Oberösterreich

Betrugsvorwürfe gegen Pfarrer – "Am Boden zerstört"

Um mehr als 400.000 Euro soll ein Pfarrer unzählige Frauen erleichtert haben. Jetzt spricht sein Anwalt: "Mein Mandant ist am Boden zerstört."

Der Linzer Anwalt Oliver Plöckinger vertritt den Geistlichen, der mehr als 400.000 Euro Schaden angerichtet haben soll.
Der Linzer Anwalt Oliver Plöckinger vertritt den Geistlichen, der mehr als 400.000 Euro Schaden angerichtet haben soll.
iStock, privat

Der Priester (67) aus dem Mühlviertel soll 39, vor allem ältere Damen aus Ober- und Niederösterreich sowie aus Salzburg um ihr Erspartes gebracht haben. Innerhalb gut eines Jahres entstand so ein Schaden von rund 430.000 Euro.

Eine 85-Jährige hatte die Ermittlungen gegen den Gottesmann schließlich ins Rollen gebracht. Auch von ihr soll er sich Geld geliehen haben: satte 24.000 Euro. Die Frau erstattete im Juli 2022 Anzeige bei der Polizei.

Das Geld soll der Geistliche einem 51-jährigen vorbestraften Arbeitslosen übergeben haben. Dieser bat den Priester immer wieder um Bares – etwa, um ein Grundstück zu kaufen.

Die perfide Masche: Der zweite Verdächtige habe laut Polizei vorgegeben, Erbe eines siebenstelligen Betrags zu sein und das Geld zurückzuzahlen. Um auf die Millionen zugreifen zu können, müsse er aber zunächst Schulden begleichen. 

Es bestand ein Vertrauensverhältnis

Der Anwalt des Pfarrers, Oliver Plöckinger, versucht nun gegenüber "Heute" zu erklären, warum sein Mandant so gehandelt hat: "Die beiden kannten sich und es bestand ein Vertrauensverhältnis. Der 51-Jährige war früher Schüler meines Mandanten."

"Die beiden kannten sich und es bestand ein Vertrauensverhältnis. Der 51-Jährige war früher Schüler meines Mandanten." Anwalt Oliver Plöckinger

 Für den Priester sei die Situation "eine Katastrophe", sagt Plöckinger. Ihm tue die Sache furchtbar leid. Er sei ein "armer Tropf" und selbst einem Betrüger "auf den Leim gegangen".

Kein Unschuldslamm

Der Mittäter sei spielsüchtig und kein Unschuldslamm. Er soll von 2015 bis 2022 sieben weiteren Opfern insgesamt 470.000 Euro abgenommen haben. Die in Summe eingesackten 900.000 Euro habe er laut Polizei verjuxt.

Die Staatsanwaltschaft Linz ermittelt gegen die beiden wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs. Kommt es zu einer Verurteilung, drohen ihnen bis zu zehn Jahre Haft.

Plöckinger rechnet damit, dass sein Mandant nicht hinter Gitter muss. "Die Staatsanwaltschaft müsste beweisen, dass der Mann jemandem Schaden zufügen wollte. Das wird schwierig, denn der Pfarrer hat das Geld nicht behalten."

Seiner Ämter enthoben

Die Diözese Linz hat den Priester im April 2022 seiner Ämter enthoben. "Wir haben damals erfahren, dass er sich Geld von Leuten geliehen hat, das er nicht zurückzahlen konnte", erklärt Sprecher Michael Kraml gegenüber "Heute". Der Mann werde nie mehr eine Messe leiten.

"Wir haben damals erfahren, dass er sich Geld von Leuten geliehen hat, das er nicht zurückzahlen konnte." Michael Kraml, Sprecher der Diözese Linz

Man habe nach den Gottesdiensten auch davor gewarnt, dem Geistlichen Geld zu leihen. Zurzeit lebt der Pfarrer laut Diözese zurückgezogen in einem Kloster.

Ehepaar schreibt mit "Sohn" und macht schweren Fehler

Auch ein Ehepaar aus Salzburg wurde am Wochenende Opfer eines Betrugs. Ein bisher unbekannter Täter gab sich als deren Sohn aus. Er kontaktierte die beiden Tennengauer über den Messenger-Dienst WhatsApp und gab an, sein Handy sei kaputt. Er müsse nun zwei Rechnungen in der Höhe von knapp 4.000 Euro bezahlen.

Da das Ehepaar kein E-Banking verwendet, ersuchten sie ihren anderen Sohn, den Betrag zu überweisen. Der 25-Jährige transferierte das geforderte Geld an den Unbekannten. Nachdem der Betrag auf dessen Konto war, meldete sich der tatsächliche Bruder bzw. Sohn bei der Familie. Die Ermittlungen laufen.

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