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Corona-Tests "satanisch" – Mutter nahm Kind aus Schule

Während der Pandemie wurden Kinder teilweise aus der Schule genommen, weil ihre Eltern an Corona-Verschwörungstheorien glauben.

Leo Stempfl
Nicht immer waren Kinder und Jugendliche mit den Entscheidungen ihrer Eltern einverstanden – doch meistens sind sie machtlos.
Nicht immer waren Kinder und Jugendliche mit den Entscheidungen ihrer Eltern einverstanden – doch meistens sind sie machtlos.
Getty Images (Symbolbild)

Die Anfragen bei der Bundesstelle für Sektenfragen sind zuletzt wieder gestiegen. Diese drehten sich 2021 um Weltanschauungsfragen, Esoterik, Okkultismus, Satanismus, Wunderheilungen, fundamentalistischen Strömungen, Angeboten zur Lebenshilfe bis hin zu religiösem Extremismus. Hauptsächlich sind es Verwandte oder Bekannte, die um Rat bitten, weil ihre Liebsten immer weiter abdriften.

Völlig hilflos sind in solchen Situation Kinder. "Der Bundesstelle wurde immer wieder über religiös, weltanschaulich oder ideologisch begründete Haltungen und Praktiken berichtet, die einen Verdacht auf Kindeswohlgefährdung darstellen könnten oder zumindest ungünstige Bedingungen für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nahelegten", heißt es im kürzlich veröffentlichten Tätigkeitsbericht.

Teils übernahmen Kinder und Jugendliche die Ansichten der Eltern und litten unter Ausgrenzungserfahrungen und Loyalitätskonflikten, anderen war die radikale Position der Eltern unangenehm. Einige Jugendliche wollten sich impfen lassen, dies wurde jedoch von manchen Eltern nicht erlaubt. Die angstschürenden Botschaften von manchen Verschwörungstheorien stellten einen generellen Belastungsfaktor dar, der das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen in den Staat und seine Institutionen untergraben und ihnen eine ständige Bedrohung suggerieren könnte.

Schulabmeldung wegen Corona-Maßnahmen

Davon kann Herr X ein Lied singen, wie in einem Fallbeispiel erzählt wird. Seine ehemalige Lebensgefährtin hatte sich im Laufe der Zeit der Anti-Maßnahmen-Bewegung angeschlossen und war bei vielen einschlägigen Demonstrationen dabei. Sie lehnte die Verwendung von Masken und Tests grundsätzlich ab, da sie befürchtete, dass Roboter damit ins Gehirn eingesetzt würden.

Problematisch war das vor allem für die gemeinsame zehnjährige Tochter, deren Schulbesuch von der Mutter durch Verweigerung der Maßnahmen unterbunden wurde. Auf den Demonstrationen kam die Kindesmutter mit einer christlich-konservativen Gemeinschaft in Kontakt, die ebenfalls Impfungen kategorisch ablehnte und die Pandemie als Wirken Satans interpretierte, dem man nur durch Glauben begegnen könnte. Die Gemeinschaft lebte abgeschieden und in bewusster Abgrenzung zur Gesellschaft, die Kinder wurden selbst unterrichtet und sollten von allen "satanischen Einflüssen" einer modernen Gesellschaft ferngehalten werden. Die Ex-Partnerin von Herrn X wollte Mitglied dieser Gemeinschaft werden und mit der Tochter in die Kommune übersiedeln. Herrn X wurde der Kontakt zur Tochter seit einigen Wochen verwehrt.

Einziger Arzt verbot Corona-Regeln

Solche Meinungen machten auch vor dem Gesundheitsbereich nicht Halt. Der Hausarzt der Gemeinde, in der Herr Y wohnte, war ein lautstarkes Mitglied der Querdenker-Bewegung, hielt sich auch in seiner Praxis an keine Vorsorgemaßnahmen und machte Stimmung gegen Impfungen. Masken wären schädlich und in seiner Ordination hing ein Zettel, der darauf hinwies, dass man keine Masken tragen sollte. Bei diversen Erkrankungen behauptete er, die Ursache wäre die Impfung, egal, ob es Hautausschläge, depressive Verstimmungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren.

Herr Y ärgerte sich über dieses Verhalten, zögerte aber damit, es bei den zuständigen Stellen wie der Ärztekammer zu melden, da der Arzt beliebt war, und man befürchtete, keinen Ersatz für ihn zu bekommen. Die Gemeinde war klein und es war schon zuvor schwierig gewesen, diese Stelle zu besetzen.

Lagerkampf im Seniorenheim

Frau Z war Leiterin eines Seniorenwohnheims. Die Pandemie brachte zahlreiche zusätzliche Belastungen für ihr Team und die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses. Mit Letzteren würde man aber insgesamt gut zurechtkommen, eine viel größere Zerreißprobe wäre es jedoch, dass es Personen im Team gab, die sich zunehmend Verschwörungstheorien zuwandten und die Einhaltung von Vorgaben und Sicherheitsmaßnahmen verweigerten.

Dadurch bildeten sich jetzt auch unter den Bewohnerinnen und Bewohnern zwei Lager aus: jene, die sich dem Widerstand anschlossen, zunehmend weniger Kooperation zeigten und dabei oft aggressiv und fordernd auftraten, und jene, die sich durch diese Gruppe bedroht sahen, eine Betreuung durch nicht geimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ablehnten und den Kontakt zu Ungeimpften generell mieden. Flugzettel mit verschwörungstheoretischen Inhalten wurden anonym am Schwarzen Brett angebracht und in den Postfächern verteilt. Die Behauptungen darauf verunsicherten andere Bewohnerinnen und Bewohner. Nachdem Frau Z die Flugzettel entfernt hatte, wurden ihr Zensur und Unterdrückung anderer Meinungen unterstellt.

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