Ukraine

Bundesheer-Oberst über Ukraine: "Es ist die Hölle"

In der Ukraine zeichnet sich ein Stellungskrieg unter extrem schwierigen Bedingungen ab. Ein Bundesheer-Oberst sagt nun, wie es weiter geht.

Leo Stempfl
Oberst Sandtner war in der "ZiB2" zu Gast.
Oberst Sandtner war in der "ZiB2" zu Gast.
ORF2

In der Ukraine zeichnet sich ein Stellungskrieg ab, trotzdem wird die Not im Volk immer größer. Nun ist auch der Winter voll angekommen. Bundesheer-Oberst Berthold Sandtner vom Institut für höhere militärische Führung an der Landesverteidigungsakademie in Wien war aus diesem Anlass bei Martin Thür in der "Zeit im Bild 2" zu Gast.

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Die Mobilisierung der russischen Luftstreitkräfte und der daraus resultierende immer wiederkehrende Luftalarm in der ganzen Ukraine führe zu einer Verunsicherung der Bevölkerung. Dabei handele es sich um einen strategischen Hebel. Man will Angst und Schrecken verbreiten, aber auch Europa spalten, indem man Flüchtlingsströme auslöst.

Einkesselung kündigt sich an

Ein weiterer Hebel ist das gezielte Attackieren von kritischer Infrastruktur, um so möglichst viele Stromausfälle zu erzeugen. Über den Hebel der Bevölkerung soll die Regierung der Ukraine zu Verhandlungen gezwungen werden. Wird es noch weitere breitflächige Angriffe mit Marschflugkörpern gehen? "In die Tiefe der russischen Arsenale können wir alle nicht schauen." Eigentlich habe man mit einer weit niedrigeren Schlagkraft Russland gerechnet, so Sandtner.

"Eine Einkesselung Bachmuts kündigt sich an." Entscheidende Gebietsgewinne gelingen derzeit keiner der beiden Kriegsparteien, Grund ist die Witterung. Für Russland sei ein Verlust an Menschenleben keine Dimension, das größere Problem seien fehlende Führungskräfte und fehlende Winterausrüstung.

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    Bilder von der Schlacht um Bachmut im Osten der Ukraine, 2022.
    Bilder von der Schlacht um Bachmut im Osten der Ukraine, 2022.
    Libkos / AP / picturedesk.com

    Hölle

    Für die Ukraine sei es ebenfalls keine Option, Menschen zu schonen, immerhin geht es darum, das eigene Territorium zu verteidigen. Für die Soldaten ist es auch alles andere als angenehm. "Die Zustände sind katastrophal." Alles ist nass, dunkel und kalt, "es ist wirklich die Hölle für die Soldaten, dort durchzuhalten", so Sandtner.

    "Wir schätzen, dass mit Mitte Dezember der Großteil der 200.000 noch nicht formierten Soldaten Russlands fertig ausgebildet sind." Dann könnte es neue, größere Angriffe geben. Auf ukrainischer Seite gibt es Waffendefizite, man bräuchte dringend Panzer und schweres Gerät. Bis Jahresende wird es wohl noch ein Stellungskrieg in Form des 1. Weltkriegs sein, größere Truppenbewegungen sind erst im neuen Jahr zu erwarten.