Klimaschutz

Ohne Klimaschutz hat es sich in den Alpen ausgewedelt

Extrem warme Temperaturen lassen den Schnee in den Alpen schmelzen. Wird das Skivergnügen bald der Vergangenheit angehören?

Lydia Matzka-Saboi
Skifahren der Zukunft? Im Bild Riezlern (Vorarlberg).
Skifahren der Zukunft? Im Bild Riezlern (Vorarlberg).
EXPA / APA / picturedesk.com

Ungewöhnlich hohe Temperaturen und wenig Niederschläge führen zu Schneemangel und aperen Skigebieten im gesamten Alpenraum.

Viel von dem Schnee, der vor Weihnachten fiel, schmolz spätestens über die milden Weihnachtsfeiertage. Und bei den derzeitigen Temperaturen – Plusgraden bis zu 2.000 Meter und darüber – ist meist auch das Beschneien nicht mehr möglich. Der letzte Schneefall liegt teils Wochen zurück.

In vielen Skigebieten sind ganz Pisten wegen des akuten Schneemangels gesperrt. Umso dichter drängen sich die Gäste auf den künstlich angelegten weißen Schneebändern, die talwärts führen. Skivergnügen sieht definitiv anders aus.

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    Seit Wochen hält eine Art "Winterhitzewelle" an. Große Neuschneemengen sind laut ORF-Wetterredaktion weiterhin nicht zu erwarten. Und echtes Winterwetter, etwa mit Schneefall bis in die Niederungen, ist derzeit auch nicht in Sicht.
    Seit Wochen hält eine Art "Winterhitzewelle" an. Große Neuschneemengen sind laut ORF-Wetterredaktion weiterhin nicht zu erwarten. Und echtes Winterwetter, etwa mit Schneefall bis in die Niederungen, ist derzeit auch nicht in Sicht.
    DIETMAR STIPLOVSEK / APA / picturedesk.com

    "Winterhitzewelle" in Europa

    Seit Wochen hält eine Art "Winterhitzewelle" an: Gleich in mehreren Ländern gab es nationale Temperaturrekorde für den Monat Jänner – etwa in den Niederlanden, Dänemark, Tschechien, Lettland und Litauen. In Belarus wurden erstmals in einem Jänner 16,4 Grad gemessen, der bisherige Jänner-Höchstwert lag ganze 4,5 Grad tiefer.

    Im niederösterreichischen Puchberg am Schneeberg wurden am Neujahrstag 19,7 Grad gemessen. So warm war es im Jänner an dieser Wetterstation noch nie. Ein neuer Jänner-Rekord mit 19,5 Grad wurde am Neujahrstag auch auf dem Mariahilfberg oberhalb von Gutenstein (Niederösterreich) gemessen. Ebenso auf einigen Bergstationen: etwa auf der Rax mit 12,6 Grad oder auf der Schmittenhöhe bei Zell am See in knapp 2.000 Metern Höhe mit 12,3 Grad. Und außergewöhnlich warm war es bisher nicht nur tagsüber, sondern auch nachts.

    Österreich besonders stark betroffen

    Die Alpen zählen zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen Europas. In den letzten 120 Jahren ist die Durchschnittstemperatur um 2 Grad Celsius gestiegen, doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt.

    "Bei ungebremsten CO2-Emissionen nimmt die Schneedeckendauer bis 2.100 in tiefen Lagen um rund 90 Prozent ab, in Lagen um 1.500 Meter Seehöhe um mehr als 50 Prozent“, so Alexander Orlik von GeoSphere (früher ZAMG). Bei Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels wären die Auswirkungen nur halb so gravierend.

    Bei den derzeit viel zu warmen Temperaturen ist auch das Beschneien nur schwer möglich.

    Vorsichtige Prognose

    Der Winter selbst ist österreichweit bis jetzt, gegenüber dem Mittel 1991-2020 um 1,7 Grad Celsius zu warm und würde damit, wenn sich an dieser Anomalie bis Ende Februar nichts mehr ändern würde, der fünftwärmste Winter werden. "Diese Aussage ist aber noch sehr unsicher", sagt Orlik. "Mit einem kalten Februar – die Wahrscheinlichkeit, dass der Februar um ein Grad kälter verläuft als im Mittel 1991-2020 liegt bei etwa 35 Prozent – wäre auch eine Platzierung von 25 bis 30 möglich."

    Der Ausblick zeigt einen klaren Trend: Große Neuschneemengen sind laut ORF-Wetterredaktion weiterhin nicht zu erwarten. Und echtes Winterwetter, etwa mit Schneefall bis in die Niederungen, ist derzeit auch nicht in Sicht.

    Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.