Wirtschaft

"Gierflation" – sind Österreichs Unternehmen gierig?

Der Ukraine-Krieg hat vor allem in den Sektoren Bau, Handel, Gastronomie und Energie die Preise angezogen. Doch waren die Erhöhungen gerechtfertigt?

Es mehrt sich der Verdacht, dass Unternehmen in Österreich durch Profitgier die grassierende Inflation befeuern.
Es mehrt sich der Verdacht, dass Unternehmen in Österreich durch Profitgier die grassierende Inflation befeuern.
Getty Images

Österreich wird seit Monaten von einer grassierenden Inflation heimgesucht. Während sich die Teuerung in anderen EU-Ländern seit Jahresbeginn langsam wieder beruhigt, steckt sie bei uns auf einem hohen Niveau fest. Im Februar lag sie erneut bei 10,9 Prozent – obwohl es bei Haushaltsenergie und Spritpreisen zu einer Entlastung kam. Nun mehrt sich der Verdacht, dass es sich hierzulande um eine sogenannte "Gierflation" handeln könnte. 

So vermuten viele Beobachter, dass manche Branchen sehr gut an der Inflation verdienen. Eine aktuelle Studie des Momentum-Instituts legt nahe, dass die Teuerung Unternehmensgewinne befeuert. Die Ökonomen des Instituts kommen zum Schluss, dass ein großer Teil der Inflation Profit-getrieben ist – die Unternehmen nutzen die Lage also, um ihre Preise stärker zu erhöhen, als es die Kosten rechtfertigen würden. 

Unternehmen nutzen Inflation zu ihren Gunsten

Joel Tölgyes vom Momentum-Institu meint dazu: "Jedes Unternehmen, jeder Haushalt braucht Strom. Steigen die Strompreise, weil Energiekonzerne die Gewinnmarge erhöhen, bedeutet das zusätzliche Kosten für alle anderen Unternehmen". Aber: Seiner Ansicht nach seien nicht nur die höheren Produktionskosten an die Kunden weitergegeben worden. Ein Teil der Preisaufschläge sei nämlich zur Steigerung des Profits genutzt worden. 

Etwa zwei Drittel der österreichischen Inflation seien "hausgemacht" und entsprängen der reinen Gier einiger Unternehmen nach mehr Gewinn – deswegen auch "Gierflation". Nun steigt auch die Bundeswettbewerbsbehörde auf den Zug auf und untersucht, wer von den höheren Preisen am meisten profitiert und welche Rolle Gewinnmaximierung bei der aktuellen Inflation spielt. 

Wettbewerbsbehörde wird aktiv

"Wir sind von uns aus aktiv geworden und haben im Oktober eine umfangreiche Marktbeobachtung gestartet. Mittels Mikrowarenkorb schauen wir uns an, ob die Steigerungen mehr Richtung Handel oder mehr Richtung Produktion fließen", meint BWB-Chefin Natalie Harsdorf-Borsch im "Ö1"-Morgenjournal. 

Es ist bereits aus anderen Ländern wie den USA, Großbritannien oder Deutschland bekannt, dass Unternehmen einen Teil der Teuerung verursachen. Laut Momentum-Institut sind profitgetriebene Preiserhöhungen für 40 Prozent der heimischen Wirtschaft relevant. Die Gewinnmargen stiegen vielerorts um mehr als fünf Prozent. 

Arbeitsminister sieht keine "Gierflation"

Laut der Studie nutzen vor allem Energiekonzerne, Baufirmen und Handelsunternehmen ihre Marktmacht aus, um Preise im Windschatten der Teuerung zu erhöhen und somit ihren Gewinn zu maximieren. Selbiges gelte für die Land- und Forstwirtschaft. Etwas anders sieht das Arbeitsminister Martin Kocher im "Ö1"-Morgenjournal: "Erstens ist das eine Annahme. Wir wissen das nicht, weil die Kosten sind nicht bekannt".

Kocher will die Übergewinne aus der "Gierflation" demnach nicht abschöpfen, da er die Beweislage für eine tatsächliche "Gierflation" als mangelhaft ansieht. Er appelliert an die Konsumenten, selbst die Preise zu vergleichen und so potenziell "gierige" Unternehmen zu meiden: "Gerade in der Gastronomie gibt es mehrere Angebote. Also wenn jetzt irgendjemand die Preise stark erhöht, dann geht es darum, natürlich auch selbst zu entscheiden, dorthin zu gehen, wo die Preise nicht so stark gestiegen sind."

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