Niederösterreich

Cluster – "Mein Leben mit Selbstmord-Kopfschmerz"

Bis die Krankheit richtig diagnostiziert wird, vergehen oft Jahre. Der Schmerz wird dabei als stechend, bohrend und nicht zu ertragen beschrieben.

Isabella Nittner
Markus Putzgrubers Auge wird bei einer Attacke feuerrot (rechts im Bild), der Schmerz ist kaum auszuhalten.
Markus Putzgrubers Auge wird bei einer Attacke feuerrot (rechts im Bild), der Schmerz ist kaum auszuhalten.
privat

Er ist eine Behinderung, die man Betroffenen meist nicht gleich ansieht – Cluster-Kopfschmerz. Und dabei lähmt er gefühlt alles: Körper, Hirn, Verstand ... Früher nannte man ihn aufgrund seiner Intensität auch "Selbstmord-Kopfschmerz". Weil statistisch jeder Vierte während einer Attacke bereits Suizidgedanken hatte.

"Bin permanent kollabiert"

Und dennoch dauert es bis zur richtigen Diagnose oft Jahre. Der 48-jährige Markus Putzgruber, Tierschützer und Obmann des Vereins "RespekTurtle", lebt bereits seit langer Zeit mit dieser Last. "Ich war 20 Jahre am Bau, aber irgendwann ging es nicht mehr, weil ich permanent kollabiert bin", erzählt er im "Heute"-Talk. Seitdem ist er in Invaliden-Pension und kümmert sich im Bezirk Tulln um Hunderte Tiere – "Heute" berichtete zuletzt hier.

"Man wird überall abgeschasselt. Dann heißt es: Ja, hat er halt ein bisserl Kopfweh", schildert er und fügt hinzu: "Aber, das sind wirklich Schmerzen, das hältst du nicht aus!"

Dunkelziffer hoch

Etwa alle zwei Wochen hat Putzgruber zwei bis drei aufeinanderfolgende Attacken, bei denen die Bindehaut seines rechten Auges plötzlich feuerrot wird und der Schmerz beginnt, auf ihn einzuhämmern. "Wenn das kommt, dann wirst du komplett unkoordiniert, bist komplett daneben. Wenn du unter Leuten bist, glauben alle, du hast einen Vogel, weil du anfängst irgendeinen Blödsinn zu reden, weil du dich einfach nicht mehr konzentrieren kannst", schildert der betroffene Niederösterreicher seine Erfahrung mit der Krankheit.

Putzgruber schätzt die Dunkelziffer der Betroffenen als hoch ein, auch weil Ärzte in der Praxis oftmals nicht an Cluster-Kopfschmerzen denken würden. "Mein Glück war, dass ich einmal in Wien kollabiert und ins AKH zu Dr. Wöber (Leiter der Kopfschmerz-Ambulanz, Anm.) gekommen bin", sagt der 48-Jährige.

"Tiere geben Kraft"

Eine Therapie erfolgt in der Regel medikamentös oder mittels Sauerstoff. "Einzige Hilfe sind für mich Immigran-Spritzen, die ich mir am Beginn der Anfälle selbst gebe. Mit denen werde ich quasi bewusstlos, um von den Schmerzen nichts mehr zu spüren", erklärt der 48-Jährige.

Tierliebhaber Markus Putzgruber hat gelernt, mit seinem Cluster-Schicksal zu leben: "Was soll ich sagen? Die Tiere geben mir Kraft."

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