Politik

Grasser "angefressen", Plech "hat Angst"

Meischbergers Notizbuch gibt am Mittwoch Einblicke in die Anfangszeit der Ermittlungen. Es herrschte Chaos, Freundschaften standen auf der Kippe.

Heute Redaktion
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"Das wöchentliche vollkommen unnötige Interview von Karl-Heinz" war es, das Walter Meischberger im Oktober 2009 zu einem sehr emotionalen Tagebucheintrag bewegte. "Die xte Unschuldsbeteuerung, die deshalb nicht glaubhafter wird", notierte er. "Verpackt ist alles in einen fürchterlich schlechten Artikel, der nur darauf abzielt, mich als Trottel und ihn als Opfer darzustellen."

Meischi war damals ordentlich beleidigt auf seinen Freund Grasser, er hatte ihm oft gesagt, er solle nicht so oft Interviews geben. "Trotzdem liefert er immer wieder Stoff für die nächste Scheißgeschichte, in der er sich auf meine Kosten versucht herauszuputzen. Ich habe gute Lust, ihm meine Freundschaft endgültig aufzukündigen. Ernsthaft."

Grasser als Beschuldigter

In dieser Zeit wurde auch bekannt, dass Grasser im beginnenden Ermittlungsverfahren als Beschuldigter geführt wird. Auch der berühmte Tagebuch-Eintrag, demnach "Verträge zu finden" seien, stammt aus dieser Zeit. Meischberger erklärte das am Mittwoch damit, dass er selbst diese Unterlagen ja nicht besaß und erst zusammentragen musste.

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Wirkliche Gefahren

Die "wirklichen Gefahren" (Zitat Tagebuch) lagen für ihn beim Thema Mandarin-Überweisung und dem Immoinvest-Vertrag mit Plech. Berechtigt, denn der Staatsanwalt will auch jetzt im Gerichtssaal, mit der Mandarin-Überweisung beweisen, dass das Geld am Konto "400.815" Grasser zuzuschreiben ist. Mit der Immoinvest-Vereinbarung will wiederum Meischberger belegen, dass das Geld auf dem Konto "Karin" nicht - wie von der Anklage behauptet - Ernst Plech gehört, sondern ganz allein ihm.

"Letztlich liegt es an Ernst"

In wechselnder Besetzung fanden in dieser Zeit "große Runden" bei Meischberger-Anwalt Toifl statt. Manchmal war Grasser dabei, manchmal auch Plech. Dieser war wichtig, weil er - laut Meischbergers Darstellung - zustimmen musste, um das Geld am Konto "Karin" für Meischbergers Steuernachzahlung locker zu machen. Er "zickte" dabei, sah es aber am Schluss ein. "Letztlich liegt es an Ernst", notierte Meischi.

Vor Meischbergers dritter Einvernahme schrieb er außerdem in sein Tagebuch, dass Plech "Angst" hätte. Der Richterin erklärte er, dass auch auf Plech die mediale "Hetzjagd" schwer belastend gewirkt hätte.

In Badehose am Strand

Im Tagebuch kann man auch die Reisepläne Meischbergers im Oktober 2009 nachlesen. Zweimal wollte er das "graue", und "grausliche" Wien verlassen und in Ibiza "dem medialen Wahnsinn" entkommen. Beim ersten Mal sagte er die Reise ab, vor seiner dritten Einvernahme klappte es dann doch. Obwohl er "in Badehose am Strand lag", machte sich "Bauchweh" bei ihm breit: "Da kann ich mich auf eine ziemlich brutale Art gefasst machen" (bei der Einvernahme, Anm.). "Auch Beugehaft ist für Geri (Toifl) nicht ausgeschlossen."

Was Meischberger bei seiner dritten Einvernahme beim Staatsanwalt wirklich geschah, werden wir am Donnerstag erfahren. Da geht die Verhandlung weiter.

Lesen Sie im Live-Ticker nach, wen Meischberger als "Grassers abgehobenen Freund un Berater" bezeichnete:

(red)