Politik

Billa-Chef platzt der Kragen – attackiert die Regierung

Die extreme Teuerung bei Lebensmitteln wurde in letzter Zeit zu einem der bestimmenden innenpolitischen Themen: Marcel Haraszti wittert Rufschädigung.

Rewe-Chef Marcel Haraszti sieht sich von der Regierung in die Ecke gedrängt. 
Rewe-Chef Marcel Haraszti sieht sich von der Regierung in die Ecke gedrängt. 
Lukas Ilgner / VGN Medien Holding / picturedesk.com

Hitzige Debatten entfachten in den vergangenen Wochen und Monaten über die steigenden Preise im Lebensmitteleinzelhandel. Die Regierung beraumt Lebensmittelgipfel ein und gibt vor, sich der Thematik annehmen zu wollen – die Opposition sieht nur leere Worte. Mittlerweile blockiert die SPÖ wegen der hohen Inflation sogar jegliche Regierungsvorhaben, die mehr als einer einfachen Mehrheit bedürfen. Immer wieder wurde auch Kritik an den Supermarktkonzernen breit, sie würden sich auf dem Rücken der leidenden Bevölkerung bereichern. Dagegen wehrt sich nun Billa-Chef Marcel Haraszti gegenüber dem Wirtschaftsmagazin "trend". 

Der CEO des Rewe-International-Konzerns (Billa, Billa- Plus, Bipa, Penny, Adeg) übt im Anschluss an den (gescheiterten) Lebensmittelgipfel scharfe Kritik an der Bundesregierung. Sie hatte den Lebensmittelhandel als einen der Preistreiber in eine Reihe mit den Energieunternehmen gestellt. Haraszti dazu: "Wir sind sehr ernüchtert, dass so ein politischer Populismus in Österreich möglich ist. Er ist rufschädigend und inhaltlich schlicht falsch. Wir sind weder raffgierig noch Abzocker."

"Unsinn"

Er präzisiert: "Im Lebensmitteleinzelhandel arbeiten wir mit Margen von 0,5 bis 2 Prozent – man muss im Handel zwischen Umsatz und Gewinn unterscheiden." Die Regierung hatte zuletzt angedacht, eine Transparenzmaßnahme zu setzen, ähnlich wie in Frankreich würden auf dieser Basis Einkaufspreise veröffentlicht – Haraszti hält so etwas für "Schattenboxen, eine aktionistische Maßnahme, die genau nichts bringen wird".

Dass Österreich im Lebensmitteleinzelhandel unter einem Oligopol leide – einer Form des Monopols, bei der der Markt von einigen wenigen Großunternehmern beherrscht wird – sei schlicht und ergreifend ein "Unsinn". Bezüglich der Markkonzentration in der Branche sei Österreich durchaus mit Ländern wie der Schweiz, Norwegen, Finnland, Belgien, Schweden oder Dänemark vergleichbar. 

Warnung vor Importware

Gegenüber dem "trend" verweist der CEO weiters auf den hohen Anteil heimisch hergestellter Lebensmittel im Sortiment und warnt vor einem Schwenk in Richtung Importware: "Bemerkenswert finde ich, wie Landwirtschaftsfunktionäre die Supermärkte wegen mangelndem Wettbewerb kritisieren. Wir können gerne noch mehr Preiswettbewerb machen, aber das ginge nur mit ausländischen Produkten. Das will niemand und wir als Billa schon gar nicht."

Auch der Preisunterschied zum deutschen Nachbarn ist immer wieder für eine Schlagzeile gut. Dazu hat Haraszti folgendes einzuwerfen: "Deutschland etwa hat nur sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, Österreich zehn. Der Aktionsanteil liegt in Deutschland bei 10 bis 15 Prozent, in Österreich durchschnittlich bei 30 bis 40 Prozent. Wir haben eine viel ländlichere Filialstruktur als in Deutschland, wo es mehr Ballungszentren gibt. Unsere Lohnkosten sind hier bei einem flächendeckenden Kollektivvertrag viel höher. In Deutschland gilt gerade einmal für ein Viertel der Mitarbeiter im Handel ein freiwilliger Tarifvertrag."

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    "Pssst!": In der Billa-Filiale in der Goldeggasse in Wien-Wieden wurde im Dezember 2021 die "Stille Stunde" eingeführt.
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    BILLA / Harson
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