"Theodora" feiert Premiere

Brutaler Märtyrertod im Wiener Café Central

Schwere Kost im Café Central muss nicht immer nur aus Gulasch oder Mehlspeisen bestehen. Diesmal ist die Kost musikalisch und das Café nicht echt.

Fabian J. Holzer
Brutaler Märtyrertod im Wiener Café Central
Hauptdarstellerin Jacquelyn Wagner in "Theodora"
Monika und Karl Forster

Die Bühnenbildner des MusikTheater an der Wien haben ganze Arbeit geleistet: Die Bühne der Halle E des Wiener Museumsquartiers  - das Ausweichquartier des Theater an der Wien während der Sanierung - sieht jetzt tatsächlich so aus das legendäre Café Central in Wien in dem schon Schnitzler, Musil, Zweig und Freud saßen und über Gott und die Welt plauderten. Gott wird in Georg Friedrich Händels "Theodora" von 1750 auch gesucht, konkret die richtige Religion im römischen Antiochia des Jahres 304 nach Christus. "Ich bin nicht 100% sicher, ob man sagen kann, dass Händel hier modern interpretiert wird", meint Hauptdarstellerin Jacquelyn Wagner, "aber Regisseur Stefan Herheim und wir hätten einfach gerne, dass die Leute sagen 'diese Geschichte könnte genauso gut in unserer Zeit spielen.' Und bezüglich der Liebe und Zufriedenheit, könnte das alles ja auch für die aktuelle Zeit passen."

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Darsteller von "Theodora": "Wir sind mit unserer Arbeitssituation nicht zufrieden"

In Händels Oratorium geht es eigentlich um eine Gruppe früher Christen rund um die Adelige Theodora, die sich einer Anordnung des römischen Stadthalters Valens widersetzen. Diese besagt, dass alle Einwohner dem Gott Jupiter Jupiter huldigen müssen. Trotz der Androhung der Todesstrafe, stehen Theodora und ihre Leute zu ihren Prinzipien. In der neuen Inszenierung tragen die Christen im Kaffeehaus übrigens alle Kellnerkostüme. "Wir sind zu Beginn alle Kellner", erzählt die Amerikanerin Wagner im "Heute"-Talk, "und wir sind mit unserem Leben und der  Arbeitssituation nicht zufrieden und suchen irgendwas anderes." Das "andere" ist dann wenig überraschend die "richtige Religion".

Wie auch bei anderen frühen Opern und vor allem Oratorien üblich, ist die Musik betont schwerfällig und getragen. "In dieser Musik gibt es keine großen Wellen wie bei Wagner oder Strauß. Es ist eine langsamere und ruhigere Musik. Das heißt, wir müssen als Künstler, die ganze Emotionen der Geschichte tragen und uns schauspielerisch reinsteigern. Das ist einerseits ein bisschen schwerer, aber dann auch wieder ganz spannend und interessant, denn wir müssen jeden Tag aussuchen, welche Emotionen wir in welchem Moment brauchen", erzählt die Hauptdarstellerin.

Das antike Antiochia wird zum Wiener Kaffeehaus 
Das antike Antiochia wird zum Wiener Kaffeehaus 
Monika und Karl Forster

Ein weiterer Faktor, der "Theodora" in Wien musikalisch in die Höhe hebt, ist der fantastische Dirigent Bejun Metha, dessen Vater übrigens Cousin von Dirigenten-Legende Zubin Metha ist. Bejun Metha selbst ist eigentlich ein gefeierter Countertenor und gilt dabei als absoluter Händel-Spezialist: "Er kennt dieses Stück sehr gut und hat es demnach schon sehr oft selbst gesungen", beschreibt Wagner ihren Dirigenten, "deshalb arbeitet er aus der Perspektive der Sänger, was für uns eine wirklich besonders Erlebnis ist."

"Theodora" wird bis zum 29. Oktober in der Halle E des Museumsquartiers gespielt. Spannend sind hier auch die Werkseinführungen, die jeweils 30 Minuten vor Beginn der Aufführung um 19 Uhr angeboten werden. "Ich glaube, wir haben eine sehr schöne Inszenierung mit Stefan Herheim gemacht und musikalisch ist es auch ein Traum", zeigt sich Wagner begeistert, "ich hoffe, dass es den Leuten so gut gefällt wie uns." Für die heutige Premiere gibt es noch Karten.

fh
Akt.
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