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Blamage für England

Heute Redaktion
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Wieder einmal muss die englische Nationalmannschaft bei einem Großereignis vorzeitig die Koffer packen und die Heimreise antreten. Diesmal war sogar schon nach dem Achtelfinale Endstation, denn trotz skandalösen Schiedsrichterentscheidungen setzte es gegen Deutschland eine mehr als verdiente Niederlage. Schuld an dieser Vorführung war ein altes System, ein sturer italienischer Teamchef, schwache Einzelleistungen und eine starke deutsche Mannschaft, die die Engländer perfekt auskontern konnte.

Die junge deutsche Nationalmannschaft hielt dem hohen Druck im Achtelfinale stand und zeigte eine spielerisch starke und taktisch hervorragende Leistung. Die Truppe von Jogi Löw übernahm ab der ersten Minute das Kommando, wobei insbesondere Mesut Özil die Three Lions vor unlösbare Probleme stellte. Der offensive Mittelfeldspieler von Werder Bremen musste sich an keinerlei Positionsvorgaben halten und bereitete seinem Schatten Gareth Barry, der am gestrigen Abend sicherlich der schlechteste Spieler am Platz war, wahnsinnige Schwierigkeiten. Die Deutschen zeigten in einer Lehrstunde, warum so viele Mannschaften von einem dreigliedrigen System (4-4-2) auf ein viergliedriges (z.B.: 4-2-3-1) umgestiegen sind. Sie hatten immer einen Mann mehr im Mittelfeld und waren viel unberechenbarer als die Engländer, deren starres System leicht auszurechnen war und auch den eigenen Spielern nicht entgegenkam. Die englische Nationalmannschaft hat seit jeher das Problem, wie sie großartige Einzelspieler wie Gerrard und Lampard am besten in ein System einbauen kann. Spätestens seit gestern muss jeder 4-4-2 Fanatiker einsehen, dass das nicht die ideale Formation für die englischen Kicker sein kann.

Eine ganz schwache Leistung lieferte Fabio Capello, der seine taktischen Fehler spätesten zur Halbzeit korrigieren hätte müssen. Stattdessen brachte er Joe Cole und Emile Heskey, der nebenbei erwähnt nicht gerade für seine Torgefährlichkeit berühmt ist, veränderte aber nichts am System. Treffend dazu eine Aussage eines englischen Fußballmagazins: No combination of England players in 4-4-2 would have beaten Germany today. Die Benutzer auf www.austriansoccerboard.at sahen zum Großteil ebenfalls einen verdienten Sieg der deutschen Nationalmannschaft. Obwohl die meisten österreichischen Fans den Engländern die Daumen hielten, erkannten fast alle die starke Leistung der Deutschen an. Nordi.lfc ist von der englischen Nationalmannschaft stark enttäuscht: England hat gestern einfach auf ganzer Linie enttäuscht, denn das war eine sehr dürftige Vorstellung. Sicher kann man sich beklagen, dass das Tor von Lampard nicht gewertet wurde, aber die Gesamtleistung war einfach zu schlecht, um gestern etwas gegen die starken Deutschen holen zu können. Deutschland hat verdient gewonnen und wunderbare Konter gespielt, das Zusammenspiel der Offensive war einfach herrlich anzuschauen. Alles in allem eine klasse Leistung der deutschen Elf, die bei dieser Weltmeisterschaft in dieser Form noch einiges erreichen kann.

Natürlich war der Schiedsrichterfehler auch ein großes Gesprächsthema. Liverbird fragt sich, weshalb überhaupt Schiedsrichter am Platz stehen, wenn sie so eindeutige Situationen nicht erkennen: Wenn solche Tore nicht gegeben werden, dann brauche ich überhaupt keine Schiedsrichter mehr. Nach dem Ausgleich hätte es anders ausgesehen, denn wenn England nicht aufmachen muss, dann hätten wir eine ganz andere zweite Hälfte erlebt. Entscheidend waren aber auch die Tormänner. Neuer hat zwar auch nicht immer einen sicheren Eindruck hinterlassen, aber ein guter Tormann hat zumindest zwei der ersten drei Gegentreffer von England.

Stefan Karger

Danny Mandl und Stefan Karger sind die Macher von "austriansoccerboard.at" - dem größten österreichischen Fußball-Fanforum im Internet. Sie schreiben in einer Kolumne auf heute.at über die Themen, die heimische Fußball-Fans bewegen.

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