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Coop verkauft Lakritze-Bonbons, die "Negro" heißen

Ein Kunde regt sich über Bonbons im Schweizer Coop namens "Negro" auf. Schwarze Menschen könnte dieser Name verletzen.

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    News-Scout S. T.* befürchtet, dass der Produktname "Negro" schwarze Menschen verletzen könnte.
    News-Scout S. T.* befürchtet, dass der Produktname "Negro" schwarze Menschen verletzen könnte.
    News-Scout

    Ein Produkt im Balkan-Sortiment von Coop im Schweizer Wald brachte News-Scout S. T.* aus der Fassung. "Zuerst dachte ich, der Name sei ein Witz. Ich konnte kaum glauben, dass der Supermarkt Süßigkeiten mit einem solch geschmacklosen Namen verkauft", sagt der 20-Jährige. "Negro" heißen die schwarzen Lakritze-Bonbons, die er im Regal entdeckte. "Die Bonbons mögen gut schmecken, aber solange sie diesen Namen haben, würde ich sie niemals kaufen."

    T. befürchtet, dass der Produktname, der an das Schimpfwort "Neger" erinnert, schwarze Menschen verletzen könnte. Der Name dieses Produkts sei nicht mehr zeitgemäß. "Coop sollte entweder das Produkt aus dem Sortiment nehmen oder es umbenennen", fordert der Kunststofftechnologe.

    "Prüfen die Bezeichnung gegenwärtig"

    Der Großverteiler, der das Produkt bereits seit zwölf Jahren im Sortiment hat, reagiert auf die Kritik. "Wir prüfen die Bezeichnung gegenwärtig", sagt Coop-Mediensprecher Kevin Blättler. Für weitere Fragen verwies er auf den serbischen Süßigkeiten-Hersteller Pionir.

    Im Angebot habe Coop das Produkt, weil sich der Name auf dessen Farbe sowie den auf der Verpackung abgebildeten schwarz gekleideten Kaminfeger beziehe, sagt Blättler.

    Gemeint sei Name des Erfinders

    Keinen Handlungsbedarf sieht hingegen die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR). Es sei begrüßenswert, dass in der heutigen Gesellschaft eine Sensibilität für rassistisch konnotierte Begriffe und Abbildungen bestehe, sagt Giulia Reimann, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der EKR. Und es sei wichtig, dass eine kritische Auseinandersetzung stattfinde. "Allerdings haben nicht alle Begriffe, die bei einigen Konsumentinnen und Konsumenten wegen einer vermuteten rassistischen Konnotation Empörung auslösen, einen rassistischen Hintergrund."

    Im Falle der Bonbons ist der Name, laut Reimann, auf den Nachnamen des Erfinders Pietro Negró zurückzuführen. "Außerdem bezieht sich der Begriff 'Negro' auch auf die Abbildung eines schwarzen Schornsteinfegers auf der Verpackung." Problematisch wäre es dann, wenn eine kolonial-rassistisch stereotype Abbildung verwendet würde. Dies sei aber vorliegend nicht der Fall.

    Die Rassismusdebatte hat immer wieder dafür gesorgt, dass Großverteiler Produkte aus dem Sortiment kippten (siehe Bildstrecke). Im Juni 2020 trennte sich etwa die Migros von den umstrittenen Dubler-"Mohrenköpfen". 2017 forderte das "Komitee gegen rassistische Süßigkeiten" in einer Petition, dass die Firma Dubler das Süßgebäck "Mohrenkopf" durch eine nicht-rassistische Bezeichnung ersetzt.

    *Name der Redaktion bekannt.