Wintersport

Assinger: "Benni Raich wäre der ideale ÖSV-Präsident"

Armin Assinger versorgt Ski-Österreich seit 26 Jahren mit geballtem Wintersport-Fachwissen. "Heute" bat ihn vor den Kitzbühel-Rennen zum Interview.

Erich Elsigan
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Armin Assinger lässt die Komantschen pfeifen.
Armin Assinger lässt die Komantschen pfeifen.
Picturedesk

Gendarm, Ski-Profi, ORF-Experte, Millionenshow-Moderator – Armin Assinger glänzte in seinem Leben schon in vielen Disziplinen. Am Wochenende ist der 56-Jährige bei den 81. Hahnenkamm-Rennen wieder als Weltcup-Fachmann gefragt. Im großen "Heute"-Interview gewährte der Sieger von vier Rennen Einblicke in seine Arbeit, sprach über Kritiker, seine Favoriten, die Nachfolge von ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel, ein Hirscher-Comeback – und Dancing Stars.

Herr Assinger, die 81. Hahnenkamm-Rennen stehen vor der Tür. Wenn Sie zurückblicken: Was war Ihr schönster Kitz-Moment als aktiver Läufer?

"Es ist immer etwas ganz Besonderes, aus Kitzbühel unverletzt abzureisen. Wenn dies mit guten Ergebnissen im Rucksack geschieht, ist es umso schöner. Mit den Rängen zwei, sechs, neun und elf in der Abfahrt und einem dritten Platz im allerersten Super-G 1995 hatte ich fünf besondere Momente."

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    Armin Assinger und seine Sandra bei der Verleihung der Romy 2015 in der Wiener Hofburg
    Armin Assinger und seine Sandra bei der Verleihung der Romy 2015 in der Wiener Hofburg
    Starpix / picturedesk.com

    Sie waren 1995 Zweiter, 25 Hundertstel haben auf Luc Alphand gefehlt. Hätte ein Streif-Sieg Ihr Leben nachhaltig verändert?

    "Grundsätzlich wahrscheinlich nicht, aber eine Gondel würde heute meinen Namen tragen. Und DAS wäre dann nachhaltig gewesen."

    Gibt es etwas, das Sie in Ihrer Karriere bereuen? Würden Sie etwas anders machen, wenn Sie nochmal jung wären?

    "Freilich würde ich Dinge mit dem Wissen von heute anders machen, keine Frage. Ich hänge aber nicht so sehr der Vergangenheit nach, als dass ich da lange darüber grübeln wollte."

    Als ORF-Kommentator kommen Sie nach wie vor regelmäßig nach Kitzbühel. Ihr Saison-Highlight?

    "Ja, das ist sicherlich das Saisonhighlight für mich genauso wie für alle anderen Beteiligten – von den Rennläufern und Trainern bis hin zu allen Medienvertretern und allen, die am Gelingen unmittelbar mitwirken."

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      Die größten rot-weiß-roten Ski-Legenden
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      GEPA

      Wo ist Ihr Puls höher: Am Start auf der Streif oder bei der Millionen-Frage?

      "Ganz klar am Start der Streif, keine Frage."

      Ihr Kärntner Dialekt, Ihre Komantschen- und Hundianer-Sager und emotionalen Ausbrüche live auf Sendung sind legendär. Wie viel davon ist einstudiert?

      "Nichts!"

      Wann beginnt der Renn-Tag eines Experten? Wann läutet der Wecker, was ist bis zum ersten Läufer zu erledigen?

      "Je nach Startzeit läutet der Wecker. Hier in Kitz geht es recht früh los, weil schon um 11.30 Uhr gestartet wird. Vorher ist eine Besichtigung zu machen, sind die markanten Stellen für die TV-Konsumenten vorzustellen, Gespräche mit den Athleten und Trainern sowie den Funktionären zu führen, um einiges an Hintergrund-Infos zu erhalten, die ich dann beim Kommentieren einbauen kann. Dann gibt es immer noch eine Morgenbesprechung mit dem ORF-Redaktionsteam, in dem informiert wird, wie die Übertragung letztendlich ablaufen soll und wird, wie es mit den Werbe-Breaks sein wird usw.. Nach dem Rennen folgen noch die diversen Analysen, auf die ich mich immer besonders freue und dann ist der Tag bald einmal vorbei. Fad wird einem sicherlich nicht."

