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Pandabär bandelte mit Frau Pander Bellen an

Heute Redaktion
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"Ein Riesenerfolg". So bilanziert Bundespräsident Van der Bellen den Besuch in China. Was am letzten Tag alles passierte. Pandas, pinkeln und Protokolle.

Am siebenten Tag schickte Gott (oder wer immer sich dafür zuständig fühlt) Regen. Oder besser gesagt, er bemühte sich zumindest darum, denn zunächst einmal geschah nichts. Nun kenne ich die Ressorteinteilung im Himmel nicht, aber vielleicht gibt es da einen Engel für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz. Und dieser Engel, der früher sehr vorlaut war, bockte jetzt. Er habe zu wenig Mittel, um es richtig krachen zu lassen. Und wenn das so weiter gehe, dann sei er bald eine Wolke.

Dann passierte im Himmel etwas Teuflisches. Ein notorischer Geisterfahrerengel auf einer dicken, fetten Wolke hörte davon. Er verstand nur die Hälfte, aber machte es wie immer deswegen doppelt so groß.

Nun war Gott sauer. Er rief den Engel für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz an und stutzte ihm die Flügel. Die beiden hatten ein aufklärendes Gespräch (zu Erinnerung, die Szene spielt im Himmel) und dann sagte der Engel für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz: "Na gut, okay, dann stelle ich die Flügen nicht gleich ins Eck und lasse es regnen". Aber natürlich blieb er bockig und so regnete es nur ab und zu.

Pinkelpause auf der Autobahn

Warum ich Ihnen das erzähle? Weil am Freitag, am letzten Tag des Staatsbesuches in China, in einer dieser Regenpausen, die größte Delegation aller Zeiten mitten im Nirgendwo, auf einer Autobahnraststätte ohne Raststätte, stehenblieb. Weil jemand pinkeln musste oder rauchen wollte (Sie erraten sicher nicht wer), fuhren also 29 Autos und Vans, vom Mercedes 320 abwärts, von der Autobahn ab und standen dann so lange, bis alles erledigt war, was erledigt werden musste.

Da waren wir noch nicht bei den Pandas, denn am letzten Tag der großen Reise packte die größte Delegation aller Zeiten ein Besichtigungsprogramm von einer Woche in zehn Stunden. Zunächst wurde der erste Rail-Cargo-Zug der ÖBB, der von Chengdu nach Wien fährt, verabschiedet, 41 Container, beladen mit Mixern, Waschmaschinen, LED-Lampen und Schlafsäcken. ÖBB-Chef Andreas Matthä, der von der Figur her den Eindruck erweckt, als könnte er Container mit bloßer Körperkraft umheben, war vor Ort.

Das Ereignis euphorisierte vor allem auch chinesische Reporter. Als sich der Zug in Bewegung setzte, lief eine Handvoll Fotografen mit den Waggons mit. Ich werde in 13 Tagen, wenn der Zug Wien erreicht, nachsehen, ob sie es bis zu uns geschafft haben.

Grußlos an den Pandas vorbei

Dann folgte das Du Jiangyan Water Conservancy Projekt, UNESCO Weltkulturerbe, der Quanfu Palast, das Stadtentwicklungsgebiet Tian Fu, in dem sechs Millionen Menschen angesiedelt werden (Vorbild ist übrigens die Seestadt Aspern) - und dazwischen brach die Pandemie aus.

Dem Du Jiangyan Panda Park nähert man sich über riesige Einfahrtsstraßen (die natürlich für uns gesperrt waren), man fährt wie vorm Disneyland an Tausenden Parkplätzen vorbei (auf denen kein Auto stand, weil sie natürlich für uns gesperrt waren). Wir durften so weit zum Eingang hinfahren, dass wir gerade nicht in einem Gehege zum Stehen kamen. Es bekam aber keiner mit, denn der Park war natürlich für uns gesperrt.

Wie darf man sich einen Panda Park vorstellen? Wie den Tiergarten Schönbrunn, halt nur mit einer einzigen Tiergattung (ich verrate jetzt nicht welche). Als die größte Delegation aller Zeiten am ersten Gehege vorbeikam und des ersten Bären ansichtig wurde, schmolzen alle dahin, was angesichts von 80 Prozent Luftfeuchtigkeit eine nicht zu unterschätzende Leistung darstellt.

Beim zweiten Gehege gab es viel "Ah" und "Oh", der dritte Panda war zuckersüß. Am fünften ging jeder einfach so vorbei. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Und grußlos.

