Wien

Französisch-israelischer Berliner kocht nun Wiener ein

Nenigründerin Haya Molcho probierte in Paris ein Lokal. Sie war begeistert, lernte den Koch kennen und holte ihn nach Wien. Nun leitet er das C.O.P.

Heute Redaktion
Elihay Berliner (28) ist Chef, Koch und Mehrheitseigentümer im C.O.P. Restaurant in der Biberstraße 8 (City)
Elihay Berliner (28) ist Chef, Koch und Mehrheitseigentümer im C.O.P. Restaurant in der Biberstraße 8 (City)
Helmut Graf

Elihay Berliner (28) ist der Küchenchef und einer der drei Anteilseigner des neuen Restaurants C.O.P. (Steht nicht für eine Lungenkrankheit, nicht für Polizist, auch nicht für coefficient of performance – sondern für "Collection of Produce") in der Biberstraße 8 (City). Das Restaurant versteht sich als eigenständig von der Neni-Gruppe: eigene Karte, eigenes Konzept, eigener Stil. Nur die Investoren sind eine Brücke zu Neni, der Rest steht für sich, betont der Gastronom.

Elihay Berliner ist in Paris geboren, seine Eltern zogen mit ihm nach Israel, er schmiss die Schule mit 14 Jahren und arbeitete im Gastro-Service. Seine Jugend verbrachte er wieder in Frankreich. Mit 16 war er dann erstmals Küchenchef. "Meine Kochausbildung hat also einen eindeutig französischen Einschlag", sagt er.

Endlich was eigenes

Als er in Paris von Haya Molcho entdeckt wurde, war er 21 Jahre jung. Dann arbeitete er einige Jahre im Neni Kosmos europaweit. Dann wollte er raus aus der Gastronomie und ging. Man kannte sein Potenzial, wollte ihn gern behalten – die Molchos boten ihm an, ein eigenes Lokal zu führen. "Ich hatte den Wunsch sesshaft zu werden", sagt der Koch. Das viele Fliegen, die Hotels, das unstete Leben hatte er über. Nun war die Gelegenheit gekommen. Ein eigenes Restaurant. Ein Ort zum Ankommen: sein C.O.P. in Wien.

Es gibt in dem Lokal, das sich auf Dinner spezialisiert hat und von 18 Uhr bis 23 Uhr geöffnet ist, 84 Sitzplätze, weitere 40 im Schanigarten. Ein durchschnittliches Abendessen kommt auf 45 bis 65 Euro. Die Karte wird jeden Tag neu geschrieben. Spontan sein muss man schon, wenn man ins C.O.P. geht. Die Speisen sind mit Punkten markiert. Der Restaurantleiter empfiehlt pro Person fünf Punkte, dann sei man garantiert satt. Leichte Speisen haben also einen Punkt, schwerere haben drei. "Die Speisen sind zum Teilen gedacht, wie Tappas. Man kann vieles probieren, viel Neues entdecken".

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    Der Chef mit Raviolo und andalusischem Käse
    Der Chef mit Raviolo und andalusischem Käse
    Helmut Graf

    Bauhaus und Kunst

    Die Leitfarben im Restaurant sind blau, gelb und rot. "Das sind die Farben des Bauhaus Dessau" (Revolutionäre deutsche Hochschule für Kunst, Architektur, Textil und Design der 1920er/30er Jahre). Selbst einen der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, le Corbusier, zieht er heran, um das Innendesign seines Lokals zu beschreiben. Große Vergleiche scheut er schon mal nicht. "Simpel, durchdacht, minimalistisch", das sind Begriffe, die ihm gefallen und mit denen er auch seine Küche beschreibt. Alles soll "bio sein, nachhaltig, exzellent, transparent". Er hat über 50 Lieferanten. "Handverlesen" aus Frankreich, Italien, Kroatien, Slowenien, Slowakei und Ungarn. Daraus kochen er und seine fünf Mitarbeiter in der Küche eine europäisch-mediterrane Küche – italienische, südfranzösische Einflüsse ja. Naher Osten oder Hummus nein, so Elihay Berliner.

    Auf der Weinkarte stehen aktuell um die 20 Weine, fünf rote, sechs weiße, zwei süße, zwei rosé, fünf orange – zur Hälfte aus Österreich (u.a. Skandalös, Neuland), die übrigen in der Hauptsache aus Frankreich und Deutschland. Glas ab 6 Euro (Skandalös, Rosé) bis 9 Euro (Le Caillou, rot). Champagner gibt es auch (15 Euro Glas, Champagne Blanc de Noirs). Die Speisekarte wechselt täglich, die Weinkarte wöchentlich. Kuratiert wird die Weinkarte von Frederika Duhme.

    Salbei, Ei und braune Butter

    Der junge Restaurantchef sagt, er möchte mit seiner Karte niemanden beeindrucken, er koche einfach am liebsten Sachen, die er selbst gern essen würde. Er koche für Menschen die wie er eine Leidenschaft für gutes Essen haben. "Eine entspannte ehrliche Küche mit fine dining Standards in bester Qualität". Ab 17 Uhr baut er jeden Tag eine Pyramide auf der Anrichte rund um den Pizzaofen mit all den frischen Zutaten die neu geliefert wurden – er liebt Farben, Lebensmittel, Kunst und Arrangements. Seine Küche betrachtet er als Kunstwerk. Schmecken tut es auf jeden Fall.

    Tipp: Der Bestseller ist eine große Raviolo mit flüssigem Eigelb im Herzen, dazu Artischocken-Creme und Salbei in brauner Butter. Das ist so gut und begehrt, dass jeder Tisch nur eine Portion, maximal zwei bestellen darf. "Sonst reichen die 25 Portionen nicht, die wir in der Küche pro Abend zu produzieren schaffen", lacht der junge Chef.

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