Man wird geghostet, wie geht man damit um? Wie erkennt man eine toxische Beziehung? Wie kann ich selbstbewusster werden? Diese Fragen liegen vielen – vor allem auch jungen Personen – auf dem Herzen. Einer, der darauf antwortet, ist Nik Pichler – und zwar in Form von TikTok-Videos. Über 39.000 Personen folgen dem Lifecoach mittlerweile.
Dass er damit so erfolgreich wird, hätte er vor drei Jahren zunächst nicht gedacht: "Ich war schon länger auf YouTube und wollte eigentlich weg von Social Media. Mein Mitarbeiter hat mich dann dazu motiviert, TikTok zu machen. Das vierte Video – es ging um Narzissten – ist dann mit 400.000 Aufrufen viral gegangen und ich habe gemerkt, dass da echt Potenzial drinsteckt", sagt der 54-Jährige.
Rund fünf Videos produziert Pichler in der Woche. Mit ihnen erreicht er jedes Mal tausende Menschen. Grundsätzlich hat sich der gebürtige Niederösterreicher auf Leadership-Coaching spezialisiert und unterstützt bei beruflicher Entwicklung oder dem Aufbau und der Führung von Unternehmen. In seinen TikTok-Videos reflektiert er zusätzlich Themen, die viele Menschen alltäglich beschäftigen.
Nik Pichler war zehn Jahre in Konzernen im Bereich Kommunikation tätig. Seit 2005 ist er als Coach, Unternehmensberater und Kommunikationsexperte selbstständig. Sein Studio hat er im 6. Bezirk in Wien. Auf YouTube und TikTok greift er Themen aus dem Bereich Persönlichkeitsentwicklung auf.
Infos: www.nikpichler.com
"Die Videos sind meine Art, etwas zurückzugeben. Sie sind für mich Impulse, die zum Nachdenken anregen. Ich hätte das als Kind gerne gehabt – jemand, der mir sagt, das ist ok oder das ist nicht ok", erzählt Pichler. Seine Hauptmotivation ist, Menschen mit kurzen Botschaften zu inspirieren und zu stärken.
Eines der brennendsten Themen ist Ghosting, also der plötzlicher Kontakt- oder Kommunikationsabbruch. Dies ist heutzutage jedem ein Begriff, der in der Onlinedating-Welt unterwegs ist.
"Die erste Reaktion von Personen, die geghostet werden, ist zu überlegen, was sie falsch gemacht haben könnten. Das sollte nicht sein. Kein Mensch verdient es, dass er keine Antwort bekommt. Man ist nicht selbst schuld. Man sollte sich denken: 'Ich bin mehr wert als das'", hält der Lifecoach fest.
Sein Tipp ist, einmal nachzufragen. Denn Unklarheit hält im Leben auf. Wenn die Person dann immer noch nicht antwortet, sollte man damit abschließen. Ausreden wie, dass man zu viel zu tun hätte, um auf Nachrichten zu antworten, sollte man nicht gelten lassen. "Denn grundsätzlich zeigt Ghosting nur, ob die andere Person einen tatsächlich wertschätzt", so Pichler. Es sei wichtig "Nein" zu sagen, auch zu Menschen.
Das trifft auch auf toxische Beziehungen zu. "Menschen sind toxisch, weil sie einen Nutzen ziehen, indem sie jemanden kritisieren oder abwerten. Toxische Personen wollen jemanden dominieren und manipulieren. Das Thema geht aber weiter. Etwas ist toxisch, wenn es dir als Mensch damit nicht gut geht. Das ist total individuell; es gibt keine Maßeinheit dafür", so der Coach.
Gerade Personen mit geringem Selbstwert sind betroffen. "Meistens beginnt eine toxische Beziehung mit 'Love Bombing'. Zuerst hebt einen die Person in den Himmel. Toxisch wird es dann nach geraumer Zeit und es beginnt schleichend, etwa mit abwertenden Kommentaren. Häufig wird die Person auch von ihrem sozialen Umfeld getrennt. Es ist enorm schwer, herauszukommen", so der Lifecoach. Oft geht es nicht gänzlich ohne Unterstützung aus dem sozialen Umfeld oder ohne professionelle Hilfe.
Für sich selbst einstehen und seinen eigenen Wert erkennen, kann man lernen. Wichtig ist es dabei, sich auf die positiven Dinge zu konzentrieren. "Am Abend sollte man sich hinsetzen und aufschreiben, was einem heute gelungen ist. Damit bekommt es einen realen Platz und kann vom Gehirn auch anders verarbeitet werden. Es wird noch einmal ins Bewusstsein gerufen. Das zweite ist Dankbarkeit. Es gibt immer mindestens fünf Dinge im Leben, für die man dankbar sein kann. Daran soll man in der Früh denken. Das muss man, wie Zähneputzen, jeden Tag machen", rät Pichler.