Politik

Grasser für Haider "größte emotionale Enttäuschung"

Haiders Ex-Pressesprecher Karl-Heinz Petritz sagte aus, dass Haider die ESG gar nie kaufen wollte. Und warum Haider von Grasser so enttäuscht war.

Heute Redaktion
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Die Zeugen am Mittwoch hätten nach Möglichkeit Licht in die Sache mit dem Vorkaufsrecht und Jörg Haider bringen sollen. Das gelang nur teilweise, kann man sagen. Denn über die politische Motivation Jörg Haiders, die Villacher Wohnbaugesellschaft ESG zu kaufen, wusste nur sein damaliger Pressesprecher Karl-Heinz Petritz zu berichten.

Wahlkampfthema?

Für Petritz war "von Anfang an klar" dass Haider nie ein wirkliches Interesse daran hatte, das Vorkaufsrecht zu ziehen. Das Land Kärnten sei hoch verschuldet gewesen und hätte zudem andere ehrgeizige, soziale Projekte verfolgt.

Die Vereinbarung des Vorkaufsrechts sollte als Beruhigungspille im Wahlkampf wirken, wenn politische Gegner (die SPÖ) dieses Thema aufwerfen würden. Petritz eigene Einschätzung steht fest: Haider wollte die ESG nie und nimmer kaufen.

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"Meischi" vor Haiders Büro

Sonst plauderte Petritz viel aus dem Nähkästchen der persönlichen Beziehungen zwischen Haider, Grasser und Meischberger.

Meischberger etwa habe er einmal - er glaubte im Jahr 2003 oder Frühjahr 2004 - vor Haiders Büro sitzen sehen. Das habe ihn persönlich überrascht, weil kein Termin mit ihm in Haiders Kalender vermerkt war. Auf Nachfrage bei Haider, warum Meischberger da war, erfuhr er allerdings auch nicht viel: "Du kennst ja den Meischi, der hat seine Geschäfte", habe Haider nur gesagt.

"Größte emotionale Enttäuschung"

Zum Zerwürfnis zwischen Haider und Grasser damals wusste Petritz dafür umso mehr zu berichten. Mehr als Knittelfeld habe Haider die Tatsache geschmerzt, dass Grasser nach der ersten schwarz-blauen Regierung die Seiten gewechselt hatte und nun für die ÖVP kandidierte: "Zerwürfnis, das ist eine höfliche Untertreibung. Das war mehr als ein Zerwürfnis", sagte Petritz.

"Das war für Haider damals eine der größten, emotionalsten Enttäuschungen seines Lebens", schilderte er die Gefühle des Kärntner Landeshauptmannes damals. Haider habe das sehr, sehr persönlich genommmen. Und dieses Gefühl habe lange angehalten, bis es zur Versöhnung am Geburtstagsfest von Franz Klammer im Jahr 2003 kam. Dass Haider und Grasser sich da wieder miteinander verstanden haben, das habe wiederum Petritz nicht verstanden.

Meischberger kann man nicht böse sein

Vor diesem Hintergrund auch über ein Zerwürfnis zwischen Meischberger und Grasser zu sprechen war für Petritz unverständlich. Da habe er keines wahrnehmen können, denn: "Meischberger war ein Phänomen. Egal was er gemacht hat, ihm konnte man nicht böse sein. Das war einfach so."

Meischberger sei ein exzellenter Analytiker und Ideengeber gewesen, aber die Umsetzung sei dann nicht mehr seines gewesen, beschrieb er den Zweitangeklagten.

Tatplan-Skizze "völliger Schwachsinn"

Auch die Tatplan-Skizze, ein zentraler Punkt der Anklage, war am Mittwoch Thema. Dort sollen Menschen aufgelistet sein, die von Privatisierungen der schwarz-blauen Regierung profitieren wollten. Auch Petritz' Name findet sich darauf. Er bezeichnete die ganze Sache als "völligen Schwachsinn".

Die vorherigen Zeugen, der damalige Finanzlandesrat Karl Pfeifenberger und der damalige Vorstand der Finanzabteilung Horst F. konnten eher nur die finanzielle Sicht der Dinge darstellen. Von diesem Standpunkt aus wäre das Angebot des Bundes, die ESG um 120 Mio. Euro zu kaufen, für Kärnten nicht annehmbar gewesen.

Weniger wert

Denn anfänglichen Berechnungen der Kärntner zufolge war die ESG "nur" die Hälfte, rund 60 Mio. Euro wert. Mehr konnte sich Kärnten auch nicht wirklich leisten, sagte Pfeifenberger.

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(csc)