Wien

Corona-Demos laut Polizeichef immer gewalttätiger

Teilnehmer der Corona-Demonstration schrecken immer weniger vor direkten Konfrontationen zurück, so Wien Polizeichef Gerhard Pürstl.

Leo Stempfl
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42 Beamte wurden 2021 auf Corona-Demos verletzt (Symbolbild)
42 Beamte wurden 2021 auf Corona-Demos verletzt (Symbolbild)
"Heute.at"

Wiens Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl ortet bei den beinahe wöchentlich stattfindenden Corona-Demonstrationen eine "zunehmende Gewaltbereitschaft", wie er im Gespräch mit der "APA" erzählt. Entgegen des oft propagierten "Wir werden immer mehr" sei die Gruppe nicht größer geworden, wohl habe sich aber die Vorgehensweise geändert.

Stellt sich die Polizei nicht genehmigten, nicht angezeigten oder untersagten – auf gut Deutsch "illegalen" – Demos in den Weg, ist es nicht selten der Fall, dass Absperrungen oder gar Polizeiketten gewaltsam durchbrochen werden. Früher sei so etwas unvorstellbar gewesen.

Waffen

"Im Laufe der Zeit haben wir gesehen, dass da durchaus keine Scheu mehr besteht, die Gitter zu nehmen, wegzuräumen oder zu versuchen drüberzusteigen. Und auch dann, wenn Polizisten diese Sperre sozusagen absolut schützen wollen oder müssen, scheut man sich auch nicht vor einer Konfrontation, wo letztlich Pfefferspray eingesetzt werden muss", so Pürstl zur "APA".

Einige Teilnehmer führen dabei auch Waffen wie Schlagstangen, Schlagringe, Quarz-Handschuhe oder eben zahlreiche Bierflaschen mit sich mit. Mehrere Male wurden bei Kontrollen auch schon Messer gefunden. Diese Waffen würden aber nicht in bedrohlichem Ausmaß gegen die Polizei eingesetzt werden.

"Was wir aber wahrnehmen, ist zunehmend die Verwendung pyrotechnischer Gegenstände." Bei auf Polizisten geworfenen Böllern droht stets ein Knalltrauma – schlimmstenfalls auch ein Gehörsturz.

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    Die große Anti-Corona-Demo in Wien: Unter die Teilnehmer mischten sich auch Rechtsextreme wie die Identitären. 
    Die große Anti-Corona-Demo in Wien: Unter die Teilnehmer mischten sich auch Rechtsextreme wie die Identitären.
    Video3

    11.000 Anzeigen, 42 Polizisten verletzt

    So kam es, dass es bei den Corona-Demonstrationen 2021 nicht nur 157 Festnahmen und 11.074 Anzeigen, sondern auch 42 verletzte Polizisten gab. Um so befremdlicher wirkt es, wenn Beamte dann auf Versammlungen mit den Teilnehmern anecken und manche Einsatzleiter ein sichtbar inniges Verhältnis zu Organisatoren führen.

    Kürzlich tauchte ein Video auf, das einen Polizisten gegen Ende einer Corona-Demo in Wien zeigt. Er posiert maskenlos mit ebenfalls maskenlosen Teilnehmern für ein Bild, fotografiert wird das von einem anderen Beamten in Polizeiuniform. Diese Videos "werden gerade geprüft", so Pürstl, es sei aber zu beachten, dass bei jeder Versammlung grundsätzlich der Dialog gesucht werde.

    Aber: "Nicht gut ist es beispielsweise, wenn die Beamtin oder der Beamte selbst keine Maske trägt, obwohl die Pflicht dazu besteht", so der Polizeipräsident zur "APA".