Österreich

VCÖ fordert temporäre Begegnungszonen in Wien

Viele Gehsteige sind zu schmal. Darum appelliert der VCÖ am Freitag an die Wiener Bezirke, vorübergehende Begegnungszonen einzurichten.

Heute Redaktion
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Download von www.picturedesk.com am 26.04.2019 (09:12). 
© Christian M. KREUZIGER/picturedesk.com - Wien, Mariahilferstraße: Seit August ist die bekannte Einkaufsstraße als Fußgängerzone oder Begegnungszone vom Durchzugsverkehr befreit. Diese Lösung ist heftig umstritten und wird diskutiert. Lokalaugenschein am 15. Oktober nachmittags. - 20131015_PD10311
Download von www.picturedesk.com am 26.04.2019 (09:12). © Christian M. KREUZIGER/picturedesk.com - Wien, Mariahilferstraße: Seit August ist die bekannte Einkaufsstraße als Fußgängerzone oder Begegnungszone vom Durchzugsverkehr befreit. Diese Lösung ist heftig umstritten und wird diskutiert. Lokalaugenschein am 15. Oktober nachmittags. - 20131015_PD10311
Bild: picturedesk.com

Die am Freitag im Nationalrat beschlossene StVO-Novelle ermöglicht Gemeinden und Städten, temporäre Fußgängerstraßen einzurichten. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) appelliert an Wiens Bezirke, von dieser Möglichkeit im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung Gebrauch zu machen. Denn viele Gehsteige seien schmal und erschweren es der Bevölkerung, ausreichend Abstand zu halten. Aus medizinischer Sicht sei zu empfehlen, notwendige Wege wenn möglich bewegungsaktiv zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen.

Forderung nach reinen Fußgängerstraßen

"Diese StVO-Novelle ist aus Gesundheits- und Verkehrssicht zu begrüßen", stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer zur aktuellen StVO-Novelle fest. Städte und Gemeinden können nun temporäre Fußgängerstraßen umsetzen. Auf einzelnen Straßen und Straßenabschnitten kann die Fahrbahn für Fußgängerinnen und Fußgänger freigegeben werden. Möglich ist das, wenn keine erheblichen Interessen am ungehinderten Fahrzeugverkehr entgegenstehen. Das Zufahren, etwa zu Garageneinfahrten, ist genauso wie Radfahren auf den betroffenen Straßenabschnitten

weiterhin erlaubt.

"1.475 km Gehsteige in Wien schmäler als zwei Meter"

Mindestens einen Meter Abstand halten ist eine sehr wichtige Maßnahme, um die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen zu können. Doch die Coronakrise habe sichtbar gemacht, dass viele Gehsteige zu schmal sind, betont der VCÖ. Wenn sich zwei Personen begegnen, ist bei zu schmalen Gehsteigen der wichtige Abstand nur einzuhalten, wenn eine Person die Straße betritt.

"Derzeit wird auf vielen Straßen den parkenden Autos mehr Platz eingeräumt, als den Bürgerinnen und Bürgern, die zu Fuß gehen. Im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung ist dem zu Fuß gehen mehr Platz zu geben", so Gratzer. In Wien seien 1.457 Kilometer Gehsteige schmäler als zwei Meter, das entspreche 38 Prozent der Gehsteige.

Wichtig sei mehr Platz zum Gehen einerseits, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren und andererseits auch, weil Bewegung für die Gesundheit und das psychische Wohlbefinden entscheidend seien. Umweltmediziner Hans-Peter Hutter: "Aus ärztlicher Sicht sollten gerade jetzt notwendige Wege verstärkt mit dem Fahrrad und zu Fuß zurückgelegt werden. Diese Alltagsbewegung an der frischen Luft ist angesichts der längeren, bewegungsarmen Zeit zuhause noch wichtiger als sonst." Deshalb spricht sich der VCÖ auch für die Öffnung der Bundesgärten in Wien aus.

Platz, um ausreichend Abstand zu halten

Denn in Wien hätten die meisten keinen eigenen Garten. "Gerade für Familien ist die aktuelle Situation sehr schwierig. Für Kinder ist Bewegung besonders wichtig. Deshalb ist es sehr wichtig, dass es der Bevölkerung erleichtert wird, mit ausreichend Abstand in der frischen Luft zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sein zu können", hofft Gratzer, dass in den Bezirken temporäre Fußgängerstraßen umgesetzt werden.

"Neues Infrastrukturprojekt nach der Krise"

Nach der Coronakrise sollten dann die Mängel in der Infrastruktur für Fußgängerinnen und Fußgänger rasch und umfassend behoben werden. Der VCÖ sieht dabei auch die Bundesregierung gefordert, die Bezirke finanziell zu unterstützen. Dieses Infrastrukturprogramm sei klimaverträglich und schaffe gleichzeitig Arbeitsplätze.