Wien

Aus Kabul geflüchtet: Ismail Noori führt Wiener Gasthof

Vom Steirischen Backhendl zum Linsen Dhal: In "Purzl's Paradiesgartl" tischt Ismail Noori Österreichische Spezialitäten ebenso auf wie Mamas Rezept.

Yvonne Mresch
Der gebürtige Afghane und leidenschaftliche Gastronom Ismail Noori (24) übernahm im April das Liesinger Lokal "Purzl's Paradiesgartl".
Der gebürtige Afghane und leidenschaftliche Gastronom Ismail Noori (24) übernahm im April das Liesinger Lokal "Purzl's Paradiesgartl".
Sabine Hertel

2016 fing für Ismail Noori ein neuer Lebensabschnitt an – damals flüchtete er in die "neue Heimat", wie er selbst sagt. Der gebürtige Afghane musste seine erste Heimat, Familie und Freunde aufgrund der politischen Situation verlassen. Drei Monate war er auf der Flucht, bis er schließlich völlig erschöpft in Österreich ankam.

Gastro-Start mit neun Jahren

"Alles war neu, die Menschen, die Sprache. Ich habe mir mein Leben hier selbst aufgebaut, mir ein Ziel gesetzt und dieses auch erreicht", sagt der 24-jährige heute stolz. Auf "Youtube" brachte er sich selbst Deutsch bei und startete schon bald eine Lehre. Dass diese in der Gastronomie sein wollte, zeichnete sich schon früh ab: "Mit neun Jahren bin ich in Kabul schon in der Küche gestanden. Es hat mich einfach immer interessiert."

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    Im April übernahm Ismail Noori das Gasthaus in Liesing.
    Im April übernahm Ismail Noori das Gasthaus in Liesing.
    Sabine Hertel

    In Österreich absolvierte Noori seine Lehre im Hotel Sacher, arbeitete im "Neni" sowie im "Motto am Fluss". Aber eines war immer klar: "Ich wollte selbstständig sein. Als ich das früher gesagt habe, haben sie gelacht. Aber wenn ich etwas erreichen will, dann gebe ich nicht auf bis ich es erreicht habe", schmunzelt der Koch, der gleichzeitig auch Kickbox-Trainer ist. 

    Vom Schweinsbratlbrot bis zum Chicken Korma

    Vor drei Monaten übernahm Noori schließlich das Lokal "Purzl's Paradiesgartl" in der Wiegelestraße (Liesing), unweit des MMC Haus Wien, wo Film- und Fernsehproduktionen gedreht werden. Auf seiner Speisekarte findet sich zu 80 Prozent Österreichische Küche und zu 20 Prozent internationale Spezialitäten, wie der Chef selbst sagt.

    So gibt es als Vorspeise etwa Schweinsbratlbrot (7,90 Euro) oder Würstel mit Saft (7,50 Euro), als Hauptspeise Wiener Schnitzel vom Kalb (26,50 Euro), Steirisches Backhendel (14,70 Euro) oder Rindsgulasch mit gerösteten Knödel (15,80 Euro), als Nachspeise Palatschinken (7,50 Euro) oder Mousse au Chocolat (5,90 Euro). Für Vegetarier wird gemischter Salat mit Avocado (7,50 Euro) ebenso angeboten wie Tagliatelle mit Tomaten Salsa (13,50 Euro) oder Schwammerl-Risotto (14,50 Euro). Zur internationalen Küche gehören das Rote Linsen Dahl (10,90 Euro) nach "Mamas Rezept" und Indisches Chicken Korma (15,90 Euro).

    "Am liebsten wäre ich 24 Stunden hier"

    "Ich koche eine Wiener Küche, die kein Wiener kocht", lacht der Chef, der selbst in der Küche steht. "Mein Gulasch hat man so noch nie gegessen" – das Geheimnis wollte er "Heute" jedoch nicht verraten. Die Speisen würden alle frisch gekocht, morgens vorbereitet werden nichts, verspricht Noori, der sein ganzes Leben dem Restaurant verschrieben hat: "Ich bin von 5 Uhr Früh bis Mitternacht hier. Am liebsten wäre ich 24 Stunden in meinem Lokal, so sehr liebe ich es!"

    Für die Zukunft hat Noori noch große Pläne: "Ich möchte die ganze Woche offen haben und auch schon Frühstück anbieten." Dafür fehlt es jedoch noch an Personal – aktuell besteht das Team aus fünf Personen. Auch das soll sich noch ändern. Nach seiner Herkunft werde der Wiener immer wieder von Gästen gefragt, sagt Noori. "Dann sag ich, ich bin ein Steirer Bua und dann sagen sie nichts mehr", lacht er.