Mit Gewalt durchsetzen

"Blutlinie" erhalten – Sittenwächter im Interview

In einer neuen Studie beschreiben Sittenwächter, warum sie auch mit Gewalt eingreifen, wenn eine Frau mit einem Mann spricht.
Newsdesk Heute
25.01.2025, 21:41

"‘Sittenwächter‘– Jugendliche von Community gefeiert". "Sittenwächter kontrollieren Mädchen an den Schulen". "Sittenwächter in Meidling attackieren Schwulen". Das sind – innerhalb des vergangenen Jahres – nur drei der vielen Schlagzeilen zum Thema Sittenwächter in Österreich.

Jetzt gibt es eine aktuelle, sehr groß angelegte Studie zum Thema. "Jihadismus und Sittenwächter in Europas tschetschenischer Community" wurde erstellt von der Dokumentationsstelle Politischer Islam (DPI) und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.

"Das habe ich mit Gewalt durchgesetzt"

"Ihr Vorbild haben diese 'Sittenwächter' bzw. die 'Sittenpolizei' in speziellen Polizeieinheiten, die in islamischen Ländern die Lebens- und Moralvorstellungen des Staats im öffentlichen Raum durchsetzen sollen", so die Studie.

In der 96-seitigen Analyse werden junge Sittenpolizisten tschetschenischer Herkunft interviewt. Einer erzählt, er habe im jungen Teenager-Alter damit begonnen. "Dabei sei es ihm zum Beispiel darum gegangen, zu verhindern, dass ein tschetschenisches Mädchen mit einem nicht-tschetschenischen Jungen Zeit verbringe oder eine Beziehung aufbaue. Dies habe er auch mit Gewalt durchgesetzt, indem er diesen Jungen einschüchterte und Vater und Bruder des tschetschenischen Mädchens informierte", steht in der Studie. Seine Tätigkeit habe er bald "aus Langeweile" intensiviert, viel Zeit hatte er, da er von der Schule verwiesen wurde. Aber auch Raub und anderer Delikte gehörten zu seinem Alltag.

„Es reicht schon, wenn eine Frau auf der Straße von einem Mann nach dem Weg gefragt wird“
Sittenwächter im Interview

Straff organisiert seien diese Männer nicht, sie folgen ihrem "Pflichtbewusstsein". Ein anderer meint zum hypothetischen Fall, dass am Schulhof eine Tschetschenin mit einem Nicht-Tschetschenen zusammen sei: Er würde ihn "mit Gewalt von der Beziehung abbringen." Ein Interviewpartner sagt, es würde schon reichen, wenn die Frau auf der Straße von einem Mann nach dem Weg gefragt werde.

Man müsse "alle Tschetschenen und Tschetscheninnen als Geschwister begreifen", daher würde es ihn "immer etwas angehen, wenn eine meiner Schwestern oder Brüder sich falsch verhält" bzw. wenn davon auszugehen sei, dass eine Tschetschenin sich heimlich mit einem Nicht-Tschetschenen treffe, so einer der Interview-Partner. Das sei, "für die Einhaltung der islamischen Werte ebenso relevant wie für jene der tschetschenischen."

Misch-Ehe blamiert die Familie

Eine befragte Tschetschenin sagt, eine "Misch-Ehe" würde ihre Familie in der Community blamieren. Übrigens sei es den Sittenwächtern eher egal, wenn ein männlicher Tschetschene mit einer Frau einer anderen Kultur eine Beziehung hätte.

Fazit der Studie: "Bei den im Herbst 2020 bekanntgewordenen 'Sittenwächter'-Aktivitäten wird gemeinhin davon ausgegangen, dass sie von Personen ausgeübt wurden, die in der tschetschenischen Community islamisches Recht bzw. Scharia-konformes Verhalten durchsetzen wollten." Die Hauptmotivation von Sittenwächtern in der tschetschenischen Community in Österreich sei, "Beziehungen und Ehen zwischen tschetschenischen Frauen und nicht-tschetschenischen Männern zu verhindern, um 'tschetschenische Blutlinien' zu erhalten."

{title && {title} } red, {title && {title} } 25.01.2025, 21:41
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