Ganz Spanien sitzt im Dunkeln und fragt sich gerade: Wie kam es zu einem solchen großflächigen Stromausfall? Der Chef der Wartungsabteilung des Netzbetreibers Red Eléctrica, Eduardo Prieto, sieht die Ursache in sehr starken Schwankungen der Stromflüsse in den Netzen.
Während einer Pressekonferenz in Madrid erklärte Prieto, dass es zu sehr starken Schwankungen der Stromflüsse in den Netzen gekommen sei. Infolge dieser Schwankungen wurde das spanische Stromnetz vom europäischen getrennt. Diese Trennung, zusammen mit den Schwankungen, führte gegen 12.32 Uhr zum Zusammenbruch des spanischen Stromnetzes.
Das portugiesische Energieunternehmen REN behauptet, dass es aufgrund extremer Temperaturschwankungen im Inneren Spaniens zu ungewöhnlichen Schwingungen in Hochspannungsleitungen (400 kV), einem Phänomen namens "induzierte atmosphärische Vibration" gekommen sei. Spanien hat dazu noch keine Stellung genommen.
Die vollständige Netzstabilisierung könnte bis zu einer Woche dauern.
Es gebe aber auch andere mögliche Ursachen für ein solches Ereignis, sagen Behörden. Ein Überblick:
Ja. Die sogenannten SCADA-Systeme (Akronym steht für Überwachung, Steuerung und Datenerfassung), die das Stromnetz steuern, sind anfällig. Ein Cyberangriff, der den Betrieb manipuliert oder Kontrollzentren lahmlegt, könne zu Ungleichgewichten und unkoordinierten Ausfällen führen, berichtet "El Mundo".
Nein. In der Ukraine waren 2015 durch einen Cyberangriff mehr als 200.000 Nutzer ohne Strom. Im Fall Spaniens würde es sich aber um den bislang größten Cyberangriff in Europa handeln – einen Angriff auf die kritische Infrastruktur, die als eine der widerstandsfähigsten des Kontinents gilt.
Ja, die Cybersecurity habe bereits Ermittlungen übernommen, schreibt "Euronews".
Der Präsident der andalusischen Regionalregierung, Juanma Moreno, hatte schon die Vermutung geäußert, dass ein solcher Angriff stattgefunden habe. Unter Berufung auf Daten von Cybersicherheitszentren, sagt Moreno, ein Stromausfall diesen Ausmaßes könne "ausschließlich durch einen Cyberangriff ausgelöst werden".
Auch der Radiosender "Onda Cero" spricht von einem Cyberangriff und verweist dabei auf die Nachrichtenagentur Servimedia, die sich wiederum auf Informationen des spanischen Geheimdienstes CNI stützt.
Ja. Spanien sei in das kontinentaleuropäische Stromnetz integriert, erklärt El Mundo weiter. Ein schwerwiegender Stromausfall in einem anderen Land könne sich über die Verbindungsleitungen ausbreiten. Im Jahr 2021 betraf ein Stromausfall auf dem Balkan ganz Europa und erforderte Notfallmaßnahmen, um Stromausfälle in Spanien zu vermeiden.
Ja. Der Echtzeitbetrieb des Stromnetzes ist sehr komplex. Fehler bei der Stromverteilung oder der Aktivierung von Reserven können kleine Zwischenfälle zu massiven Stromausfällen ausweiten, wie dies 2003 in den USA und Kanada der Fall war und mehr als 50 Millionen Menschen betraf.