Oberösterreich

"Bald wieder auf der Straße" – Klima-Kleber kämpferisch

Stau im Frühverkehr, wilde Szenen: Klima-Aktivisten haben am Montag wieder eine Straße blockiert – und kündigen bereits die nächste Aktion an.

Tobias Prietzel
Aktivistin Jelena Saf wird von der Polizei weggetragen, "Heute" hat sie zum Interview getroffen.
Aktivistin Jelena Saf wird von der Polizei weggetragen, "Heute" hat sie zum Interview getroffen.
Heute

"Nichts geht mehr!", hieß es ab 8 Uhr auf der Linzer Nibelungenbrücke in Fahrtrichtung Urfahr. Der Österreich-Ableger der Initiative "Letzte Generation" legte den Verkehr auf der Straße lahm. Nach knapp einer Stunde war der Protest zur Gänze aufgelöst.

Die friedliche Demo wurde von einem unschönen Zwischenfall überschattet: Arbeiter attackierten die Umweltschützer.

Jelena Saf wurde als letzte Aktivistin von der Fahrbahn weggetragen. "Heute" war vor Ort. Im Interview schildert Saf die Anliegen der Organisation und blickt in die Zukunft:

"Wir sind heute Früh zu fünft auf der Straße gesessen, drei Leute waren angeklebt." Mit der Aktion protestiere man "gegen den zerstörerischen fossilen Weg der Regierung". "Wir steuern gerade mit 130 km/h in die Klimahölle", sagt Saf. "In ein paar Jahren wird es auch in Europa, auch hier in Österreich, Hungersnöte geben, Dürren, Kriege."

"In ein paar Jahren wird es auch in Europa, auch hier in Österreich, Hungersnöte geben, Dürren, Kriege." Klima-Aktivistin Jelena Saf

Man müsse etwas tun, betont die Aktivistin und nennt eine "ganz einfache, billige notwendige Sicherheitsmaßnahme": Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) müssten endlich auf Autobahnen von 130 auf 100 Stundenkilometer umschwenken. "Damit könnten wir mehrere Millionen Liter Sprit im Jahr einsparen."

Aber: "Die Regierung hat diese Krise offenbar nicht im Griff", kritisiert die "Letzte Generation"-Vertreterin. "Wir geben ihr eine Hilfestellung, wir erklären ihr, was notwendig ist."

"Die Regierung hat diese Krise offenbar nicht im Griff. Wir geben ihr eine Hilfestellung, wir erklären ihr, was notwendig ist." 

Ist der regelmäßige Protest für die Menschen mittlerweile zur Normalität geworden? "Normal ist es, glaub ich, nicht", sagt Saf. "Wir müssen ja auch aus der Normalität heraus." Genau dafür seien die Demonstrationen da: "Um die Leute eben aufzuwecken und ihnen zu sagen: Hey! Es muss was geschehen."

Sie habe selber zwei jüngere Schwestern. "Und ich will, dass sie eine Chance auf ein gutes Leben, aufs Überleben haben", so die Umweltschützerin.

Sind Schütt-Aktionen in Kunsthäusern zielführend? "Wir haben jahrelang Petitionen unterschrieben, haben gewählt, sind mit 'Fridays for Future' zu Zehntausenden auf Demos gegangen, und es ist einfach nicht genug passiert." Die Klimakrise sei laut Saf nie Thema Nummer eins gewesen. Mit Aktionen in Museen, auf den Straßen könne man Emotionen hervorrufen.

"Wir haben jahrelang Petitionen unterschrieben, haben gewählt, sind mit 'Fridays for Future' zu Zehntausenden auf Demos gegangen. Und es ist einfach nicht genug passiert."

Bald wieder auf der Straße

Auf die Frage, wann das nächste Mal ein eindringliches Zeichen für den Umweltschutz gesetzt wird, antwortet Jelena Saf knapp: "Ich kann ihnen keinen genauen Zeithorizont sagen, aber wir werden bald wieder auf der Straße sein." Nachsatz: "Außer die Regierung lenkt endlich ein."

Protest in Graz

Genau vor zwei Wochen haben Aktivisten in Graz den Montagsverkehr vorübergehend zum Stehen gebracht. Sie hatten sich in der Grazer Innenstadt an eine Kreuzung des vielbefahrenen Joanneumrings geklebt.