Politik

Pandabub zum Finale einer bärigen China-Reise

Ein verirrter Kanzler, Hansi Hinterseer und Plüschbären für Präsident und First Lady. Der China-Besuch bietet auch zum Finale hin Einiges.

Heute Redaktion
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Ein Staatsbankett, eine 7-jähriges Geigenwunderkind, die Große Halle des Volkes, die Verbotene Stadt, Wirtschaftsverträge um 1,5 Milliarden - ab heute alles wurscht. Interessiert keinen mehr. Denn Freitag machen wir den nächsten Panda für Wien klar. Er wolle den Wunsch nach einem männlichen Tier "wohlwollend prüfen" hatte Staatspräsident Xi den Österreichern beim Bankett beschieden. "Okay, donn pock eam ein", hätte ihm Alexander Van der Bellen antworten können, aber dafür haben sie ihm im Kaunertal wohl zu gute Manieren beigebracht.

Der künftige Wiener Panda lebt (noch) im Dujiangyan Panda Park, 55 Kilometer außerhalb von Chengdu. In die 15-Millionen-Stadt verfügte sich die größte Delegation aller Zeiten am Mittwoch, zunächst mit einem Hochgeschwindigkeitszug (bald hat China 25.000 High-Speed-Schienenkilometer), dann per Flieger.

"Hände zum Himmel"

Übrigens – als ich in der Boeing der Hainan Airways etwa so auf halber Strecke durch das Bord-Entertainment zappte, entdeckte ich Erstaunliches: Hansi Hinterseer. Da fliegt man 7.000 Kilometer von Österreich in die chinesische Provinz und dann hört man in 10.000 Metern Höhe (wenn auch nur kurz, sie verstehen) "Hände zum Himmel". Die Welt ist schon ein Dorf, oder?

Beim Ausstieg in Chengdu bekamen Präsident, First Lady und Kanzler Plüsch-Pandas in die Hand gedrückt, jeder einen, damit sie nicht ins Raufen kommen.

Ob der Präsident, die First Lady oder der Kanzler abends dann mit den Plüschpandas für den nächsten Tag geprobt haben, weiß ich nicht, aber man erfährt ja so wenig über Menschen, selbst wenn man sie eine Woche vor der Nase hat.

Anruf per Telepathie

Ehe die größte Delegation aller Zeiten nach Chengdu aufgebrochen war, passierte in Hainan Wunderliches: Kanzler Sebastian Kurz gelang der weltweit erste Anruf via Telepathie.

Um das zu erklären, muss ich etwas ausholen. Dienstag Abend gab es in unserem Hotel "Vienna"einen großen Empfang. Österreichische Unternehmen hatten mit chinesischen Partnerfirmen ein paar Geschäfte abgeschlossen (die "Vamed" etwa), außerdem gab es den Start der neuen Flugverbindung Shenzhen - Wien zu feiern. Der Chinese macht das gerne in geselliger Runde, Legionen von Sicherheitsleuten geben dabei Flankenschutz.

Neben dem Bundespräsidenten und der Außenministerin war auch Sebastian Kurz geladen. Der hätte es aber fast nicht geschafft, denn er verirrte sich im Hotel. Man muss dazu sagen, dass er nichts dafür konnte, denn er wurde in die Irre geleitet. Und Strache ist nicht einmal vor Ort.

Er kam also zunächst über einen Seitengang ins "Vienna" rein, wurde in den ersten Stock geschickt, dann über eine Treppe ins Erdgeschoss. Dort kam er am Eingang jenes Saales vorbei, in dem später die Zeremonie stattfinden sollte.

Komödie der Irrungen

Die Partei, ich vermute die Kommunisten, hatten listigerweise einen lokalen Politfunktionär vor der Tür platziert, der alle Gäste begrüßen sollte. Als er Kurz ansichtig wurde, sprang er auf, verbeugte sich, lachte sich das Herz aus der Seele. Kurz aber wollte gar nicht in den Saal, er hatte noch einen Termin mit uns Journalisten. Also bedankte er sich so artig wie es seine Art ist, fragte nach dem Weg und ging weiter.

Er wurde in den ersten Stock geschickt, dann über eine Treppe ins Erdgeschoss. Dort sprang derselbe Politfunktionär wieder auf und begrüßte den Kanzler, weil er sich nicht erinnern konnte, dass er dies vor fünf Minuten schon einmal getan hatte. Kurz bedankte sich erneut so artig wie es seine Art ist und ging weiter.

Sie ahnen es: Er wurde in den ersten Stock geschickt, dann über eine Treppe ins Erdgeschoss. Dort sprang erneut der lokale Politfunktionär auf und begrüßte den Kanzler, weil er sich nun nicht erinnern konnte, dass er dies schon zweimal zuvor getan hatte. Man kann sich ja nicht jeden merken, auch wenn es nur einer ist.

Kanzler auf chinesisch

Jetzt muss man den Blickwinkel ein paar Räume weiter in die Lobby des "Vienna" richten. Dort warteten nämlich wir, die Journalisten von ORF, APA, TT, Standard, Kurier, Krone, News und Heute auf den Kanzler, der eigentlich schon da war, aber wiederum auch noch nicht. Was tut man, um Wartezeiten zu überbrücken? Man spielt mit dem Handy. Also wollte Christian Rainer vom "Profil" wissen, was Kanzler eigentlich auf chinesisch heißt.

Wir leben ja in modernen Zeiten, also fragte er sein iPhone: "Siri, was heißt Kanzler auf chinesisch"? Und in diesem Augenblick, nicht früher und nicht später, ich schwöre es, läutete Rainers Handy und wir lasen staunend vom Display ab: Sebastian Kurz. Der Kanzler rief an. Um sich für seine Verspätung zu entschuldigen? Weil er (aus dem 1. Stock, dem Erdgeschoss oder vor dem lokalen Politfunktionär) gerettet werden wollte? Wir erfuhren es nicht, aber selten noch waren wir so nahe dran, an Wunder zu glauben. Und das heißt was für Österreicher.

Vielleicht aber hatte sich Siri gedacht, wenn ihr mich schon so blöd fragt, dann hole ich euch gleich den Kanzler an den Hörer.

Jedenfalls verstehe ich jetzt Leute besser, die 90.000 Euro dafür ausgeben, dass ihnen jemand einen Energiering zieht. Wenn so etwas ordentlich gemacht wird, bleiben einem solche Erlebnisse vielleicht ja erspart.

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