Klimaschutz

"Brösel-Gletscher" – Erwärmung macht Alpen instabil

Im Tiroler Ötztal wird ein Blockgletscher durch die steigenden Temperaturen instabil. Forscher warnen Alpinisten vor erhöhter Steinschlaggefahr.

Lydia Matzka-Saboi
Blockgletscher (hier im Hochebenkar im Tiroler Ötztal) sehen ein bisschen wie gewöhnliche Schutthalden aus. Blockgletscher sind Permafrostphänomene, Gemische aus Steinblöcken, Schutt und Eis, die stetig Richtung Tal kriechen.
Blockgletscher (hier im Hochebenkar im Tiroler Ötztal) sehen ein bisschen wie gewöhnliche Schutthalden aus. Blockgletscher sind Permafrostphänomene, Gemische aus Steinblöcken, Schutt und Eis, die stetig Richtung Tal kriechen.
3geo-Heidelberg

Im Tiroler Ötztal wird ein Blockgletscher, ein hangabwärts fließendes Stein-Eis-Gemisch, durch die steigenden Temperaturen instabil. Neue Messungen zeigen, dass sich die Fließgeschwindigkeit im unteren Bereich des Blockgletschers stark erhöht hat, wodurch es häufiger zu Steinschlag kommt.

Weniger dauerhaft gefrorene Bereiche

Am Blockgletscher im Äußeren Hochebenkar südwestlich von Obergurgl in Tirol werden seit 1938 Bewegungsmessungen durchgeführt. Was auf den ersten Blick wie eine große Schutthalde aussieht ist ein "Permafrostphänomen, ein Gemisch aus Steinblöcken, Schutt und Eis, das stetig Richtung Tal kriecht", erklärte die Glaziologin Lea Hartl vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Der rund 42 Hektar große Hochebenkar-Blockgletscher erstreckt sich von etwa 2.800 Metern Seehöhe bis 2.360 Meter.

"In den letzten Jahren hat sich die Fließgeschwindigkeit stark erhöht und das vermehrte Auftreten von Spalten und Rissen an der Oberfläche zeigt, dass sich auch das Fließverhalten ändert. Der Klimawandel spielt hier sicher eine Rolle, aber wir haben durch die Analyse historischer Daten gesehen, dass es zwischen Anfang der 1950er-Jahre und Mitte der 1970er schon einmal eine Destabilisierung gegeben haben muss”, so Hartl.

Durch die Analyse von historischen Aufzeichnungen zur Bewegung des Blockgletschers und einzelner größerer Steinblöcke in Kombination mit Luftaufnahmen und von Drohnen durchgeführten Laserscans konnten die Forscher die Geschichte des Blockgletschers von 1950 bis heute fast lückenlos analysieren und detaillierte Modelle erstellen.

Steinschlag wird häufiger

Im Äußeren Hochebenkar ist eine Erholung derzeit nicht in Sicht. Der untere Bereich des Blockgletschers bewegt sich auf eine nahe gelegene Straße zu, die zur Versorgung einer Schutzhütte dient. Durch die schnelle Bewegung des Blockgletschers kommt es häufiger zu Steinschlag, der die Straße gefährdet.

"Wir sehen, dass solche Destabilisierungen für Blockgletscher zyklische Ereignisse sein können und sich Bereiche wieder stabilisieren können. Aber wenn es zu warm wird und der Permafrost im Blockgletscher taut, bleiben am Ende nur fossile Blockgletscher, also Geröllhaufen", sagte Hartl.

Ähnlich die Situation in anderen Bereichen der Alpen: Hartl verweist auf eine Studie aus Frankreich, wonach rund zehn Prozent der aktiven Blockgletscher in den französischen Alpen destabilisiert sind. Auch aus dem übrigen Alpenraum sind einzelne destabilisierte Blockgletscher bekannt, allerdings gebe es keine alpenweite Erfassung.

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