Politik

Grassers Liebesleben als Dauerbrenner

Heute Redaktion
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Die Richterin weiß ganz genau über Grassers Liebesleben Bescheid. Toifl eher weniger. Das beweisen die Geschehnisse des 55. Prozesstages. >>>

Böse Zungen mögen behaupten, am Ende des Prozesses wird kein großer Erkenntnisgewinn stehen. Eines ist jedoch fix: Die Richterin wird zumindest eine vollständige Chronologie von Grassers Liebesleben im Kopf haben.

Wir sprachen schon über Schmusefotos am Pariser Flughafen, Verlobungsfeiern mit der damaligen Freundin Natalia (mit den Plechs im Hintergrund) und mehrmals über das Hochzeitsdatum mit Fiona.

Das war auch am Donnerstag wieder Thema und der Angeklagte Gerald Toifl ist wohl der Einzige im Saal, der es noch nicht auswendig kennt.

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"Das wissen Sie so genau?"

Bei seiner anfänglichen Recherche in dem Fall hatte Toifl nämlich die Möglichkeit durchgespielt, dass das Konto "Walter" Meischberger gehören könnte, das Konto "Karin" Plech und das Konto "Natalie" Grasser, weil dessen Freundin ja so ähnlich geheißen hat (der Staatsanwalt glaubt etwas anderes, nämlich dass "Natalie" Meischberger gehört und "Walter" Grasser, was die Betroffenen dementieren).

"Die (Grasser und Natalia) waren da aber schon längst auseinander", sagte die Richterin. "Spätestens am 22.10.2005", sagte sie halb im Scherz mit Blick auf Grasser. "Das wissen Sie so genau?", fragte Toifl verdutzt. Das sorgte für Lacher, denn viele im Saal wissen mittlerweile: Das ist das Hochzeitsdatum mit Fiona, da war Natalia schon längst kein Thema mehr.

"Sprengstoff" im Brainstorming

Ausführlich beschäftigte sich die Richterin mit einem "Brainstorming"-Dokument aus Toifls Kanzlei. Dort wurden alle "Worst Case"-Szenarien durchgespielt, erklärte er. Auch Überlegungen zu "Amtsmissbrauch KHG", "Untreue KHG" und "Korruption" wurden angestellt. Geschrieben haben das viele, nicht nur er, sagte Toifl.

Einer Mitarbeiterin, der er das Dokumente mailte, schrieb er damals jedenfalls: "Sehr vertraulich behandeln, weil hier einiges an Sprengstoff drinnen ist."

Singend lügen

Auch vom "singenden Kabinettsmitglied" ist damals die Rede. Es ging um Grassers ehemaligen Mitarbeiter im Ministerium, Michael Ramprecht, der ihn zu dieser Zeit (Anfang Oktober 2009) erstmals schwer belastete (Stichwort: "Abgekartetes Spiel").

Wieso schrieb man da "singend" und nicht "lügend"?, wollte die Richterin wissen. Laut Duden bedeutet "singen" unter anderem "ausplaudern, nicht dichthalten, auspacken". Toifl sagte daraufhin grinsend: "Man kann auch Lügen singen."

"Dem Staatsanwalt gibt man nicht alles"

Auch darüber, was man vor den Ermittlern von Finanz und Staatsanwaltschaft geheim halten konnte, wurde gesprochen. Das Mandarin-Konto? Geht eher nicht. Aber die Kontodaten zu "Nati", "EP" (gemeint war "Karin) und "Walter" schon, aus "taktischen Gründen".

"Mausetot"

In einer mittlerweile berühmt gewordenen Mail tauschte sich Toifl mit seiner Kollegin und Wertpapierdepot-Expertin über Grasser aus. Ob sie dessen Depot auch "offenlegen" dürfe?, fragte sie. "Seines nicht, weil dann ist er tot", schrieb Toifl am Blackberry zurück. "Wie tot?" - "Mausetot, dann kann er auswandern."

Toifl sagte der Richterin am Donnerstag, er hätte das so gemeint: "Wenn der jetzt auch noch eine Selbstanzeige machen hätte müssen, dann kann er auswandern aus meiner Sicht, das war flapsig gesprochen. Dann würde er noch mehr durch den Kakao gezogen."

"Unpassender Mailverkehr"

Grasser meldete sich dazu ebenfalls zu Wort. Er wollte klarstellen, dass er zum Zeitpunkt der Mail weder Toifl noch diese Mitarbeiterin je getroffen hatte und er es als "sehr unpassenden Mailverkehr" empfindet, wenn die so über jemanden sprechen, den sie gar nicht kennen.

Gute Erinnerung an Chaos-Tage

Insgesamt fiel Toifl an seinem ersten vollen Tag der Befragung mit eine sehr guten Erinnerung an die arbeitsintensiven Tage nach Meischbergers Selbstanzeige auf. Tag für Tag konnte er genau sagen, was da passiert war - vor fast neun Jahren.

2.112 Probleme

Am Schluss gab es noch Verwirrung um eine Besprechung mit Meischberger, die Toifl trotz seiner guten Erinnerung partout nicht mehr im Kopf hatte. "Kann sein, dass ich da nur kurz vorbeigeschaut habe, um etwas zu unterschreiben", half Meischberger aus. Dabei ging es darum, das Konto "Karin", das formal Plech gehörte, auf Meischberger zu übertragen. Aber Meischberger hatte keine genaue Erinnerung, denn: "Das ist jetzt bald neun Jahre her und das war eine sehr turbulente Zeit damals. Diese Unterschrift war mein ungefähr 2.112es Problem damals."

Die Richterin nickte verständnisvoll und vertagte die Verhandlung auf 16. Oktober.

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(red)