Beamten des Bundeskriminalamtes (BKA) und der Direktion Spezialeinheiten (DSE) ging Anfang Oktober in Wien offenbar ein richtig dicker Fisch ins Netz. Auf offener Straße ließ sich Eddie J. (37) – der berüchtigtste Clan-Boss aus Biskopsgården in der schwedischen Hafenstadt Göteborg – in Wien-Landstraße von der Cobra widerstandslos festnehmen.
Auf seine Wiener Anwälte Bettina Caspar-Bures und Norbert Piech kommt am Montag am Wiener Landl Schwerstarbeit zu. Sie sollen eine Überstellung nach Schweden – wo eine lange Haftstrafe droht – verhindern. Die Sicherheitsvorkehrungen für den streng bewachten Einzelhäftling sind enorm, er soll "draußen" noch die eine oder andere Rechnung offen haben.
Der 37-Jährige wird in der Gangster-Szene in Anlehnung an Rapper 50 Cent als "Fifty" beinahe gottgleich verehrt. Seitdem er als Jugendlicher im Jahr 2004 mehrere Polizeikugeln überlebt hatte gilt er als "unverwundbar". Am Papier völlig mittellos, lebte er in einer Luxusvilla, pendelte zwischen Schweden, Aruba, Curaçao und Dubai hin und her. Zahlreiche Fotos zeigen ihn mit Goldschmuck und Rolex in teuren Sportwagen.
Seit den 2010er-Jahren dürfte sich der afrikanisch-stämmige Straßenjunge mit erbarmungsloser Brutalität zum Boss der organisierten Kriminalität hochgearbeitet haben. Die schwedische Staatsanwaltschaft konnte den Clan-Chef dennoch lange "nur" wegen Steuerdelikten, Geldwäsche und schwerer Erpressung belangen – beide seiner Brüder sitzen jedoch lebenslang.
2020 wurde Eddie J. dann aber der geplante Mord eines Unterwelt-Rivalen nachgewiesen. Dafür ging er vier Jahre hinter Gitter, tauchte seit seiner Freilassung in Italien unter. Im Oktober kamen in Schweden alte Mordvorwürfe zu einer Hinrichtung am 10. September 2012 an einer Straßenbahnhaltestelle in Göteborg auf. Ein neuer Europol-Haftbefehl überraschte den Gangster bei seinem "Besuch" in Wien.
Wie "Heute" erfuhr, klickten kurz vor einem angeblich geplanten Clan-Treffen der Göteborg-Gangster in der Donaumetropole am 22. Oktober auch für den dubiosen schwedischen Fußball-Manager Masireh J. (42) in einem Hotel in Penzing die Handschellen – offiziell wegen Geldwäscheverdachts im Millionenbereich. Der 42-Jährige fixierte einst für den damals 17-jährigen Liverpool-Star Alexander Isak den Transfer von AIK Fotboll nach Dortmund. Nun steht er gemeinsam mit dem besagten Banden-Boss vor dem Richter. Die Unschuldsvermutung gilt.
