Politik

Benkos Raubritter-Angriff auf die "Kronen Zeitung"

Heute Redaktion
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Investor Rene Benko
Investor Rene Benko
Bild: picturedesk.com

Immo-Investor René Benko versucht "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand aus dem Amt zu mobben. Dafür ist ihm offenbar so ziemlich jedes Mittel recht.

So etwas kennt man nur aus TV-Serien wie "Dallas" oder, etwas jünger, aus "House of Cards". Ein Unternehmer mit überschießenden Plänen sieht seine Zukunft (auch) im Medienbusiness – und setzt alles daran, seinen Traum, als Zeitungs-Tycoon in die Geschichte einzugehen, zu verwirklichen. Wahl der Waffen egal.

Nicht Simmering gegen Kapfenberg, René Benko (41) gegen Christoph Dichand (54) – das ist Brutalität. Es geht um Untergriffe, Prüfung von Spesenabrechnungen, letztlich um die Frage: Wer hat die Macht (jetzt und in Zukunft) in Österreichs wichtigstem Printprodukt?

Wem die "Krone" gehört

Die Vorgeschichte. Die "Krone" ist die mit Abstand erfolgreichste Zeitung Österreichs. Sie hat rund zwei Millionen Leser am Tag und gehört zu je 50 Prozent der Eigentümerfamilie Dichand und der deutschen "Funke-Mediengruppe". Die Anteile von "Funke" werden über die "WAZ Ausland Holding" gehalten.

Im November wurde bekannt, dass Benkos "Signa Holding" 49 Prozent an dieser "WAZ Ausland Holding" gekauft hat. Warum, fragten sich damals viele. Was soll es für einen Zweck haben, sich zur Hälfte an einem Medienunternehmen zu beteiligen, bei dem man nie das Sagen haben wird?

Was Benko wirklich will

Die Antwort auf diese Fragen scheint nun klarer. Benko versucht mit allen Methoden, sich die "Krone" unter den Nagel zu reißen und sie für seine Zwecke zu instrumentalisieren. In der Gratiszeitung "Österreich" erschien heute, Freitag, ein langer Artikel, offenkundig lanciert von Benko und seinen Anwälten, wie ein Insider "Heute.at" erzählt. Am Ende der Geschichte wird kokett vermerkt, dass der Immo-Unternehmer "nicht wirklich amused" über die Vorgänge sei. Im Wahrheit steckt er wohl dahinter.

Was Benko konkret will? Die "Krone" sturmreif schießen und Herausgeber Christoph Dichand, Sohn des legendären "Krone"-Gründers Hans Dichand, aus dem Amt mobben. Was "WAZ/Funke" will? Einen möglichst hohen Verkaufspreis erzielen.

In dem "Österreich"-Artikel ist zu lesen, dass Wirtschaftsprüfer derzeit in der "Krone" Spesenbelege von Dichand prüfen, Aufwendungen für Dienstreisen nach Tirol oder die Schweiz etwa. Vorwurf: Er hätte Spesen für private Zwecke verwendet.

Peanuts, angesichts der Tatsache, dass die "Krone" und ihre "Mutter" Mediaprint Jahresumsätze im Bereich von einer halben Milliarde Euro machen. So etwas startet man nur, wenn man eigene Pläne verfolgt. Und die sind bei Benko klar: Die Totalübernahme der "Krone", die komplette Kontrolle über Österreichs einflussreichstes Medienhaus gewinnen.

Vorwürfe "haarsträubend"

"Haarsträubend", nennt Dichand-Anwältin Huberta Gheneff deshalb auch die Vorwürfe. Die Rechnungen seien "mehrfach geprüft und als betriebsnotwendig im Zusammenhang mit der Tätigkeit als Chefredakteur anerkannt" worden, sagte sie dem "Standard".

Fakt ist: Am Dienstag dieser Woche fand die reguläre Aufsichtsratssitzung unter Beteiligung der Dichands und der deutschen Miteigentümer statt. Sie verlief unspektakulär, von den Benko-Plänen wurde nichts verlautet.

Freitag überschlugen sich dann die Ereignisse. Zunächst wurde bekannt, dass die "WAZ" vor dem Arbeitsgericht eine Entlassungsklage gegen Dichand einbringen will. Das sei "juristisch gar nicht möglich", kontert Gheneff.

Jetzt schlagen Dichands zurück

Die Juristin kündigte im Gegenzug an, dass die Dichands nun ihrerseits die Mitgesellschafter auf Ausschluss aus der "Krone" klagen werde. Und zwar wegen "zahlreicher Treuewidrigkeiten allein in ihrem eigenen Interesse und auf Kosten der Gesellschafter".

Fakt ist auch: Freitag findet ab 9.30 Uhr eine Außerordentliche Aufsichtsratssitzung statt, einberufen vom Hälfteeigentümer Dichand. Ob Benko oder seine Anwälte erscheinen, ist unklar.

Und: In der "Krone" selbst gibt es eine große Solidarisierungswelle gegen den Raubritter-Angriff. Beide Geschäftsführer - auch der von "Funke" entsandte - stellen sich gegen den Entlassungsantrag, der Dichand aus dem Amt bringen soll. Redaktion und Betriebsrat der "Krone" solidarisieren sich mit der Eigentümerfamilie Dichand.

Was unterm Strich bleibt: Um persönliche Eitelkeiten zu pflegen, wird ein Rechtsstreit vom Zaun gebrochen, der jahrelang dauern wird und das Unternehmen lähmt. Benko will den Chefredakteur bestimmen und – vor allem – selbst Herausgeber der "Krone" werden. Selbst sein eigener Aufsichtsrat (tagt dem Vernehmen ebenfalls heute) sieht die Pläne kritisch. "Er hebt ab", sagt einer aus dem Kreis.

Limit der Flugshow für Benko bei der "Krone": Die Eigentümerfamilie Dichand denkt nicht im Traum daran, ihre Anteile abzugeben. Spesenprüfung hin oder her. (red)

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