Konkurs-Schock in Food-Szene

Bobo-Bioladen Markta ist pleite, kämpft ums Überleben

Bio, regional, fair – doch das Geld war knapp: Die Wiener Vorzeige-Plattform Markta ist insolvent. Die zwei Filialen bleiben vorerst offen.
Christoph Weichsler
18.04.2025, 09:00
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Was als Herzensprojekt begann, endet nun mit einer bitteren Realität: Die Wiener Lebensmittelplattform Markta ist insolvent. Am 14. April 2025 wurde das Konkursverfahren eröffnet. Damit bricht nicht nur ein Online-Bauernmarkt zusammen – sondern auch ein Symbol für nachhaltigen Konsum mitten in der Stadt. Besonders in Wiens Bobo-Szene galt Markta als Vorzeigeprojekt für bewussten Einkauf und urbane Regionalität. Doch der Traum ist geplatzt.

Das Konzept war ambitioniert: Über 250 Klein- und Familienbetriebe aus ganz Österreich belieferten die Plattform regelmäßig mit frischen, hochwertigen Produkten – von Bio-Käse bis zur nachhaltigen Wurst. Kunden konnten online bestellen oder direkt in den beiden Läden in der Zollergasse (Wien-Neubau) und der Alser Straße (Wien-Alsergrund) einkaufen. Doch spätestens mit der massiv gestiegenen Teuerung kippte wohl die Stimmung. Viele, die einst aus Überzeugung kauften, müssen nun aufs Geld schauen – und verzichteten auf das Bio-Siegel zugunsten günstigerer Preise.

"Jeder Einkauf ein Akt der Solidarität"

Gründerin Theresa Imre spricht in einer Aussendung von einem schmerzhaften, aber ehrlichen Schritt. Sie habe weiterhin den festen Glauben an ein besseres Lebensmittelsystem – auch wenn Markta jetzt aufgeben muss. "Ich glaube nach wie vor an eine Revolution mit Herz und Haltung. Dieser Glaube endet nicht mit dem heutigen Tag." Ein Satz, der hängen bleibt – und zeigt, wie viel Idealismus hinter dem Projekt steckte.

Doch Idealismus zahlt keine Rechnungen. Die wirtschaftliche Lage wurde immer schwieriger, staatliche Förderungen liefen aus, das Konsumverhalten kippte. Die Umsätze reichten nicht mehr, um alle Verbindlichkeiten zu bedienen. Zwar bleiben die beiden Wiener Standorte vorerst offen – doch das große Versprechen eines urbanen, digitalen Bauernmarkts ist Geschichte.

250 Produzenten  bangen um ihre Zukunft

Besonders hart trifft es jene, die Markta über Jahre hinweg belieferten. Laut dem Unternehmen wurden alle betroffenen Produzent umgehend informiert. Viele hätten von Beginn an, an das Konzept geglaubt und ihre Ware exklusiv über Markta angeboten. Jetzt stehen sie vor ungewisser Zukunft – und hoffen, dass zumindest ein Teil der offenen Forderungen gedeckt werden kann.

Auch Imre ruft zur Unterstützung auf: "Jeder Einkauf zählt", heißt es in ihrer öffentlichen Erklärung. Wer jetzt bei Markta einkauft, unterstützt nicht nur das Team, sondern auch die bäuerlichen Lieferant und hilft mit, die Insolvenzmasse fair zu verteilen.

Konkursverfahren läuft – Frist für Gläubiger bis Juni

Das Verfahren läuft am Handelsgericht Wien. Zur Insolvenzverwalterin wurde Mag. Dr. Ulla Reisch bestellt. Die Gläubiger – darunter vermutlich auch viele kleine Landwirte – können ihre Forderungen noch bis 4. Juni 2025 beim KSV1870 anmelden (Mail: [email protected]).

Laut KSV handelt es sich um ein klassisches Konkursverfahren, der Antrag wurde vom Unternehmen selbst gestellt. Details zur Passivseite oder zur Insolvenzmasse sind derzeit noch nicht bekannt.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 18.04.2025, 10:18, 18.04.2025, 09:00
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