Ein 80-jähriger Landwirt musste sich am Mittwoch im Grazer Straflandesgericht wegen versuchten Mordes verantworten. Er soll seinen 72-jährigen Bruder mehrmals mit dem Traktor angefahren haben, während dieser auf seinem Moped unterwegs war. Der Angeklagte bekannte sich vor den Geschworenen nicht schuldig: "Ich bin nicht schuldig. Ich bin auch kein Mörder. Das, was dort passiert ist, hat der Bruder organisiert." Laut sn.at herrscht zwischen den Brüdern laut Staatsanwaltschaft schon seit Langem ein "äußerst schlechtes" Verhältnis.
Die beiden sind Nachbarn und müssen dieselben Zufahrtsstraßen zu ihren Häusern in der Umgebung von Graz benutzen. Immer wieder gab es Streit und gegenseitige Anschuldigungen – etwa, dass einer dem anderen den Weg zum Grundstück versperrt. Bisher ist es aber nie zu einer Anklage gekommen. Zwei Tage vor dem Vorfall soll der Landwirt seinen Bruder bedroht haben: "Du kommst dran."
Am 4. November 2024 kam es laut Anklage zur Eskalation. Der 80-Jährige soll mit seinem Traktor in der Nähe der Grundstücke auf das Moped des Bruders aufgefahren sein. Nach der ersten Kollision habe der Landwirt, so die Staatsanwaltschaft, auf das am Boden liegende Moped zugesteuert, unter dem der Bruder eingeklemmt war. In diesem Moment soll der Bruder "Hör auf" geschrien haben, worauf der Angeklagte gesagt haben soll: "Jetzt bist du dran." Der Traktor rammte das Kleinmotorrad noch einmal. Der 72-Jährige konnte sich nur ins nahe Bachbett retten. Er wurde schwer verletzt, erlitt zahlreiche Knochenbrüche, mehrere Rippenbrüche und Wirbelbrüche. 70 Tage musste er im Spital verbringen, davon fünf Tage auf der Intensivstation.
Der Angeklagte, der sichtbar zitternd in den Gerichtssaal kam, blieb dabei: "Ich bin nicht schuldig. Ich bin auch kein Mörder. Das, was dort passiert ist, hat der Bruder organisiert." Seiner Meinung nach sei der Bruder absichtlich in den Traktor gefahren, um ihm zu schaden. Der Streit ums elterliche Anwesen schwelt schon seit Jahren, Kontakt gibt es aktuell keinen. Zum Hergang sagte der 80-Jährige: "Ich bin umgedreht in der Kreuzung. Ich habe meinen Bruder nicht gesehen. Auf einmal ist er da gestanden und dann war er im Bachbett. Er hat das hundertprozentig absichtlich gemacht." Wie es genau zur Kollision kam, könne er nicht sagen.
Die beiden Verteidiger des Landwirts meinen, dass kein versuchter Mord, sondern höchstens fahrlässige Körperverletzung vorliegt. Sie kritisierten, dass es keinen Ortsaugenschein gab: "Das ist eigentlich bei jedem Pimperl-Verkehrsunfall üblich." Mit Hilfe von privaten Gutachtern habe die Verteidigung nachgestellt, dass der Ablauf laut Staatsanwaltschaft so gar nicht möglich sei. Ein Antrag, den Sachverständigen der Staatsanwaltschaft abzuberufen, wurde abgelehnt. Der Angeklagte ist nicht vorbestraft.
Zeugen für den Vorfall gibt es keine. Der Prozess wird am Nachmittag fortgesetzt.