Österreich

Banker tötete Millionärin mit Burlingtonsocke & Folie

Heute Redaktion
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Perfide geplant, aber stümperhaft ausgeführt hatte ein Top-Banker den mutmaßlichen Mord an einer reichen Baumeisterin (86). Die Details der Anklage sind bemerkenswert.

Mit einem mit Münzen prall gefüllten Sparstrumpf und einer Frischhaltefolie aus dem Supermarkt soll ein Bankmanager (61) eine vermögende Baumeisterin (86) in Edlitz (Neunkirchen) am 16. September 2019 getötet haben. Bemerkenswert dabei: Der Banker hatte die Tat offenbar über Wochen penibel geplant, doch bei der Ausführung ging so ziemlich alles schief.

Berater seit 30 Jahren

Seit rund 30 Jahren beriet der 61-Jährige die 86-Jährige in Vermögensangelegenheit, war zwei bis drei Mal im Jahr zwecks Beratungsgespräch bei der Bauherrin im Ruhestand. Der Akademiker hatte rund 700.000 Euro zu verwalten (Anm.: die 86-Jährige hatte auch noch ein großes Haus und Liegenschaften), fuhr über Jahre Spekulationsverluste ein, informierte Emma S. stets falsch und geriet dadurch immer mehr unter Druck. Der 61-Jährige soll Angst um seinen Ruf und vor der heftigen Reaktion der resoluten 86-Jährigen gehabt haben. Schließlich äußerte die 86-Jährige den Wunsch, all ihre Wiener Bankkonten zusammenzuziehen und auf ein Konto eines Geldinstitutes in Wohnortnähe zu transferieren - dabei wäre der Banker aufgeflogen.

Sollte wie Unfall aussehen

Also soll der 61-Jährige bereits im Frühjahr bzw. Frühsommer 2019 den Entschluss gefasst haben, die 86-Jährige zu beseitigen. Zunächst richtete er sich laut Anklage folgenden Tatplan zurecht: Er wollte das Opfer mit einem Sparstrumpf K.o. schlagen, es dann die Kellertreppe hinunterstoßen und den Kopf der Frau gegen eine Stufenkante schlagen und so einen Haushaltsunfall vortäuschen.

Bei einem Termin bei der Baumeisterin im Sommer stahl der Banker einen Hausschlüssel, befüllte bereits im August 2019 eine Burlingtonsocke mit rund einem Kilogramm ausländischer Münzen, knotete das obere Sockenende zu und verstaute den Sparstrumpf mit einer Finanzübersicht des Opfers aus dem Jahr 2016 in einer Sporttasche. Dann zog er sich in seinem Seehaus an der burgenländisch-niederösterreichischen Grenze Freitzeitkleidung an, besuchte die alte Dame und wollte sie vom geplanten Geldtransfer abbringen. Obwohl er die Tatwaffe mitführte, nahm er an diesem Augusttag Abstand von einer Bluttat.

Schließlich verfeinerte der dreifache Familienvater seinen Tatplan, kaufte bei einem Lebensmitteleinkauf im Supermarkt Ende August 2019 Einweghandschuhe und eine Frischhaltefolie, begab sich erneut zu Emma S., diskutierte wieder mit der Kundin über den von ihr beabsichtigten Transfer, fand aber keine günstige Gelegenheit sein Tatvorhaben umzusetzen.

Erst am 16. September 2019 war der Banker fest entschlossen, nahm sich in Wien einen Mercedes als Mietwagen und fuhr in sein Seehaus. Dort wechselte er Anzug gegen legere Freizeitkleidung, schrieb seiner Ehefrau noch eine SMS mit dem sinngemäßen Inhalt: "Komme später, muss mich noch für die morgige Auslandsreise vorbereiten." Dann brach er Richtung Süden auf, ließ sein iPhone im Seehaus zurück, um keine Einloggung am späteren Tatort im Bezirk Neunkirchen zu hinterlassen. Mit dem Sparstrumpf, Folie, Handschuhen, Taschenlampe, Küchenmesser, Schirmkapperl, Finanzübersicht und dem Hausschlüssel des Opfers fuhr der Banker schließlich nach Edlitz.

