Wien

Corona-Chaos: Schwere Vorwürfe gegen Wiener Gefängnis

21 Corona-Fälle gibt es aktuell in der Justizanstalt Wien-Simmering. Ein Häftling behauptet: Es sollen noch viel mehr sein.

Leo Stempfl
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Justizanstalt Wien-Simmering (Archivfoto)
Justizanstalt Wien-Simmering (Archivfoto)
Robert Newald / picturedesk.com

"Es hat begonnen mit positiven Beamten", schreibt ein Insasse der Justizanstalt Wien-Simmering von einem Handy, das er verbotenerweise besitzt. Ein Angehöriger des Häftlings meldet sich bei "Heute" – Die Corona-Lage sei dort völlig außer Kontrolle. Auf den ersten Blick scheint das unwahrscheinlich, meldete die Justizanstalt noch am 4. April diesen Jahres keinen einzigen Fall.

Nun sollen schon öfters Insassen begleitet von Beamten der Justizwache und Sanitätern in Schutzanzügen hinausgefahren worden sein. Am Freitag bestätigt die Ressortmedienstelle auf "Heute"-Anfrage: "Mit Stand 06.05.2021 sind in der Justizanstalt Wien-Simmering 4 Bedienstete positiv getestet sowie 17 Insassen."

Laut dem Insider sollen es aber weit mehr sein. Er spricht von 18 Personen, die nach Freigang positiv waren sowie 70 Wachbeamten. Auch ein enger Freund soll starke Symptome bekommen haben und nun positiv getestet worden sein. Doch am Freitag sollen sie erneut getestet worden sein: Jetzt seien noch mehr Insassen positiv als am Mittwoch.

Die K1-Frage

Er selbst ist deswegen Kontaktperson der Kategorie 1, wurde aber negativ getestet. Daraufhin wurde er auch wieder arbeiten geschickt. Normalerweise sind es 15 Personen in seiner Abteilung, an jenem Tag waren es plötzlich nur noch fünf. Tags darauf war es auch mit dem Arbeiten vorbei, er befand sich daraufhin isoliert in seinem Haftraum, darf angeblich weder telefonieren noch duschen oder im Hof spazieren gehen.

"Da läuft gewaltig was schief hier, aber richtig"

Doch in der "Zelle" sei er nicht allein. Sein Zimmerkollege würde weiterhin normal arbeiten und spazieren. Obwohl sie auf engstem Raum beisammen leben würden. Die Schwester eines anderen Insassen telefonierte mit der Corona-Hotline, dort soll man darum gebeten haben, den Ball flachzuhalten. Sonst gäbe es den nächsten Skandal.

Das sagt die Justizanstalt

Auf Anfrage bei der Justizanstalt Wien-Simmering beteuert man, über ein Covid-Konzept zu verfügen. Dieses "beruht auf den geltenden Verordnungen der jeweils zuständigen Bundesminister*innen und hat auch für eine Justizanstalt Gültigkeit." An diese Gesetze und Verordnungen hält man sich auch.

"Maßnahmen, wie sie für jeden einzelnen Menschen gelten, haben zur Gesunderhaltung auch im Strafvollzug Gültigkeit."

Bei Fragen, ob K1-Insassen duschen, telefonieren und täglichen Ausgang haben dürfen verweist man ebenso auf die Anordnungen des Gesundheitsministeriums. Diese "werden individuell und bedarfsorientiert und entsprechend der gesetzlichen Vorgaben umgesetzt". Zur Arbeit eingeteilt sollen K1-Personen jedenfalls nicht werden. "Analog sämtlicher Anordnungen seitens des BM für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz haben diese Anordnungen auch für eine Justizanstalt Gültigkeit."

Wie viele davon es gibt, dürfe man wegen des Datenschutzes nicht beantworten. Auch das Recht zu Telefonieren würde in Isolation nicht verwehrt werden: "Um den sozialen Kontakt mit den Angehörigen aufrecht zu erhalten und weiterhin zu ermöglichen, steht den Insassen selbstverständlich das Recht auf Telefongespräche zu und nehmen sie dieses in Anspruch. Aufgrund der internen Vorgaben und des Hygienekonzeptes sind Telefone nach jeder Benützung gründlich zu desinfizieren. Innerhalb der Justizanstalt gilt für alle Personen Maskentragepflicht!"