Oberösterreich

"Absoluter Albtraum" – Mama von Behindertem verzweifelt

Sie ist eine Kämpferin: die Mutter von Elias (14), der mit Down-Syndrom lebt. Sie macht sich große Sorgen um die Zukunft des tapferen Teenagers.

Johannes Rausch
Ursula Fehringer mit ihrem Sohn Elias (14): "Wir müssen als Eltern ständig um Assistenzplätze kämpfen."
Ursula Fehringer mit ihrem Sohn Elias (14): "Wir müssen als Eltern ständig um Assistenzplätze kämpfen."
Afra Hämmerle-Loidl

Das Problem ist seit vielen Jahren bekannt: In den nächsten Jahren werden deutlich mehr Sonderpädagogen in Pension gehen, als nachkommen. Die Beantwortung einer schriftlichen Anfrage der SPÖ zum Förderbedarf in Oberösterreich untermauert die Schwierigkeiten.

Dramatisch vor allem: Bereits jetzt sei der Bedarf doppelt so hoch wie die vom Bund bereitgestellte Summe, so die Sozialdemokraten.

"Doch dieses Problem wird sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen. Denn 2024 können theoretisch 125 Sonderpädagogen im Alter von 62 Jahren – das ist das frühestmögliche Pensionsantrittsalter – ihren Ruhestand antreten", sagt SP-Klubvorsitzende Sabine Engleitner-Neu.

"Insgesamt haben aber in den letzten fünf Jahren lediglich 114 Sonderpädagogen ihre Ausbildung abgeschlossen", so Engleitner-Neu. Laut SPÖ bräuchte Oberösterreich deshalb schon jetzt doppelt so viele qualifizierte Kräfte. 

Ursula Fehringer kann ein Lied davon singen. Die 59-jährige Alleinerzieherin ist Mutter von Elias (14), dessen Leben durch Trisomie21 gekennzeichnet ist. Sie leben in Attnang-Puchheim (Bez. Vöcklabruck), der Bursch besucht die Pestalozzischule in Vöcklabruck.

In seiner Freizeit schwimmt und tanzt der aufgeweckte Teenager gerne. Seit einem Jahr ist er auch bei der Feuerwehr. Erst kürzlich absolvierte er außerdem einen dreitägigen Breakdance-Workshop in Salzburg.

"Werden immer mehr Stunden gestrichen"

"Die betroffenen Kinder haben einen erhöhten sonderpädagogischen Förderbedarf, bekommen aber nicht die notwendigen Ressourcen zur Verfügung gestellt", beklagt Ursula Fehringer im Gespräch mit "Heute". Sie ist Gründerin des Vereins "Familiennetzwerk Down-Syndrom" und in dieser Funktion seit 13 Jahren ehrenamtlich tätig.

Down-Syndrom ist eine angeborene genetische Störung. Menschen mit Down-Syndrom haben ein Chromosom zu viel, nämlich das Chromosom 21. Dieses kommt dreimal – statt wie üblich zweimal – vor. Daher auch die Bezeichnung "Trisomie 21".

"Es werden immer mehr Stunden gestrichen bzw. nicht mehr aufgestockt", so Fehringer. Kinder wie Elias seien doppelt benachteiligt, wenn sie nicht in der Stadt wohnen: "Vor allem am Land gibt es keine Betreuungsplätze oder einen Sommerhort und nur ganz wenige Tagesmütter", zeigt sich Fehringer sehr verärgert.

"Vor allem am Land gibt es keine Betreuungsplätze oder einen Sommerhort und nur ganz wenige Tagesmütter". Ursula Fehringer (59), Mama eines Kindes mit Beeinträchtigung
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    Elias (links) mit seiner Mutter Ursula Fehringer am Attersee.
    Elias (links) mit seiner Mutter Ursula Fehringer am Attersee.
    privat

    Mit 16 von der Schule

    "Mein absoluter Albtraum für mich als Mama ist, dass mein Sohn mit 16 Jahren von der Schule genommen wird. Dann bekommt er in einer Lebenshilfe-Werkstatt für 40 Stunden Arbeit ein bisschen Taschengeld, weil er keine andere Möglichkeit hat", erklärt die 59-Jährige. Nachsatz: "Mittlerweile ist erwiesen: Gerade Kinder, die einen Entwicklungsrückstand haben, können noch sehr viel aufholen mit entsprechender Unterstützung."

    "Mein absoluter Albtraum für mich als Mama ist, dass mein Sohn mit 16 Jahren von der Schule genommen wird."

    Fehringer macht auf ein großes Problem aufmerksam: Laut Gesetz dürfen Kinder wie Elias nur zehn Schuljahre absolvieren. Die restlichen zwei müssen bewilligt werden. In letzter Zeit werde das aber zunehmend – vor allem in Wien und Niederösterreich – verwehrt.

    Mit ihrem Verein setzt sich Fehringer unter anderem dafür ein, dass Kinder mit Trisomie21 ebenfalls diese zwei Schuljahre zwischen 16 und 18 absolvieren dürfen. Denn für ihre kognitive Entwicklung seien diese sehr wichtig. 

    Kein Rechtsanspruch auf Schulassistenz

    Darüber hinaus sei eine grundlegende Erschwernis, dass Kinder mit Behinderungen nach wie vor keinen Rechtsanspruch auf Assistenzstunden haben. Deswegen könne der eigentliche Anspruch auf die Regelschule oft nicht umgesetzt werden.

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      "Heute"-Montage, Material APA-Picturedesk