Oberösterreich

Baby abgelegt: "Handelte unter Schock"

Jene Mutter (26), die ihr Baby vor einer Wohnungstür abgelegt haben soll, stand heute in Linz vor Gericht.

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Die 26-Jährige, vertreten durch Star-Anwalt Andreas Mauhart, wurde freigesprochen.
Die 26-Jährige, vertreten durch Star-Anwalt Andreas Mauhart, wurde freigesprochen.
M.W.

Vertreten durch Star-Anwalt Andreas Mauhart betrat die Angeklagte (26) kurz vor 9 Uhr den Gerichtssaal im ersten Stock. Trotz Dauerregen und kühlen 16 Grad erschien die junge Frau im luftigen Träger-Top. 

Die Anwesenheit zahlreicher Medienvertreter dürfte die Beschuldigte auch etwas aus dem Konzept gebracht haben. Denn die 26-Jährige setzte sich zunächst ganz nach hinten in den Zuschauerbereich, ehe sie von der Richterin darauf hingewiesen wurde, doch bitte vorne Platz zu nehmen.

Wie schon mehrfach berichtet, soll die junge Frau am 29. Dezember letzten Jahres ihr Neugeborenes vor einer Wohnung in Lichtenberg (Bez. Urfahr-Umgebung) abgelegt haben. Der Vater des Buben will von der Geburt nichts mitbekommen haben. Der kleine Jonathan, so wurde er im Spital getauft, lebt inzwischen bei Pflegeeltern.

Laut Top-Verteidiger Andreas Mauhart, habe seine Mandantin das Baby nicht ausgesetzt, sondern nur weggelegt, da sie ihn nicht vorsätzlich in Lebensgefahr bringen wollte. Er plädierte auf einen Freispruch, auch wenn ihr Handeln "moralisch nicht unbedenklich sei", wie er sagt. Die Angeklagte habe sich aber in einer "mentalen Ausnahmesituation" befunden.

Die 26-Jährige berichtete vor Gericht, dass sie mit ihrem ebenfalls angeklagten Lebenspartner bereits zwei Kindern hat. Beide leben aber nicht bei ihnen. Die dritte Schwangerschaft habe sie vor ihrem Partner geheim gehalten. Sie habe eine Unterleibs-Entzündung - so will sie ihrem Freund den "geschwollenen Bauch" erklärt haben.

Das Baby hat sie laut eigenen Aussagen dann in der Nacht auf den 29. Dezember in der Badewanne in ihrer Wohnung zur Welt gebracht. "Es ging alles relativ schnell", so die Beschuldigte zur Richterin. Danach habe sie geschaut ob es dem Säugling gut gehe und das Baby anschließend "in voller Panik" in Decken gewickelt.

Geräusche vor der Tür

Danach sei sie ins Nachbarhaus gegangen und habe das Kind vor einer Wohnungstüre abgelegt. Aus dieser Wohnung seien Geräusche gekommen. Deshalb habe die dreifache Mutter sie ausgewählt. "Ich klopfte leise", meinte sie vor Gericht. Damit habe sie auf den Säugling aufmerksam machen wollen.

Laut ihren Aussagen wartete sie bis die Türe öffnete und ging dann weg. Dabei betont sie stets, alles "im Schock" getan zu haben. 

Der Vater (30) versicherte vor Gericht erneut, von der Geburt nichts mitbekommen zu haben. Über die Schwangerschaft habe er aber sehr wohl Bescheid gewußt. Seine Partnerin habe ihm aber gesagt, sie habe abgetrieben. 

Vater sei "hackedicht" gewesen

In der Nacht der Geburt sei er laut eigenen Schilderungen "hackedicht" gewesen und habe deshalb nichts mitbekommen. 

Der 30-Jährige musste sich auch noch wegen Suchtgifthandels, Erpressung, Diebstahl sowie dem Vergehen nach dem Waffengesetz verantworten. Er bekannte sich aber nur schuldig, Drogen an andere abgegeben und selber konsumiert zu haben.

Kurz vor 13 Uhr fällte die Richterin das Urteil. Vom Vorwurf der Aussetzung wurden beide rechtskräftig freigesprochen. Begründung: Die Mutter habe das Kind nicht vorsätzlich in Lebensgefahr gebracht, sondern weggelegt, damit es gefunden wird. Dem Vater konnte nicht nachgewiesen werden, dass er daran beteiligt war.

Er muss jedoch trotzdem hinter Gitter. Wegen Weitergabe und Einnahme von Drogen sowie wegen des Besitzes eines Elektroschockers wurde er rechtskräftig zu 18 Monaten Haft verurteilt.

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