Oberösterreich

Corona-Experte: "Impfen nicht für jeden zwingend nötig"

Wie geht es mit Corona weiter? Werden wir künftig alle regelmäßig eine Impfung brauchen? "Heute" hat bei einem Linzer Experten nachgefragt.

Corona-Impfung
Corona-Impfung
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Der Covid-Experte und Lungenfacharzt Bernd Lamprecht spricht Klartext. Er glaubt nicht, dass wir uns alle künftig regelmäßig gegen Corona impfen lassen müssen. Das sei "nicht für alle zwingend nötig", sagt er in einem Gespräch mit "Heute". Lamprecht rechnet damit, dass das nationale Impfgremium bald eine Empfehlung dazu herausgeben wird. 

Hintergrund: Der Großteil der Bevölkerung hat laut dem Linzer Experten mittlerweile eine "ganz gute Immunität gegen das Virus" entwickelt. Lamprecht führt das vor allem auf die vielen Impfungen und bereits überstandenen Infektionen zurück. 

Bestimmten Personengruppen legt er eine jährliche Immunisierung ähnlich wie bei der Grippe allerdings ans Herz. "Vor allem bei älteren und Menschen mit Vorerkrankungen kann auch eine eher harmlose Virus-Variante schwere Erkrankungen auslösen", meint der Experte. Voraussetzung dafür: Die Vakzine müssten immer wieder an die aktuellen Covid-Formen angepasst werden.

Corona-Experte und Lungenfacharzt Bernd Lamprecht: "Impfen ist nicht für alle zwingend nötig."
Corona-Experte und Lungenfacharzt Bernd Lamprecht: "Impfen ist nicht für alle zwingend nötig."
Ärztekammer OÖ / OTS

Infektionsgeschehen gleicht Wellenbewegung

Lamprecht rechnet in den nächsten Monaten aber mit neuen Corona-Wellen. "Grundsätzlich gleicht das Infektionsgeschehen einer Wellenbewegung", sagt er. 

Gezeigt hat sich das zuletzt im März: Zu Monatsbeginn stieg die Ansteckungs-Rate, mittlerweile hat sich die Lage wieder beruhigt. "Immer dann, wenn viele Menschen infiziert sind, folgt eine Phase der Entspannung, da die zuvor Kranken für eine gewisse Zeit immun gegen das Virus sind", erklärt der Experte. 

Ausschlaggebend sind laut dem Lungenfacharzt auch die Jahreszeiten. "Gerade in kälteren Phasen sind die Menschen empfänglicher für das Virus. Wir sind viel drinnen und die Schleimhäute trocknen aus." Corona werde uns, anders als die Grippe, aber ganzjährig begleiten.

Vor einer möglichen Erkrankung könne auch die Impfung nicht völlig schützen. "Aber die Wahrscheinlichkeit, schwer zu erkranken, nimmt mit einer Immunisierung deutlich ab", gibt Lamprecht zu bedenken.

"Wissen nicht, wie sich Virus weiterentwickelt"

Dass sich in naher Zukunft gefährliche Erreger bilden, hält er für eher unwahrscheinlich. "Wir wissen aber nicht sicher, wie sich das Virus weiterentwickeln wird, da wir bisher noch keine Langzeiterfahrungen haben."

Lamprecht rechnet damit, dass Corona immer mehr in den Hintergrund treten wird. "Covid wird sich vermutlich in den Reigen der vielen Erkältungsviren einreihen. Wir werden verkühlt sein, aber nicht unbedingt wissen, welcher Virus es ist."

In OÖ sind aktuell 7.563 Infektionen mit Covid-19 nachgewiesen. 918 davon betreffen Linz.

Der Experte appelliert im Umgang damit an die Eigenverantwortung. "Es sollte so viel Verstand da sein, dass man sich zurücknimmt, wenn man mal krank ist, um nicht andere anzustecken."

Hier solltest du trotzdem Maske tragen

Das für Juni geplante Ende der Corona-Krisenmaßnahmen hält Lamprecht für machbar. "Bei der augenblicklichen Belastungssituation ist eine Reduktion der Maßnahmen durchaus umsetzbar", sagt er konkret.

Fallen soll dann auch die Maskenpflicht in Alten-, Pflegeheimen und Spitälern. Der Experte verrät nun, wo man den Schutz dennoch tragen sollte: "Es ist durchaus sinnvoll, etwa im Winter, in überfüllten Öffis eine Maske aufzusetzen."

Er appelliert aber auch hier an die Eigenverantwortung der Menschen. "Ist man vorbelastet, wäre es ratsam, in Räumen mit vielen Menschen einen Schutz zu tragen." 

In besonders heiklen Bereichen etwa in Krankenhäusern – Stationen, auf denen Infektionskrankheiten oder besonders vulnerable Personen behandelt werden – habe außerdem schon immer eine Maskenpflicht gegolten. "Die nun lagernden Schutzvorkehrungen werden wohl in diesen Bereichen verwendet werden", meint der Experte.

Zur Zeit werden in Oberösterreich rund 1.400 Überprüfungen pro Tag durchgeführt.

Zur Testsituation im Land meint Lamprecht: "Die Zeit der Massentests ist vorbei. Künftig wird vermutlich punktuell beim Arzt oder in einer Gesundheitseinrichtung getestet."

SPÖ-Politiker: "Hätte Impfpflicht durchziehen müssen"

Zuletzt hat sich Linz' Bürgermeister Klaus Luger erneut für eine Impfpflicht ausgesprochen, man "hätte diese durchziehen müssen". Er nannte die verpflichtende Immunisierung ein "kommunikatives Eigentor". 

Seine Bilanz nach der Pandemie: Die Bundesregierung habe nur in den ersten Monaten eine solide Arbeit geleistet. Doch spätestens ab Sommer 2020 sei die Performance kontinuierlich schlechter geworden.

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