Coronavirus

Contact Tracing kollabiert – 6 von 10 Fälle ungeklärt

Noch nie gab es so viele tägliche Neuinfektionen. Die Gegenmaßnahmen versagen, die meisten Ansteckungsherde bleiben unentdeckt.

Roman Palman
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Nach dem massiven Anstieg der Covid-Zahlen hilft jetzt auch das Bundesheer beim Contact Tracing.
Nach dem massiven Anstieg der Covid-Zahlen hilft jetzt auch das Bundesheer beim Contact Tracing.
BUNDESHEER / APA / picturedesk.com

9.943 Positiv-Befunde an einem Tag. Das gab es seit Beginn der Pandemie noch nie! Die vierte Welle erreicht in Österreich aktuell ungesehene Rekordhöhe. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Zum einen stecken sich besonders junge Menschen immer häufiger mit Corona an und tragen so zur Verbreitung des Virus bei, zum anderen lassen viele Bürger die Schutzmaßnahmen immer mehr schleifen und versagen den Behörden ihre Unterstützung.

Durch den explosionsartigen Anstieg seit Mitte/Ende Oktober geraten deshalb nicht nur die Krankenhäuser zusehends ins Schwitzen, sondern auch die Kontaktnachverfolger der Bezirksbehörden.

Fälle mit geklärter Quelle nach Tag der ersten Labordiagnose für die vergangenen 6 Kalenderwochen (Österreich exklusive Wien)
Fälle mit geklärter Quelle nach Tag der ersten Labordiagnose für die vergangenen 6 Kalenderwochen (Österreich exklusive Wien)
AGES

Das Contact Tracing versagt zusehends, nur bei rund 40 Prozent der Infizierten konnte Ende Oktober laut einer aktuellen Epidemiologischen Abklärung der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) die Ansteckungsquelle ausgeforscht werden. Drei Bundesländer haben deshalb nun das Bundesheer zur Unterstützung beim Contact Tracing angefordert.

Im krassen Gegensatz dazu stehen die Werte der letzten Septemberwoche. Mit den damals niedrigeren Infektionszahlen konnten immerhin noch 65,5 Prozent der Fälle geklärt werden. Ein solcher Wert (mindestens 60 bis 70 Prozent) sei ideal, hatte die leitende AGES-Epidemiologin Daniela Schmid schon vor mehr als einem Jahr erklärt.

Die Fälle, die derzeit noch geklärt werden können, zeichnen aber ein deutliches Bild über die Infektionsherde. Bei 70,9 Prozent fand die Übertragung im selben Haushalt statt. Bei etwas mehr als jeweils 9 Prozent kam es zur Ansteckung im Freizeit- oder Bildungsbereich, berichtet die "Kronen Zeitung". Nur 3,5 Prozent der Ansteckungen gegen auf den Arbeitsplatz zurück, 2,2 Prozent auf den Gesundheits- und Sozialbereich und 1,9 Prozent auf Hotellerie und Gastronomie.