beim "Stanglwirt" in Going bei Kitzbühel und frühstückte mit meiner Familie in der Zirbenstube. Hinter mir saß eine Gruppe aus fünf Männern, die ich nicht weiter beachtete, die aber etwas sprachen, was nicht mehr wie Deutsch klang, aber auch noch nicht wie Englisch. "Witzig", dachte ich mir, "der eine redet wie der Schwarzenegger".

Kurze Zeit später bestellte der Mann, der redete wie Schwarzenegger, bei der Kellnerin, vier Eier und einen Smoothie, dessen Hauptbestandteil Spinat war. Seither weiß ich, was Arnold Schwarzenegger, er war es nämlich wirklich, frühstückt. Das hat mich im Leben zwar nicht weitergebracht, aber auch nicht gebremst.

Kernöl, what else?

Seit gestern Abend ist mir auch klar, was Schwarzenegger gern zu Abend isst und auch das wird mich im Leben nicht weiterbringen, aber auch nicht bremsen. Consommé mit Grießnockerl, Wiener Schnitzel vom Kalb, Erdäpfel-Vogerlsalat mit Kürbiskernöl (no na), Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster. Wobei man dazusagen muss, dass er mittendrin ging. Das Herz, aber dazu später mehr.

So wie ich mit Arnold Schwarzenegger nicht gefrühstückt habe, so habe ich übrigens mit Prinz Charles und Prinzessin Diana einmal nicht zu Abend gegessen. Als die beiden 1986 in Wien zu Besuch waren, gab es für mich (wie für einige andere Journalisten) keinen Platz im Speisesaal des Rathauses, sondern nur in einem Vorraum. Dass sich Dagmar Koller mit Charles vergnügte, las ich erst am übernächsten Tag in der Zeitung (leider nicht in meiner), denn ich saß ja, als es passierte, mit dem Rücken zur Wand.

Beim Schnitzelgipfel gestern, den Sebastian Kurz (ÖVP) in seinem Amtssitz ausrichtete, sollte sich das nicht wiederholen. Der Kanzler gab den Auftakt zum Klimagipfel "R20 Austrian World Summit". Los ging es mit einem Cocktailempfang, danach wurden die etwa 100 Gäste in den Kongressaal (da, wo sonst die Pressefoyers stattfinden) gebeten und auf neun Tische platziert, alles war sehr schön angerichtet, ein Streichquartett spielte, weitgehend unbeachtet. Tisch A stand in der Mitte, da tafelten die Ehrengäste. Ich hatte Tisch G und saß mit dem Rücken zu Schwarzenegger. Schon wieder! Hier gibt es das Video dazu:

Mikl-Leitner und ihr Joschka-Erlebnis

Das Dinner war durchaus prominent besucht. UN-General António Guterres war da, die Ministerpräsidenten von Dänemark, Lars Lokke Rasmussen, und Norwegen, Erna Solberg, "Schimpansenmama" Jane Goodall, Umweltministerin Elisabeth Köstinger, Rewe-Chef Marcel Haraszti, Andreas Matthä von den ÖBB und - gut hörbar - Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die vor allem den Überraschungsgast des Abends, Deutschlands Ex-Außenminister Joschka Fischer, begrüßte, als habe sie in der Jugend mit ihm gemeinsam ein paar Eisenbahnwaggons in St. Pölten besprayt. Fischer, der ja wieder gut im Futter steht, ertrug es äußerlich ungerührt.

Ehe das Dinner beginnen konnte, wurde Schwarzenegger (Lebenspartnerin Heather Milligan im Schlepptau) im Vorraum durch die Reihen geführt und musste etwa 150 Hände schütteln, weil manche sich zweimal anstellten, so schön fanden sie das. Er lächelte tapfer und versuchte möglichst schnell zu vergessen, wen Kurz ihm da alles vorstellte. Ganz Terminator ist er ja noch nicht. Vor sechs Wochen wurde er in L.A. am offenen Herzen operiert, die Stiegen in den ersten Stock des Kanzleramtes schaffte er nicht, sondern musste den Aufzug nehmen.

Herz für Trump, Eier für Kongress

Als Schwarzenegger auch die Hürde Mikl-Leitner genommen hatte, konnte das Essen beginnen, fast jedenfalls, denn nun wurde begrüßt. Kurz hielt sich kurz, Schwarzenegger auch, aber bei ihm war das schade, denn er ist ein wirklich launiger Redner. Zunächst bedankte er (70) sich beim Kanzler (31), dass der den Altersschnitt der Konferenz senke, dann erinnerte er daran, dass Klimaschutz nicht allein wichtig für diese, sondern auch für die nächste Generation sei. Ob er damit jene von Kurz meinte, blieb unklar.

Dann redete er sehr offen über seine Herz-OP. Ursprünglich sollte er nur für eine Nacht in der Klinik bleiben, eine Herzklappe musste ausgetauscht werden. Es wurden mehrere Tage daraus. Ihm sei auch geraten worden, Organspender zu werden. "Okay, habe ich gesagt, aber ich entscheide, wer meine Organe bekommt. Donald Trump mein Herz, denn er hat keines, Umweltminister Scott Pruitt mein Hirn und meine Eier gehen an den Kongress". Das erläutere ich jetzt einmal nicht. Das Video dazu

Wie lange bleibt er?

Großes Gelächter, dann löffelte Schwarzenegger seine Grießnockerlsuppe aus. Sein Pressechef rutschte da schon nervös auf dem Sessel hin und her, denn vereinbart war, dass Arnie nach dem Toast abzischt. Immerhin: Schnitzel und Kaiserschmarrn ließ er dann tatsächlich stehen, schaffte es unfallfrei an Mikl-Leitner vorbei, raus in den lauen Wiener Abend.

Heute, Dienstag, hält Schwarzenegger die Keynote am Klimagipfel. Wie lange er in Österreich bleibt, ist unklar. Der Privatjet, mit dem er Montagnachmittag in Wien gelandet war, muss warten, bis Arnie das "Go" seines Arztes in L.A. für die Heimreise bekommt. Vielleicht schaffen wir es noch einmal, irgendwo Rücken an Rücken zu sitzen.

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