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        Die Ski-Saison 2020/21 wird von schweren Stürzen überschattet.
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        Gepa

        Als Ski-Experte, der zu einem Millionen-Publikum spricht, haben Sie natürlich nicht nur Bewunderer. Wie gehen Sie mit Kritik um?

        "Allen recht getan ist eine Kunst, die niemand kann! Wenn Kritik allerdings von in den Skisport involvierten Menschen kommt – Trainern beispielsweise oder von Menschen, die mir wichtig sind – dann nehme ich die natürlich anders zur Kenntnis, als würde irgendjemand anonym im Internet sich über mich auslassen."

        Wie nah sind Sie noch am Ski-Weltcup dran? Wie intensiv verfolgen Sie das Geschehen?

        "Ich bin so nah dran, wie möglich. Ich schaue jedes Rennen, telefoniere viel mit Rennfahrern, tausche mich mit Rennchefs verschiedener Skifirmen aus, um so einen umfassenden Eindruck zu erhalten. Und natürlich erfolgen immer wieder Gedanken-Austäusche mit meinen Expertenkollegen und -kolleginnen."

        Welcher Läufer fasziniert Sie derzeit am meisten?

        "Ich bin ein großer Fan von Kilde, der sich jetzt aber leider verletzt hat. Der ist so eine Kraftmaschine und es ist bewundernswert, wie der es bisher geschafft hat, in drei Disziplinen Weltklasse-Niveau zu haben, mehr oder weniger Siegläufer zu sein. Und dann bin ich natürlich ein Fan von Matthias Mayer, weil der mit unerhörter Fokussierung unterwegs ist und in der Stunde X wirklich abliefern kann. Doppel-Olympiasieger, Kitzbühel-Sieger – sonst noch Fragen?"

        Marcel Hirscher hat zuletzt ein Comeback ausgeschlossen. Ändert er seine Meinung im Olympia-Winter?

        "Ich glaube nicht, weil er eigentlich nur verlieren kann. Aber geil wäre es schon."

        Die Ski-WM steigt – sofern es Corona zulässt – ab 8. Februar. Wer wird der Star der Titelkämpfe?

        "Churchill hat gesagt, dass Prognosen abzugeben sehr schwierig ist, insbesondere dann, wenn sie die Zukunft betreffen. Also ich habe keine Ahnung und lasse mich von den eigenen Gesetzen der Großereignisse wie WMs oder Olympischen Spielen überraschen."

        Sie betreiben einen sehr erfrischenden Video-Ski-Blog. Darin sprechen Sie die Dinge knallhart an, der ÖSV muss sich einige kritische Worte gefallen lassen. Wie schaut das Echo aus?

        "Interessanter Weise sind die Rückmeldungen äußerst positiv. Ich versuche halt, das eine oder andere ein wenig zu hinterfragen oder mit anderen Sportarten zu vergleichen. Jemanden zu beleidigen, ist aber nicht meine Absicht, das ist klar."

        ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel tritt ab. Wer soll ihm nachfolgen? Es wird gemauschelt, Michael Huber vom Kitzbüheler Ski Club sei interessiert.

        "Mein Tipp ist ganz klar Benni Raich! Er wäre für mich der ideale Präsident, weil er sehr schlau ist, sehr gebildet, rhetorisch hervorragend ist und auch die nötige Diplomatie und umfassendes Fachwissen mitbringt. Er würde den ÖSV sehr gut nach außen repräsentieren. Vielleicht ist auch eine Doppelspitze Raich/ Huber denkbar."

        Sie haben einen der begehrtesten Moderatoren-Jobs im Land. Gibt es für Sie eine Steigerung zur Millionen-Show?

        "Nein. Im Quizbereich gibt es nichts, was über die Millionenshow hinausgeht! Auf anderen Moderations-Ebenen finden sich schon noch sehr interessante Möglichkeiten – Dancing Stars zum Beispiel! Das zu moderieren wäre schon seeeeehr cool!"