"Jedes Tier hat eigene Weisheit"

Pandas lehnen ja die meiste Zeit des Tages da wie die alten Römer und fressen Bambus. Weil der so wenig nahrhaft ist, futtern die Tiere zehn Stunden am Tag aufwärts.

Video: Panda verspeist genüsslich - was sonst? - Bambus!

Es gibt ja das Gerücht, dass Pandas sehr lieb sind, aber strohdumm. Der Leitung des Parks muss das zu Ohren gekommen sein, denn auf einer Erklärungstafel wird darauf eingegangen. Nein, nein, sie seien nicht blöd. "Jedes Tier hat eben seine eigene Art von Weisheit". Das könnte bei Menschen auch gut sein.

160 Pandas leben derzeit im Du Jiangyan Panda Park, einer davon ist Fu Bao, der in Wien auf die Welt kam. Er soll ein übler Bursche sein, kein Pfleger gehe gern zu ihm in in den Käfig, weil er so schlimm sei, verriet eine Pflegerin Ö1. Kanzler Kurz kann das nicht bestätigen. Er beobachtete Fu Bao eine Zeitlang. "Ich konnte kein schlechtes Benehmen feststellen. Er hat sehr zufrieden gewirkt, das muss ein böses Gerücht sein", sagte er. Und meinte nicht Josef Moser.

"Wie gewünscht"

Dann wurde die Regierungsspitze, Präsident, Kanzler und die Außenministerin, in blaue Ponchos gesteckt und durfte ins Gehege von Ru Yi (heißt "wie gewünscht"), einem Männchen, zwei Jahre alt. Die dann entstandenen Fotos mit Pander Bellen und Team haben das Potential zu Bildern des Jahres.

Video: Panda Aug in Aug

Was man nicht sieht: Dass Ru Yi mit Doris Schmidauer anbandeln wollte. Als sie neben ihm saß, begann er plötzlich ihre Hand sanft zu begrapschen. Vielleicht wusste Ru Yi nicht, dass die First Lady bereits verheiratet ist, und dachte, da könnte mehr daraus werden. Kein abwegiger Gedanken, wenn man "wie gewünscht" heißt.

Kanzler Kurz, ja sonst auch eher forsch, holte sich seine Streicheleinheiten lieber selber ab, im realen Leben bekommt er ja nicht so viele. "Rau", fühle sich so ein Panda an, bekundete er. "Das Fell sieht so weich aus, ist aber eher kratzig." Erfahrungen holte er sich beim Drüberfahren über Hinterkopf und Arme. Als er den Bären über den Augen kraulen wollte, ging ein Pfleger dazwischen. Vielleicht hat er Schlimmes verhindert.

Eine eigene Abteilung im Ministerium kümmert sich übrigens schon um unseren neuen Schönbrunn-Bären. Nun stehen Gentests an, denn die Wiener Pandamädchen und der Kerl aus China sollen gut zusammenpassen. Gleich alt müssen sie auch sein, sonst gibt es keinen Sex. Vielleicht sind die Bären doch nicht so deppert wie man immer glaubt.

Supermacht Österreich

Zurück im Hotel zog Alexander Pander Bellen, der nun wieder ganz Van der Bellen war, eine für seine Verhältnisse gerade enthusiastische Bilanz des China-Besuchs. Er nannte ihn "einen Riesenerfolg", vor allem weil man so "geballt aufgetreten" sei. "Die chinesische Regierung nimmt uns ernst", sagte er und mahnte: "Nehmen wir uns selber auch einmal ernst".

Was das Eis gebrochen habe? Nun, erzählte er mir, bei einem Termin mit einem hohen Politiker sei die Debatte entstanden, ob das noch Kommunismus sei, was China praktiziere. Er habe dann einen Spruch von Deng Xiaoping zitiert, einem der politischen Säulenheiligen hier. "Es ist egal, ob eine Katze schwarz oder weiß ist, Hauptsache sie fängt Mäuse". Da wussten die Chinesen, der Mann hat sie verstanden.

Was sie da nicht ahnten, war, dass ihnen mit Österreich eine neue Konkurrenz erwächst. Außenministerin Karin Kneissl erinnerte zum Abschluss noch einmal an den Auftritt von Geigenwunderkind Anna Cäcilia (7). In diesem Moment sei Österreich eine Supermacht gewesen, befand sie. Man merkt, der Boulevard hat die Politik nicht nur erreicht, er wurde schon überholt.

So, das war es jetzt mit China. Um 1.35 Uhr startet die Air China Richtung Wien. Pander Bellen fliegt mit, der Kanzler auch und wieder wird ihn niemand fragen, ob Business oder Economy.

Ciao China, Grüß Gott Odili.

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