Politik

Buwog: Lügen, Tote und ein emotionaler Anruf

Emotional begann der Buwog-Prozess am Donnerstag, dann kamen Verstorbene zu Wort. Am Nachmittag wurde wieder höchst lebhaft diskutiert.

Heute Redaktion
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Die Anwesenden beim Buwog-Prozess haben einen turbulenten und teilweise auch makaberen Tag hinter sich. Dass sich die erste Zeugin, die dem Vernehmen nach Grassers Kabinettschef Winkler widerspricht, heute entschuldigen ließ, wurde im Laufe des Tages zur Nebensache.

"Warum kann man nicht einfach die Wahrheit sagen"

Zu Winklers Zeugenaussage am Mittwoch äußerte sich am Tag darauf auch der Angeklagte Ex-Telekomchef Rudolf Fischer. Er habe sich "sehr geärgert" über Winkler. Denn: nach Fischers Dafürhalten hat Winkler vor Gericht nicht die Wahrheit gesagt. Er habe eine viel zentralere Rolle gehabt als er es selbst dargestellt hätte.

"Ich versteh einfach nicht, warum Menschen sich nicht hersetzen können und die Wahrheit sagen", echauffierte sich Fischer. Peter Hochegger war es ein Anliegen, sich dieser Ansicht anzuschließen. Auch er habe Winkler als zentralere Figur erlebt, als dieser es dargestellt hat.

Was bisher im Buwog-Prozess geschah
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Toten-Lesung

Danach wurde es ein bisschen makaber, wenn man so will. Die Richterin nutzte die durch die fehlende Zeugin gewonnene Zeit um die Aussagen von Leuten vorzulesen, die es selbst nicht mehr können. Etwa, die des verstorbenen Angeklagten Ludwig Scharinger. Da Anwälte und Angeklagte diese schon im Akt nachlesen konnten, beeilte sich die Richterin damit sehr.

Beim Grasser musste man "einehackeln"

Dann war schon Zeit für den zweiten Zeugen des Tages. Der Mann, heute zwischen 40 und 50 Jahre alt, arbeitete damals in Grassers Kabinett. Er beschrieb den Minister als sehr streng, aber im Haus sehr angesehen. "Es wa kein lockerer Bürojob, sondern wir mussten alle einehackeln, wie das so schön heißt."

"Richtig lästig" sei Grasser bei der Abrechnung von Auslandsreisen geworden. Laut dem Zeugen schaute er akribisch darauf, dass für die Finanzmitarbeiter günstige Flüge und Unterkünfte gebucht wurden. Auch in anderen Belangen war er sehr genau: "Er hat nie auf etwas vergessen."

Der Kündigung nahe

Dass er trotz guter Erinnerung an diese Zeit vor 15 Jahren nichts zu Buwog und Terminal Tower sagen konnte, liege daran, dass er mit den Themen nicht befasst gewesen sei. Er als "jüngstes Küken im Kabinett" habe damals auch nicht das entsprechende Vertrauen genossen, um eingebunden zu werden, sagte er.

Auf Nachfrage schilderte der Zeuge zudem, dass er damals - im Jahr 2004, zu Zeiten der Buwog-Privatisierung - "nicht das beste Verhältnis zu Grasser" hatte. Er habe die Erwartungen des Ministers damals nicht erfüllen können und sich sogar überlegt, zu kündigen.

Lange Diskussion um emotionalen Anruf

Ein emotionaler Anruf von Grassers ehemaligem Kabinettschef Heinrich Traumüller beim heutigen Zeugen sorgte dann am Nachmittag für viele Fragen im Gerichtssaal. Es ging um die Zeit rund um Traumüllers Aussage vor dem U-Ausschuss Ende April 2012.

Der Zeuge am Donnerstag konnte nur seine Eindrücke von damals schildern, die er teilweise über mehrere Ecken erfahren habe. Der Richterin und vor allem Grassers Anwälten ging es darum, Traumüllers Wesen und geistigen Zustand damals zu ergründen.

Kronzeuge Traumüller?

Traumüller habe bei dem Telefonat angedeutet, dass die Buwog-Vergabe "manipuliert" worden sei und er sich als "Schutzschild missbraucht" fühle. Auch von Meischberger, Plech und Geld in Liechtenstein sprach er mit dem heutigen Zeugen am Telefon. Nach seiner Aussage im U-Ausschuss soll er auch gegenüber der Staatsanwaltschaft Grasser belastet haben.

Was er damit genau meinte, wird Traumüller am 5. März erklären können. Da ist er höchstpersönlich als Zeuge geladen und wird wohl den ganzen Tag lang befragt werden.

(csc)

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