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Corona-Tüftler impft Menschen – bis die Polizei kommt

Das Corona-Vakzin von Winfried Stöcker ist nicht zugelassen, dennoch verimpft er es. Eine Aktion am Samstag musste von der Polizei gestoppt werden.

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    Am 27. November 2021 hat die Polizei am Flughafen Lübeck eine illegale Impfaktion aufgelöst.
    Am 27. November 2021 hat die Polizei am Flughafen Lübeck eine illegale Impfaktion aufgelöst.
    DPA/Christian Charisius

    Am Flughafen Lübeck gab es am Samstagnachmittag eine illegale Impfaktion, bei der 107 Menschen einen nicht zugelassenen Impfstoff erhalten haben sollen. Laut Polizei wurden allerdings nur 50 Menschen geimpft. Hinter der Aktion steckt Winfried Stöcker, ein exzentrischer Arzt, Unternehmer und Spender der rechtsextremen Partei AfD.

    Die unzulässige Impfaktion mit großem Menschenandrang wurde von der Polizei beendet. Die Beamten beschlagnahmten Proben des Impfstoffes, benutzte Spritzen und eine Impfliste. Von den Anwesenden wurden die Personalien festgestellt. Geimpft wurde in einem zu diesem Zweck hergerichteten Büroraum. Flugverkehr gab es zu dieser Zeit auf dem kleinen Regionalflughafen, der Stöcker gehört, nicht.

    Stöcker prahlt auf Social Media mit der Aktion

    Die nicht zugelassene Aktion stellt eine Straftat nach dem Arzneimittelgesetz (AMG) dar. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft richten sich den Angaben zufolge gegen vier Männer im Alter zwischen 61 und 81 Jahren.

    In sozialen Netzwerken bestätigte Winfried Stöcker, dass er für seinen Impfstoff keine Zulassung habe. Er habe diesen auch nicht beantragt. Mehr als 10.000 Menschen seien bereits mit dem experimentellen Impfstoff geimpft worden, meinte er.

    Stöcker machte Millionen mit seinem Labor

    Winfried Stöcker fiel bereits vor einem halben Jahr auf, als er angab, nach einem Impfversuch an sich auch seine Familie sowie Mitarbeiter seines Labors geimpft zu haben. Laut "Bild" handelt es sich bei dem Impfstoff um ein Mittel, das Stöcker 2020 entwickelt hat. Er nennt es einen "individuellen Heilversuch".

    Das Mittel wird laut "Welt" in Komponenten geliefert, die ein Arzt dann vermischt. Deshalb handelt es sich formal nicht um einen Impfstoff. Bei der Mischung soll es sich um einen sogenannten Totimpfstoff handeln. Angeblich wurden bei Patienten, die den experimentellen Impfstoff früher bekommen hatten, Coronavirus-Antikörper festgestellt. Doch wie der Charité-Virologe Christian Drosten, dem Stöcker im Frühjahr unaufgefordert eine eigene Blutprobe zugeschickt hatte, damals sagte: "Der bloße Nachweis von Antikörpern ist keine Bestätigung der Wirksamkeit eines Impfstoffs."

    Winfried Stöcker ist Mediziner, arbeitete lange an der Lübecker Universität, hält mehrere Patente und führte sein 1987 gegründetes Unternehmen für Labordiagnostik Euroimmun so erfolgreich, dass er es 2017 für 1,3 Milliarden Euro verkaufen konnte. Nach wie vor besitzt er ein Labor in Lübeck. 2015 forderte er in seinem Blog angesichts der Migrationskrise den "Sturz der Kanzlerin Merkel". 2019 spendete er der AfD 20.000 Euro.

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