"Was tun Sie?"

Den Mercedes parkte er hinter einer hohen Hecke, bereits in Fahrrichtung Ausfahrt postiert. Die hinteren Kennzeichen montierte er ab und legte diese ins Fahrzeuginnere. Sparstrumpf und Folie verbarg er unter seiner Kleidung, klopfte an der Türe der Baumeisterin, die ihn hereinließ. Nach einem WC-Besuch versuchte der Banker erneut, die alte Frau von ihrem Vorhaben abzubringen, gestand dabei erstmals die teils massiven Verluste.

Emma S. sprang entsetzt auf, war schockiert, verärgert, machte dem 61-Jährigen schwere Vorwürfe. Der Streit wurde derart heftig, sodass Nachbarn die Schreierei mithören mussten. Ein besorgter Nachbar ging mit seinem Sohn zum Haus der pensionierten Bauherrin, fertigte vorausblickend ein Foto vom unbekannten Mercedes an und klopfte schließlich an der Türe der Emma S., um sich zu vergewissern, ob alles in Ordnung sei. Noch ehe die 86-Jährige antworten konnte, bekam sie den Sparstrumpf über den Schädel gezogen. Doch die 86-Jährige war nur kurz benommen, fiel nicht um, herrschte den Banker an: "Was tun Sie?"

Daraufhin holte der 61-Jährige aus, schlug wuchtig zu - immer und immer wieder, bis die 86-Jährige blutend zu Boden ging. Dann holte er die Frischhaltefolie hervor, versuchte diese gegen Mund und Nase zu drücken. Doch die 86-Jährige entwickelte im Todeskampf enorme Kräfte, konnte zwei Mal die Folie zerknüllen.

Flucht über Fenster

Schlußendlich erfasste der Bankmanager die Frau an Nase und Mund und drückte ihr mit den Händen die Atemwege zu. Von seinem ursprünglichem Plan, nämlich die Tote über die Kellertreppe zu werfen, ließ der 61-Jährige panisch ab, weil die Nachbarn vor der Türe standen. Er flüchtete über das Wohnzimmerfenster, Nachbar und dessen Sohn nahmen noch kurz die Verfolgung auf, konnten den Banker aber nicht mehr einholen.

Während der Flucht warf der Dreifachvater die Tatutensilien weg, mit jedem Kilometer, den er zurücklegt hatte, wurde indes seine Verzweiflung größer. Schließlich sprang er, nur wenige Kilometer vom Tatort entfernt, in selbstmörderischer Absicht auf der A2 vor einen Lkw (der erste Lkw-Lenker konnte noch ausweichen und streifte den Banker, der zweite Lkw erfasste ihn, Anm.). Der 61-Jährige überlebte schwer verletzt, wurde ins Spital gebracht und festgenommen ("Heute" berichtete).

Laut Gutachten hatte das Opfer ein Schädeltrauma und drei Rissquetschwunden erlitten, starb schließlich an einem Erstickungstod.



"Frack" droht


Der Banker lag einige Tage im Tiefschlaf, erholte sich wieder vollständig vom schweren Unfall ("Heute" berichtete), zeigte sich gegenüber der Polizei reuig und geständig. Der gestrauchelte Banker wird von den renommierten Anwälten Wolfgang Blaschitz und Astrid Wagner vertreten. "Er hat sich nie bereichert, fürchtete aber um seinen Ruf. Als die Nachbarn klopfen geriet er in Panik", so die beiden Verteidiger.

Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest, der Prozess wird im Frühjahr 2020 in Wr. Neustadt über die Bühne gehen. Dem Banker droht eine lebenslange Haftstrafe, es gilt die Unschuldsvermutung.